Gemeinderat, 24. Sitzung vom 22.06.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 126
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Schönen guten Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren!
Die 24. Sitzung des Wiener Gemeinderates ist eröffnet.
Ganztägig verhindert sind GR Dipl.-Ing. Al-Rawi, GRin Anderle, GR Deutsch, VBgm.in Gaál, GR Kunrath, GR Mahdalik, GRin Novak, GR Seidl, GRin Weninger und GRin Mag. Wieninger.
Zeitweise verhindert: GR Mag. Auer-Stüger, GRin Mag. Berner, GR Dipl.-Ing. Dr. Gara, GR Mag. Kowarik, GR Schulz, GR Stark, GR Oxonitsch, GR Öztas, GR Woller und GRin Korosec.
Alle anderen sollten hier sein. Ich zähle jetzt nicht durch. Mir wird gerade mitgeteilt: GR Öztas ist da. Ich habe ihn auch unter den zeitweise Entschuldigten vorgelesen. Falls seine zeitweise Entschuldigung nicht gilt, dann würde ich bitten, das über den Klub mitzuteilen, dann streichen wir das wieder raus. - Danke schön.
Wir kommen nun zur Fragestunde.
Die 1. Anfrage (FSP-1376411-2022-KNE/GM) wurde von GR Weber gestellt und ist an die Frau Amtsführende Stadträtin für Kultur und Wissenschaft gerichtet. In dieser Anfrage geht es um das Denkmal für die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit, insbesondere um dessen Planung und Umsetzung. (Wien bekommt ein Denkmal für die Frauen und Männer, die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung der NS-Zeit waren. Was ist genau geplant und wie sieht der weitere Prozess der Umsetzung aus?)
Ich darf die Frau Stadträtin um Beantwortung bitten.
Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Einen schönen guten Morgen, werte Kollegen, werter Herr Bürgermeister, werte Gemeinderäte!
Die 1. Frage bezieht sich auf das Homosexuellendenkmal und lautet: „Wien bekommt ein Denkmal für die Frauen und Männer, die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung der NS-Zeit waren. Was ist genau geplant und wie sieht der weitere Prozess der Umsetzung aus?“
Es war dies ein langes Desiderat. Seit 20 Jahren gibt es dazu Gespräche und hier ein Anliegen, auch dieser speziellen Opfer zu gedenken und dafür auch einen Ort zu schaffen. Wir haben mit der Community in mehreren Phasen sozusagen einen Prozess initiiert. Resultierend aus diesem Prozess ist letztes Jahr schon einmal eine Umsetzung mit Marc Quinn angedacht worden. Dieser hat seinen Entwurf aber zurückgezogen.
Wir haben den Prozess neu aufgesetzt und haben in einem zweistufigen Verfahren durch eine Jury, die auch sehr divers besetzt war und in die alle Stakeholder und Stakeholderinnen mit eingebunden hat, eine Entscheidung herbeigeführt. Diese Jury hat entschieden, dass der Entwurf ARCUS - so sein Name - von Sarah Ortmeyer und Karl Kolbitz umgesetzt werden soll. Ausgelobt hat diesen Wettbewerb KÖR gemeinsam mit WASt, der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen. Es gab mit 83 Einreichungen großes Interesse an diesem Denkmal. 8 Einreicher von Entwürfen wurden dann zu einer Weiterbearbeitung eingeladen. Die Gesamtkosten betragen 300.000 EUR.
Den Entwurf kann man leicht auch erzählerisch darstellen: Im Grunde geht es um das Aufgreifen dieses wirklich weltbekannten Regenbogensymbols, dem aber alle Farben entzogen sind. Es ist dies also ein Regenbogen in Graustufen, und es kommt nicht nur eine Uniformität heraus, sondern es gibt durchaus eine Differenzierung in diesem Grauspektrum.
Wir freuen uns sehr, dass das medial und auch in den Communities wirklich sehr, sehr gut angekommen ist. Es besteht nämlich immer die Schwierigkeit, eine Balance zwischen künstlerischen Ansprüchen und auch den notwendigen Erkennungsformen in den Communities zu finden. - Ich glaube, wir haben hier einen exemplarisch guten Prozess zustande gebracht.
Jetzt geht es in die Detailplanung des Kunstwerkes. Es gibt daher Gespräche mit KünstlerInnen zur Umsetzung. Parallel dazu wird auch die Vermittlungsarbeit aufgenommen. Und wir planen, im Frühjahr nächsten Jahres dieses Kunstwerk eröffnen zu können.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von NEOS. Bitte, Herr GR Weber.
GR Thomas Weber (NEOS): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Vielen Dank für Ihre bisherigen Ausführungen.
Juni ist ja bekanntlich auch Pride-Monat. Daher liegt die Frage auf der Hand: Was tut sich denn, bezogen auf die LGBTQ-Community in Wiens Kulturlandschaft?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Danke für die Frage.
Ich glaube, jeder hat bei den Umzügen jetzt gesehen, was dieser Pride-Monat für die Sichtbarkeit und Gemeinsamkeit bedeutet. Die Veranstaltungen waren, glaube ich, so gut besucht wie noch nie. Ich war auch dort und habe mich sehr darüber gefreut, wie positiv und wie friedlich das Zusammenkommen der vielen hier war.
Es gibt aber natürlich auch in unterschiedlichen Feldern große Aktivitäten. Zum einen haben wir die Basissubvention für das QWIEN massiv angehoben. Dieses ist nämlich das Zentrum für queere Geschichte Wiens und hat auch einen wissenschaftlichen Anspruch, und wir versuchen, auch dort die wissenschaftliche Tätigkeit verstärkt zu fördern. Wir haben von 120.000 auf 200.000 EUR erhöht. Es wird eine Meta-Suchmaschine für queere Archive angelegt, es gibt inhaltliche Vorarbeiten zu einer Queer History Map für Wien sowie auch eine profundere Auseinandersetzung mit der Verfolgung von Homosexuellen während der NS-Zeit. Mit dieser Erhöhung wurde dieses wirklich einzigartige außeruniversitäre queere Forschungsinstitut auch nachhaltig abgesichert.
Eine andere Form der Sichtbarmachung haben wir im 5. Bezirk mit dem Helga-Pankratz-Platz vorgenommen. Helga Pankratz, die 2014 leider an Krebs verstorben ist, war eine ganz engagierte Feministin und Aktivistin für Lesben- und Schwulenbewegungen in Österreich. Man kann sich heutzutage kaum vorstellen, dass vieles in diesem Zusammenhang noch sehr lange unter Strafe
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