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Gemeinderat, 20. Sitzung vom 23.02.2022, Wörtliches Protokoll  -  Seite 87 von 128

 

der Zeit, in der sie nicht in die Schule gehen konnten, extrem leiden. Es kommt die Angst vor der Krankheit als solche hinzu, Angst vor allem um die Großeltern. Wenn wir an die Berichterstattung der ersten Zeit denken, da waren die Kinder zu Hause, haben das mitgekriegt und sind oft wirklich in Panik geraten, wie sich das alles entwickeln wird. Lange zu Hause eingesperrt sein, ist für kein Kind gut, wir erinnern, dass die Spielplätze lange Zeit nicht benützbar waren. Und ja, es ist nun einmal so, dass nicht alle Familien in der Lage sind, mit ihren Kindern mehrmals in der Woche ins Grüne zu fahren, einen Freiraum aufzusuchen und sich mit ihnen dann auch noch dort zu beschäftigen, teilweise weil sie es auf Grund des beruflichen Einsatzes nicht konnten, teilweise weil sie halt einfach den Alltag nicht in diese Richtung hin bewältigen können.

 

Als Nächstes kommt dazu, und ich glaube, das war auch eine ganz große Belastung für die Kinder, dass das gute Homelearning natürlich nur dort funktionieren konnte, wo die technischen Voraussetzungen da waren, wo Eltern da waren, die ein bisschen nachgeholfen haben, aber hier viele Kinder auf der Strecke geblieben sind, nachgehinkt sind, und dass ihnen das auch ganz bewusst wurde. Und ich glaube, alles zusammen - natürlich die mangelnden sozialen Kontakte ganz besonders, das ist ab dem Volksschulalter etwas Wesentliches, dass man auch außerhalb der Familie mit den Freunden zusammenkommt, mit ihnen etwas erlebt, was für Jugendliche natürlich auch ganz besonders wichtig ist - hat bei vielen zu einer Depression geführt, sodass wir heute wirklich besorgniserregende Zahlen haben. Denn das, was bekannt ist, ist ja nur eine Dunkelziffer. Vieles weiß man ja gar nicht, viele sprechen nicht darüber oder es wird gar nicht erfasst.

 

Daher ist es sehr wichtig, dass man sich damit auseinandersetzt. Und ja, es gab ja diesbezüglich auch eine Pressekonferenz, wo seitens dreier Mitglieder der Bundesregierung und zweier Experten zu dem Thema gesprochen wurde. Mit Peter Stippl für die Psychotherapie und Beate Wimmer-Buchinger, die uns lange Zeit durch den Frauengesundheitsbeirat in Wien ja sehr gut bekannt ist, die sehr emotional war bei dieser Pressekonferenz. Ich habe mir das angeschaut, und man hat durchaus den Eindruck gehabt hat, sie steht in den Startlöchern. - Ja, das glaube ich für die Experten, nur wenn ich mir anschaue, wenn man dann sozusagen den Zeitrahmen abgefragt hat, dass ja erst Ende März überhaupt die entsprechende Öffentlichkeitsarbeit beginnt, und so weiter, dann, glaube ich, können wir uns hier in Wien oder kann man sich in den Bundesländern nicht darauf verlassen, dass das alles seitens des Bundes gestemmt wird, sondern ich glaube, dass die Länder hier wirklich sehr viel selbst dazu beitragen müssen, dass die Sache funktioniert.

 

In diesem Sinne darf ich einen Antrag einbringen, wo wir den Wiener Bürgermeister auffordern, dafür Sorge zu tragen, dass Wien nach dem Vorbild Vorarlbergs eine präventive, niederschwellige, flächendeckende psychotherapeutische Beratung für Schüler, Lehrer und Eltern an den Schulen organisiert und kostenfrei anbietet.

 

Ich glaube, man muss selbst gleich einmal eingreifen, damit das ganze Thema vorangeht. Es fehlt ja vieles. Vorarlberg ist da schon seit Langem ein bisschen führend, da sie schon im Kindergarten auch entsprechende Screenings haben. Das hatten wir in der Form ja nie. Ich glaube, es ist jetzt hoch an der Zeit, dass man das Thema in die Hand nimmt, dass man hier versucht, durch Betreuung, Beratung, Behandlung aus den Kindern wieder fröhliche Menschen oder psychisch gesunde Menschen zu machen. Es ist mir ein Herzensanliegen und ich habe das hier auch schon sehr oft gesagt, ja, man muss eine psychische Beeinträchtigung genauso behandeln wie ein wehes Knie oder eine kaputte Schulter. Das ist einfach wichtig, weil vor allem hier ja unglaubliche Spätfolgen zu befürchten sind. Je früher man das in Angriff nimmt, je früher man es zustande bringt, dass man die Kinder wieder aus dieser Depression und aus dieser negativen Stimmung herausholt, umso besser ist es für deren zukünftiges Leben, aber natürlich auch für die gesamte Gesellschaft.

 

Es wird natürlich nicht gehen, ohne dazu Hand in Hand für die Kinder wieder auch mehr Schönes im Leben anzubieten. Ich glaube, es ist jetzt hoch an der Zeit, dass man sich wieder verstärkt dem Sport widmen kann, aber auch Kunst und Kultur und das Schöne und das Gute anbietet, um eben über diese Tristesse der letzten Zeit hinwegzuhelfen.

 

In diesem Sinne darf ich den Antrag einbringen und ich hoffe sehr, dass es gelingen wird, den Kindern in Wien die nötigen Beratungen, Betreuungen anzubieten, das natürlich kostenlos, um ihnen wieder ein schönes und ein ausgeglichenes und ein weniger sorgenvolles Leben zu ermöglichen.

 

Vorsitzende GRin Dipl.-Ing. Elisabeth Olischar, BSc: Nächste Rednerin ist Frau GRin Klika. Sie sind am Wort, Frau Gemeinderätin.

 

18.42.49

GRin Julia Klika, BEd (ÖVP)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Der Ausbau der ambulanten Betreuung von Familien bei der Erziehung von Kindern in der Höhe von 500.000 EUR wird ja heute beschlossen. Sie stehen den Familien zur Verfügung, in denen es eine Gefährdungsmeldung gegeben hat und in denen man eine Zusammenarbeit als zielführend erachtet, um die Kinder in Sicherheit zu wissen. Gerade die Sicherheit von Kindern ist so wichtig und muss unbedingt gewährleistet werden. Daher ist auch der Ausbau der ambulanten Hilfe ein wichtiger Schritt, über den wir uns sehr freuen.

 

Es bleiben jedoch noch einige Punkte, bei denen noch ein bisserl nachjustiert werden muss. Das Wichtigste ist die Flexibilität der Krisenhilfe. Familien, Kinder, Eltern benötigen die größtmögliche Flexibilität, wenn sie Unterstützung brauchen. Die Stadt plant hier einen Ausbau von Montag bis Freitag von 7 bis 20 Uhr. Das klingt ja ganz nett und auch, wenn Sie, Herr StR Wiederkehr, im Ausschuss meinten, dass es natürlich flexibel gehandhabt wird, gibt es hier trotzdem noch immer eine zeitliche Beschränkung. Doch die Betreuung von Familien, in denen eine Gefährdung eines Kindes festgestellt

 

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