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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 27.04.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 21 von 73

 

mer und Unternehmerinnen, und wir leisten damit auch einen Beitrag zur Bewältigung der Zukunftsherausforderungen, etwa bei den ambitionierten Klimazielen, die wir uns als Stadt gesetzt haben.

 

Einen wichtigen Beitrag dazu wird auch das bereits erwähnte Fachkräftezentrum leisten, wo wir gerade intensiv mit den Sozialpartnern, mit AMS Wien und mehreren Abteilungen der Stadt daran arbeiten, dieses zu etablieren. Insgesamt werden wir heuer 113 Millionen EUR in die Beratung und Förderung von 39.000 WienerInnen und über 1.000 Unternehmen über den WAFF investieren. Wir werden damit den Arbeitsmarkt weiter beleben und für viele Wienerinnen und Wiener neue Jobchancen schaffen. - Vielen Dank.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr GR Arsenovic. Ich erteile es ihm.

 

10.53.47

GR Johann Arsenovic (GRÜNE)|: Frau Vorsitzende! Werte KollegInnen! Sehr geehrte ZuseherInnen vor den Bildschirmen!

 

Mein Sohn Daniel ist 16, ich habe schon öfters von ihm erzählt und ich, wie gesagt, diskutiere sehr viel mit ihm über aktuelle Ereignisse. Er fragt mich immer, ob ich Angst vor Corona und den Krisen, die gerade passieren, habe. Ich sage ihm eigentlich immer dasselbe, ich sage ihm: Ich habe keine Angst, aber ich habe die Furcht, dass wir nichts aus diesen Sachen lernen, dass nachher alles gleich bleibt. Wenn wir aus den Krisen - und das betrifft kleine Sachen, aber natürlich auch die große Welt - nichts lernen, dann wäre das das Schrecklichste, das passieren könnte.

 

Es gibt natürlich gerade sehr viele Herausforderungen, ihr wisst es: Den aktuellen Krieg, Kriege, Corona und natürlich die allergrößte Herausforderung, die Klimakatastrophe, die vor der Tür steht. Die Wirtschaft betreffend zeigen alle Krisen ein Mal mehr, dass wir unser Wirtschaftssystem auf einem sehr, sehr sandigen Fundament gebaut haben. Der Bedarf nach immer billigeren und immer mehr Produkten ist scheinbar für viele die einzige Antriebsfeder. Das Einzige, was scheinbar zählt, ist Wachstum, Wachstum, Wachstum, und das noch billiger. Oft reichen dann kleine Ereignisse, um dieses Wirtschaftsgefüge zu erschüttern.

 

Ich möchte euch zwei Beispiele nennen: Ihr könnt euch noch erinnern, vor einem Jahr hat die siebentägige Blockade des Suezkanals durch die „Ever Given“ ausgereicht, um Teile der globalen Wirtschaft in eine große Krise zu stürzen. Jetzt passiert gerade Ähnliches - ihr habt die Bilder gesehen - im Hafen von Shanghai, wo die Schiffe auf Grund der Corona-Politik ihre Ware nicht löschen können. Der Welthandel kollabiert wegen eigentlich einer kleinen Sache. Er kollabiert, weil irgendein Trumm in irgendeinem Container ist, der auf irgendeinem Frachtschiff ist, und das Frachtschiff steht irgendwo - wie soll ich sagen - im Stau, und deswegen stehen Fabriken still, deswegen werden Lieferketten unterbrochen und deswegen fallen Produktionen aus. Ich denke, wir sind uns alle einig darin, dass das so nicht weitergehen kann und darf, liebe KollegInnen, da müssen wir etwas ändern!

 

Die gute Nachricht ist, egal, mit wem ich derzeit in Wien spreche, egal, ob das Menschen aus der Industriellenvereinigung sind oder ob das Menschen - ich weiß nicht - in der Fußballkantine in Meidling sind, die Menschen wollen dieses System auch nicht mehr haben. Wir brauchen, wie gesagt, ein anderes, wir brauchen eine neue Wirtschaft, wir brauchen eine stabile Wirtschaft. Produkte zum Beispiel lokal und nachhaltig zu produzieren, ist meiner Meinung nach unverzichtbar und, ich gehe sogar noch einen Schritt weiter, es ist das Gebot der Stunde!

 

Ich denke, dass eben nur eine kleinteilige, eine regionale, eine resiliente Wirtschaft fähig ist, sich diesen vielen Herausforderungen, die die Krisen uns aufzeigen, anzupassen. Gerade weil Güter lokal und fair produziert werden, ist solch eine Wirtschaft auch à la longue erfolgreich und dadurch auch zukunftsfit.

 

Was ist also zu tun? - Ganz einfach: Produzieren wir wieder lebenswichtige Dinge, wie zum Beispiel Medikamente und Lebensmittel, vor Ort! Fördern wir noch stärker als bisher unsere regionale und kleinteilige Wirtschaft und die nachhaltige Wirtschaft im Grätzl vor Ort und nicht irgendwo in Asien! Es gibt auf Landesebene und seit gestern - ihr habt es vielleicht mitbekommen - auch auf Bundesebene sehr gute Initiativen. Fördern wir aber auch weiterhin und noch viel stärker Unternehmen, die Produkte reparieren, und vermeiden wir dadurch Müll! Und ganz, ganz wichtig: Machen wir aus unseren Gebäuden Klimaanlagen und Sonnenkraftwerke und fördern wir noch stärker Betriebe, die das können beziehungsweise auch Betriebe, die das zukünftig tun wollen! Unterstützen wir daher auch auf allen Ebenen noch viel stärker als bisher alle Organisationen und Unternehmen, die Menschen genau in diesen Zukunftsbereichen ausbilden und ausbilden wollen!

 

Last but not least: Raus aus Öl und Gas, weg mit dieser Abhängigkeit! Wir wissen seit wenigen Wochen, dass wir viel, viel weniger Zeit haben, als wir gedacht haben. Ihr habt es mitbekommen, ab heute keine Gaslieferung mehr nach Polen und nach Bulgarien, das heißt, Wind, Wasser, Photovoltaikanlagen, sonstige Alternativen: her damit, heute, nicht morgen! Elektromobilität, Wärmedämmung, Alternativen zum Individualverkehr, Passivenergieobjekte, et cetera, et cetera.

 

Ich kann nur sagen, als Stadt Wien müssen wir überall dort, wo wir selbst die Möglichkeit haben, die Dinge sofort umsetzen, und in allen anderen Bereichen müssen wir es gesetzlich fördern, aber auch noch viel, viel stärker als bisher unterstützen und auch finanziell fördern.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Herr Gemeinderat, die Redezeit ist abgelaufen, bitte einen Schlusssatz formulieren!

 

GR Johann Arsenovic (fortsetzend): Der Schlusssatz ist: So schaffen wir die 10.000 Arbeitsplätze, wir dürfen halt nur keine Zeit verlieren und müssen es sofort angehen: „Shortly, without von delay!“ - Danke.

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr StR Mahrer. Ich erteile es ihm.

 

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