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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 27.04.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 4 von 73

 

die neben dem modernen Energieversorgungssystem dafür sorgen, dass wir eben jetzt, was den Energieverbrauch betrifft, die Nummer 1 sind. Das ist die gute Nachricht.

 

Die verbleibenden Herausforderungen im Gebäudebereich auf dem Weg zur Klimaneutralität 2040 sind aber noch immer sehr, sehr groß. Fast 90 Prozent der CO2-Emissionen im Gebäudesektor werden von Gasheizungen verursacht, und zwar zum Großteil von den knapp 500.000 Gasthermen in Wiener Wohnungen und Arbeitsstätten. Aufbauend auf den jahrzehntelangen Erfahrungen im Förderbereich der thermischen Bestandssanierungen, haben wir daher schon in der Vergangenheit, und wollen wir jetzt besonders mit dem Klima-Fahrplan, zielgerichtete Förderprogramme auf den Weg bringen, Rahmenbedingungen anpassen, immer mit dem Ziel, sowohl die Anreizsetzung im Blick zu haben, aber ebenso auch die soziale Abfederung.

 

Diese ist unabdingbar bei einem Wechsel auf Erneuerbare, weil das Heizen ohne CO2 für die Mieterin, für den Mieter, für die Wienerin, für den Wiener nicht teurer sein kann als das Heizen mit CO2. Das bedeutet, breite soziale Abfederung natürlich immer mitzudenken, und zugleich immer die Kombination von neuen Energieformen, die Kombination von Umstellung der Energieversorgung auf Erneuerbare mit Maßnahmen zur thermischen Sanierung, wo Wien ja einen ziemlich beeindruckenden Track-Record hat. Das ist unser Ziel, das wir verfolgen.

 

Eine Möglichkeit, die fossile Wärmeversorgung durch klimafreundliche Lösungen zu ersetzen, besteht in der Nutzung von Wärmenetzen. Das sind sogenannte Anergienetze, die Erdwärme- beziehungsweise Grundwasserwärmepumpen verbinden, mit der Möglichkeit, das auf eine Mehrzahl von Gebäuden auszuweiten. Die Gebäude werden auf eine wärmepumpenbasierte Lösung umgerüstet, und jegliche fossile Versorgung der betreffenden Gebäude gehört dann der Geschichte an.

 

Das ist natürlich ein sehr, sehr großer Schritt für eine klimafreundliche Wärmeversorgung für das jeweilige Gebäude, und es ist genau dort sehr, sehr wichtig, wo wir mit der Fernwärme nicht hinkönnen. Wir diskutieren immer wieder hier im Haus Energieraumpläne und sehen daher sehr große weiße Flecken für alle Bezirke. Wir haben heuer alle Energieraumpläne abzuarbeiten, wo wir durch Fernwärme und Fernwärmeausbau hocheffiziente Möglichkeiten finden, raus aus dem Gas zu kommen. Dazwischen aber gibt es halt weiße Flecken, und dafür ist genau die Möglichkeit der Nutzung von Wärmenetzen eine sehr, sehr zentrale.

 

Ein Beispiel dafür ist die Geblergasse. Wer es noch nicht kennt, dem kann ich das einfach nur sehr, sehr ans Herz legen, denn es ist immer schön, wenn man in ein Gebäude hineingehen und selbst erleben kann, wie das ausschaut, wie das gehen kann. Dort haben zeininger architekten gezeigt, wie es gehen kann. Das ist Altbausanierung, das ist Bestandsanierung, das ist ein Straßenblock im 17. Wiener Gemeindebezirk, der fast 20 Parzellen umfasst, und es ist ein typisches Beispiel für heterogene Verbauung im gründerzeitlichen Wien.

 

Im Zuge einer umfassenden Sockelsanierung wurde dort erstmals in Österreich in einem historischen Bestandsbau Geothermie zum Einsatz gebracht. Die Häuser in der Geblergasse 11 und 13 sind erweitert und aufgestockt worden und haustechnisch natürlich grunderneuert. Die Erdwärmeanlage, die dort neu geschaffen worden ist, lässt jetzt jederzeit einen Ausbau zu. Es ist also möglich, dass man zusätzlich zu diesen zwei Häusern in Zukunft in einem Anergienetz den gesamten Straßenblock versorgen kann.

 

Genau von diesen Projekten wollen wir in Wien mehr haben, und genau deshalb wollen wir solche Dinge durch innovative Förderansätze unterstützen und auf den Weg bringen. Wir wollen also als Stadt Wien der Geburtshelfer, die Geburtshelferin für Projekte sein, mit denen wir auch zeigen können: Nicht nur im Neubau, sondern auch im Bestand ist „Raus aus Gas“ ein zentrales Anliegen, das wir bis 2040 abarbeiten und abarbeiten können. Wir zeigen damit, wie der Ausstieg aus Öl und Gas, der eine riesengroße Aufgabe sein wird, heute schon funktionieren kann.

 

Der Weg dahin ist die neue Förderrichtlinie für Wärmenetze in Verbindung mit Wärmepumpen für bis zu drei Objekte, die ab Mai eben Lösungen fördert - jedes Jahr mit 800.000 EUR -, die mit erneuerbaren Energiequellen bestehende fossile Heizungen gänzlich ersetzen. Das gilt natürlich für Bestandsgebäude wie in der Geblergasse, aber auch für die Verbindung von Bestandsgebäuden und Neubauten. Förderfähig sind Planungsleistungen und die Energieberatung, die Tiefenbohrungen und die Erdsonden selbst, Pumpen zur Versorgung des Wärmenetzes, Speicher, Wärmetauscher im Zusammenhang mit der erneuerbaren Aufbringung beziehungsweise mit der Nutzung von Abwärme.

 

Das ist eine Förderung, die ganz sicher nicht der einzige - wie Sie wissen, diskutieren wir auch heute noch sehr viel zum Thema Energie hier im Haus - und auch ganz sicher nicht der letzte, aber ein weiterer wesentlicher Schritt in Richtung einer dekarbonisierten Wärmeversorgung ist. Es ist ein Schritt, mit dem wir bestehende Pilotprojekte wie die Geblergasse in die Breite bringen wollen. Das sind Erfahrungen, die Mut machen, und daher wollen wir sie auch für weitere Projekte nutzen.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der SPÖ. Frau GRin Däger-Gregori, bitte.

 

9.12.25

GRin Luise Däger-Gregori, MSc (SPÖ): Wunderschönen guten Morgen, Herr Stadtrat, und danke für diese wirklich interessanten und auch wichtigen Ausführungen!

 

Lösungen für die Herausforderungen des Klimawandels müssen ja auch immer ein Beitrag zur Lösung der sozialen Frage sein. Trotz der kommunizierten Unterstützungsmaßnahmen der Stadt Wien sind die steigenden Gaspreise eine echte Herausforderung. - Ist damit zu rechnen, dass sich durch die angesprochenen Energienetze neben den ökologischen auch ökonomische Vorteile für die Bewohnerinnen und Bewohner ergeben können?

 

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