Gemeinderat, 24. Sitzung vom 22.06.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 54 von 126
Ressort wird, wie gesagt, durchaus sehr schätzenswerte Arbeit gemacht. Ich bin aber der Meinung, politische Entscheidungsträger hier im Dunkeln zu lassen, das führt im Endeffekt eigentlich nur dazu, dass, wenn tatsächlich irgendwann einmal etwas danebengeht, so wie in diesem Fall, Sie dann auch alleine dastehen, alleine im Regen stehen, zumindest, wenn es so ist wie im Ausschuss, dass auch die anderen beiden Oppositionsfraktionen dem nicht zustimmen werden.
Dahin gehend eben mein Appell: Sorgen Sie dafür, dass wir hier ordentliche Entscheidungsgrundlagen haben, die auch ein Budget von rund 280 Millionen EUR, das sind ja immerhin 2 Prozent des Gesamtbudgets der Stadt Wien, rechtfertigen. Dieses professionelle Vorgehen erwarten wir seitens unserer Fraktion schlichtweg. - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Dr. Jennifer Kickert: Danke für die Desinfektion. - Zu Wort gemeldet ist GR Weber. Ich erteile es ihm.
GR Thomas Weber (NEOS): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Geschätzter Gemeinderat! Liebe Kolleginnen und Kollegen via Livestream!
Schön, wieder an diesem Rednerpult hier zu stehen, seit September 2020 für mich zum ersten Mal, und schön, bei der Gelegenheit auch über das neue Wiener Pratermuseum reden zu können. Ich persönlich halte dieses neue Wiener Pratermuseum tatsächlich für einen Meilenstein. Ich halte es tatsächlich auch für ein sehr gelungenes Leuchtturmprojekt, und ich möchte Ihnen auch ausführen, warum: Es ist nicht nur aus kultureller Sicht ein Leuchtturmprojekt, es ist ein Leuchtturmprojekt aus ökologischer Sicht, aus klimatechnischer Sicht und aus Sicht der Nachhaltigkeit.
Ganz generell ist die Entscheidung für ein neues Pratermuseum, unabhängig vom Entwurf, eine große Chance, die seit Jahrzehnten im Seitentrakt des Wiener Planetariums versteckte Pratersammlung der Stadt Wien an einen prominenteren Ort zu führen. Das Planetarium ist ein wunderbarer, großartiger Ort, ich kann mich da an schöne Kindheitsmomente erinnern, aber vielleicht ist es für ein Pratermuseum nicht unbedingt der schönste Ort. Das neue Pratermuseum, der Neuentwurf des Pratermuseums wird uns auf jeden Fall die Chance geben, dass wir dieses Museum, dieses neue Pratermuseum zum wichtigsten öffentlichen Raum des gesamten Praters machen. Dieses neue Pratermuseum bringt einerseits eine zentrale Verkehrsachse, eine neue Verkehrsachse des Praters, es wird nicht nur ein Museum, es wird auch ein zentraler Begegnungsraum, ein öffentlicher Ort - ich werde Ihnen dann gleich ausführen, warum -, und es wird ein Kulturzentrum.
Ursprünglich - jetzt möchte ich in der Genese dieses Projekts ein bisschen zurückgehen - lagerte die Hoffnung für ein neues Pratermuseum in der Nachnutzung einer ehemaligen Spielhalle als Location. Mit dieser ehemaligen Spielhalle hätten wir eben die Chance bekommen und auch ergriffen, mit einem neuen Pratermuseum die Sammlung Prominenter zu präsentieren. Allerdings hat sich bei der Vorplanung und bei der Entwicklung dieses Vorentwurfs ein sehr klares Ergebnis gezeigt, nämlich dass die Nutzung der Spielhalle, also die Nachnutzung des bestehenden Objekts, den sehr wichtigen Kriterien der Nachhaltigkeit ja überhaupt nicht gerecht wird, die Energiekennzahlen sind ja weit neben den heute gängigen ökologischen Standards und die daraus resultierende CO2-Belastung enorm hoch. Natürlich, ja, Herr Kollege Berger - ja, Sie sind eh noch da -, man kann natürlich den ursprünglich in Auftrag gegebenen Vorentwurf auch umsetzen, nämlich die Spielhalle nachzunutzen. Ich persönlich halte das allerdings im Jahr 2022 vor dem Spiegel der Klimakrise und des Klimawandels für falsch. Ich würde diese Entscheidung für fahrlässig halten, ich halte sie für besonders fahrlässig den nächsten Generationen gegenüber. (Beifall bei NEOS und SPÖ.)
Und ja, Sie haben recht und ich bin mir ziemlich sicher, wir werden das auch vom Kollegen Eppinger von der ÖVP hören, die Errichtungskosten für diese neue Planung des Pratermuseums sind wesentlich höher, als es die ursprünglich geplanten Kosten waren. Wir wissen aber auch, der laufende Betrieb wird damit wesentlich kostenschonender und vor allem wird er CO2-schonender und ökologisch nachhaltig. Das neue Pratermuseum ist daher in dem Entwurf, wie wir das heute beschließen, ein nachhaltiger Beitrag der Wiener Kulturlandschaft zum Kampf gegen die Klimakrise, aber nicht nur das, das neue Pratermuseum wird als wegweisender Holzbau umgesetzt werden. Das ist einer der ersten öffentlichen Holzbauten in Wien, somit ein Leuchtturmprojekt, nicht nur für den Prater, sondern auch ein Wien-weites Vorbild, was die soziale und die ökologische Integration von Nachhaltigkeit betrifft.
Ich finde das Projekt super, nicht nur, weil es ein Holzbau ist, nicht nur, weil es ein neues Museum ist, sondern ich finde das Projekt aus vielerlei Gründen super. Herr Kollege Berger ist da drübergefahren und hat gesagt, na ja, da pickt ein ökologisch geprüft grünes Pickerl drauf. - Na ja, es ist großartig, was in dem neuen Pratermuseum ist: Heizen und Kühlen mit einer Wärmepumpe, State of the Art, die wirtschaftlichste Energiequelle wird verwendet, nämlich die Außenluft genutzt, die Stromerzeugung durch Photovoltaik am Dach. Es gibt hocheffiziente Wärmerückgewinnung durch die Lüftungsanlage, und die passiven Kühlelemente regeln über die Luftfeuchtigkeit auch den Primärenergiebedarf dieses Gebäudes, dieses neuen Pratermuseums ganz erheblich. Alles zusammen: Ja, ein Leuchtturm und ein Meilenstein an ökologisch nachhaltigem Bauen, den ich für richtig finde. Ich finde es deshalb richtig, hier diese Entscheidung für dieses Projekt zu treffen.
Das neue Konzept hat aber auch, abgesehen von den ökologischen Zahlen, eine wichtige Nachhaltigkeit auf das Thema soziale Funktionalität. Es ist nämlich wichtig, zu betonen, dass das Mehr an Freiraum mit dem neuen Entwurf nicht dazu verwendet wird, ein Mehr an Ausstellungsfläche zu schaffen, sondern dazu, einen öffentlichen Raum zu schaffen. Statt einer einseitig begehbaren Ausstellungsbox wird das ein auf beiden Seiten offen begehbarer Ort mit großen einladenden Fensterfassaden. Die große soziale Nachhaltigkeit dieses Entwurfs des neuen Pratermuseums liegt vor allem im
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