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Gemeinderat, 16. Sitzung vom 29.11.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 80 von 98

 

Wir alle wissen - damit komme ich auch schon in Richtung Schlusskurve -, was Lieder mit uns machen. Ich weiß das vielleicht besser als manch anderer hier, nachdem ich 22 Jahre lang viele gespielt habe. Wir singen, wir jubeln, wir grölen sie mit - bei Hymnen ist das so, dass sie uns alle irgendwie berühren oder beschäftigen. Wenn wir unsere schöne Bundeshymne hören, dann hören wir ein Gemeinschaftsgefühl, wir hören eine Anstrengung, dieses Land wieder aufzubauen, wir hören Leidenschaft, wir hören Heimatliebe und die Zuversicht, große Herausforderungen zu stemmen.

 

Wie klingt Wien? Wie singt Wien? - Auch so können wir unsere Tradition erhalten. In acht von neun österreichischen Bundesländern gibt es eine offizielle Landeshymne als kollektiven Identitätsfaktor, lediglich Wien hat kein offizielles Lied. Und wenn es auf der Welt eine Stadt mit eigener Landesidentität gibt, der man auch musikalisch Ausdruck verleihen könnte, so ist es Wien - die Stadt der Musik, eine Hymne für Wien, ein Gemeinschaftsgefühl, wichtiger denn je. Auch das gibt uns die Möglichkeit, viele Musiker und Musikerinnen, Autoren, Studios zu beschäftigen. Diesen Antrag bringe ich ebenfalls ein: eine Hymne für Wien.

 

Herr Weber hat das besser gesagt, als es mir mit Worten möglich wäre. Ich sage es in kurzen Worten, aber er hat vollkommen recht: Liebe Kunstschaffende, bitte halten Sie durch, wir brauchen Sie alle, Sie sind lebensnotwendig für uns! Über Geschmack kann man bekanntlich streiten, und das tun wir hier immer wieder redlich, aber Sie finden in mir gerne einen nachdenklichen Diskutanten. Das Theater, die Kunst spiegeln ganz oft die Realität wider, zumindest eine von ganz vielen Sichtweisen. Wir alle betrachten ja oft das Gleiche, sehen aber nicht immer dasselbe. Was uns einen kann, ist der Respekt, selbst im Theatralischen. Es mag den einen oder anderen erstaunen, aber man kann tatsächlich auch anderer Meinung sein, ohne sein Gegenüber zu beleidigen oder ihm gleich Unwissenheit oder fehlende Lebenserfahrung zu unterstellen, wie das hier auch schon passiert ist.

 

Daran möchte ich uns alle erinnern und bedanke mich bei jedem und jeder Einzelnen, die sich ehrlich darum bemühen. Zum Schluss: Allen Erkrankten, auch hier im Gemeinderat, es gibt leider welche, wünsche ich eine gute und vollständige Genesung und uns allen einen schönen und gesunden Advent. - Danke vielmals.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die Redezeit war zehn Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet GR Dr. Schmid. Selbstgewählte Redezeit neun Minuten.

 

18.26.05

GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau Stadträtin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen!

 

Ich möchte auch damit beginnen, mich bei den Kolleginnen und Kollegen im Kultur- und Wissenschaftsausschuss sehr herzlich für die Zusammenarbeit zu bedanken. Wir bemühen uns um eine intensive und ausgeglichene Diskussion, wir bemühen uns um ein gutes Miteinander, das schließt aber nicht aus, dass man in der Sache auch weitreichend anderer Meinung sein kann und sein soll. Die Oppositionsparteien versuchen natürlich, hier diesen berühmten Spalt in der Tür zu finden, und wir werden schauen, dass er nicht offen ist.

 

Meine sehr geehrten Damen und Herren, lassen Sie mich einen Gedanken voranstellen, einen Gedanken, der zumindest 124 Jahre alt ist: Wenn man heute vor der Wiener Secession steht, dann steht über der Wiener Secession dieser ganz berühmte Spruch, der lautet: „Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit.“ Ich glaube, auch wenn uns etwas nicht gefällt oder wenn wir etwas ablehnen oder wenn eine bestimmte Produktion nicht unseren Vorstellungen entspricht, aber wir haben alles zu tun, diesen Grundsatz im 21. Jahrhundert zu respektieren und zu schauen, dass wir da nicht 124 und 125 Jahre zurückkommen.

 

Die Welt ist gebeutelt durch die Corona-Krise - wir beschäftigen uns eh fast in jeder Wortmeldung damit, daher brauche ich die Folgewirkungen und die Implikationen nicht zu wiederholen. Aber, meine sehr geehrten Damen und Herren, in vielen Ländern, auch in vielen europäischen Ländern, bedeutet das, dass man, um die Finanzen entsprechend zu sanieren oder Reserven zu schaffen, zunächst einmal auf Bereiche zugreift, die vielleicht nicht mit einer so starken Lobby vertreten sind, und das ist in vielen Ländern der Bereich der Kunst und der Kultur. Wir haben hier ganz bewusst einen alternativen Weg gesetzt, um diesen Grundsatz oder dieses Grundprinzip, das wir in so vielen europäischen Ländern beobachten, nicht zur Anwendung zu bringen. Wien geht da einen anderen Weg, das ist gut so. Kultur ist in Wien Hauptthema, Kultur ist wesentlich für die Qualität einer Gesellschaft, und zwar sehr wesentlich, und Kultur ist aber auch sehr wesentlich und sehr wichtig für die Ausprägung eines Wirtschaftsstandortes.

 

Daher ist aus all diesen Gründen Kultur immer ein Hauptthema. Wir haben heute die Situation der Kulturschaffenden auch in Österreich - einige Vorredner haben ja bereits darauf Bezug genommen - nicht nur als kritisch eingeschätzt, sondern haben auch von Anfang an gesagt, dass man etwas mit Kultursommer, mit Arbeitsstipendien, mit diversen Förderungen tun muss. Es war von Anfang an klar, da ein entsprechendes Beispiel oder ein Gegenbeispiel zu setzen. Das gilt im Übrigen auch für den Bereich der Wissenschaft. Wien ist nicht nur die bedeutendste Universitätsstadt im deutschsprachigen Raum, sondern Wien ist auch ein Ort des wissenschaftlichen Diskurses, und das hängt ganz, ganz eng mit dem Thema Kultur zusammen.

 

Daher möchte ich auch von der Stelle alle Bemühungen unterstützen, das Prinzip und das Wesen der Wissenschaft so breit wie möglich zu vermitteln. Ich glaube, dass es wichtig ist, hinauszugehen, vor allem zu jungen Menschen, vor allem in einer Verschränkung mit dem Bildungsbereich, um zu sagen, wie wichtig die Verbindung zwischen Wissenschaft und der Vermittlung und der Neugiergewinnung und der Interessensgewinnung ist.

 

Kommen wir zum Budget, meine sehr geehrten Damen und Herren: Da möchte ich einmal warnen, internationale Vergleiche anzustellen, weil die Budgetkonstruktionen in anderen Städten, auch in Großstädten, völlig

 

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