Gemeinderat, 21. Sitzung vom 30.03.2022, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 94
Modell vorgelegt, und der Filmfonds Wien ist jetzt dabei, sich exakt dem anzuschließen. Wir haben hier ja insgesamt schon immer eine sehr gute Bilanz gehabt, es ist natürlich eine Tatsache, dass sich der Anteil an Frauen im Filmbereich auch sukzessive gesteigert hat. Im Verhältnis zu vor 30 Jahren haben wir eine völlig veränderte Landschaft. Es stammen jetzt ungefähr 30 Prozent der Einreichungen von Frauen. Aber sie wird sich diesem Bundesmodell anschließen, sodass für alle Filmschaffenden die gleichen Bedingungen gelten und Wien keine andere Politik fährt als der Bund. Das hat ja für große Aufregung gesorgt. Aber sie ist auch eine große Vermittlerin, und man muss auch vielen die Angst nehmen, denn es gibt ein paar Kriterien, und an allererster Stelle der Juryentscheidungen steht selbstverständlich die Qualität.
Nur muss man auch sagen, wenn wir uns die Preise anschauen, die in den letzten Jahren vergeben wurden, welche Kapazunder wir haben, Jessica Hausner, Barbara Albert, schon seit Längerem als Autorenkino, jetzt Marie Kreuzer, die nach Cannes kommt, Ruth Beckermann, dann haben wir unglaublich starke Frauen in der Regie, aber bitte auch im Schnitt. In der Produktion ist noch sehr viel Luft nach oben, denn das ist eine große Männerdomäne, da gibt es noch sehr wenige Produzentinnen, aber auch das ist im Werden. Das kann man politisch nicht verordnen, da es ja ein privatwirtschaftlicher Bereich ist, aber man kann Incentives geben. Hier gibt es, glaube ich, zunehmend Anreize und Modelle, sodass das Ziel in Sichtweite ist, wo wir das wirklich auch als Abbild der Gesellschaft haben werden.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 4. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Eppinger, bitte.
GR Peter L. Eppinger (ÖVP): Guten Morgen, Frau Stadträtin! Ich habe die Frage der Kollegin Rychly sehr aufmerksam gelesen und da steht drinnen, die Kinolandschaft macht international von sich reden. Ich nehme an, sie spielt auch auf die Dreharbeiten des Netflix-Filmes vor wenigen Wochen auf der Donauplatte an. Ich habe es für mich so verstanden und finde es auf jeden Fall ein super gutes Beispiel und einen tollen Erfolg für die Frau Stoisits von der Filmkommission, so einen Film nach Wien zu holen. Nun macht eine Schwalbe noch keinen Sommer und ein Chris Hemsworth rettet noch immer nicht die Filmstadt Wien, aber ich finde es super. Ich habe Ihnen auch aufmerksam zugehört, was das Streaming betrifft, was Sie angesprochen haben, dass ja Filme nicht nur gefördert werden sollen, wenn sie ins Kino kommen, sondern millionenfach dann auch gestreamt werden. Und da frage ich mich, ob Sie auch einmal angedacht haben, die Förderrichtlinien der Stadt Wien, was Streaming-Produktionen betrifft, zu adaptieren. Ihren Worten entnehme ich, Sie denken daran. Wann gehen Sie das an?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Frau Stadträtin, bitte.
Amtsf. StRin Mag. Veronica Kaup-Hasler: Das ist wirklich eine Sache, die längst angegangen wird, und zwar eben von der Christine Dollhofer, die den Filmfonds Wien leitet. Sie ist die Expertin. Dieses Thema ist ja ein sehr vernetztes, weil wir auch schauen müssen, mit welchen Streaming-Diensten gearbeitet wird, die sehr unterschiedliche Profile und Aufgaben haben. Da versucht sie, eben auch einen Weg zu finden, der zeitgenössisch auf diese Entwicklung reagiert und gleichzeitig sicherstellt, dass Gelder dann auch wirklich in Österreich bleiben. Wir wollen einerseits promoten, aber wir wollen nicht rein internationale Produktionen befördern, die dann keinen Payback und keine Wirkung im österreichischen Raum haben. Wir brauchen eine gute Policy, und daran arbeitet sie gerade und versucht, sich eben auch mit europäischen PartnerInnen zu vernetzen, denn das ist ein ganz großes, internationales Thema, wo nicht ein Land solistisch durchgehen kann, ein wesentliches Thema, das wir aber generell haben, und da müssen wir alle an einem Strang ziehen.
Wien tut ja im Moment sehr viel mit der Vienna Film Commission. Das war eine große Erfolgsbilanz, und es ist erstaunlich - ich habe jetzt die Zahlen nicht alle hier -, dass es trotz Corona gelungen ist, so viele Filmproduktionen nach Wien zu locken. Da ist der Hemsworth und diese Geschichte halt das Prominenteste, aber es gibt viele andere Produktionen, die hier gedreht wurden, und das ist großartig. Auch die Film Incentive von StR Hanke ist ganz wichtig zu erwähnen, aber entscheidend wird in Zukunft auch die steuerliche Absetzbarkeit sein. Wir brauchen steuerliche Incentives, und das ist eine Sache, die leider nicht in meinem Ressort verankert ist, sondern das ist Bundessache. Da liegen Konzepte seit Jahren fertig da, sie werden nicht umgesetzt. Dies hat viele Gründe, auch die vielen Regierungswechsel der letzten Jahre sind daran schuld, aber alles ist bereit, das bräuchte der Finanzminister, den wir jetzt haben, einfach nur unterschreiben. Das wäre im Übrigen auch der größte „Door Opener“ für Investment in Kunst: Die steuerliche Absetzbarkeit von privatem Engagement für Kunst in allen Bereichen wäre ein äußerst wichtiger Hebel, um hier noch mehr möglich zu machen. Ich hoffe, da sind wir uns alle einig, da müssen wir wirklich alle gemeinsam immer auch an den Bund appellieren, dass da noch mehr möglich ist. Wir halten Sie auch gerne auf dem Laufenden und Sie haben ja die Frau Dollhofer erlebt, sie ist offen, auch jederzeit Fragen zu beantworten, wie der Status ist, da sind also alle Türen offen.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Vielen Dank, damit ist die 2. Anfrage beantwortet.
Die 3. Anfrage wurde zurückgezogen.
Die 4. Anfrage (FSP-798283-2022-KNE/GM) wurde von Frau GRin Mag. Bakos gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Jugend, Integration und Transparenz gerichtet. In dieser Anfrage geht es um geflüchtete ukrainische schulpflichtige Kinder und wie sie im Wiener Bildungssystem untergebracht werden. (Der Angriffskrieg gegen die Ukraine hat eine schwere humanitäre Krise und damit eine starke Fluchtbewegung aus dem Kriegsgebiet ausgelöst. Besonders stark betroffen sind hier zunächst die unmittelbaren Nachbarländer der Ukraine. Aber auch Österreich und im Besonderen Wien wird für tausende Kriegsvertriebene zum Zufluchtsort vor Putins Krieg.
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