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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.05.2021, Wörtliches Protokoll  -  Seite 58 von 97

 

Als Nächstes möchte ich zu dem Jugendcollege etwas sagen. Es ist Faktum, dass junge zugewanderte Menschen, die in Österreich ihre Bildung fortsetzen und ihre Ausbildung abschließen, weit erfolgreicher auf dem Arbeitsmarkt sind als diejenigen, die das einfach nicht tun können. Ja. Ein Start in einem neuen Schulsystem ist mit Herausforderungen verbunden. Deswegen unterstützt die Stadt Wien unsere jungen MigrantInnen beim Einstieg in das österreichische Schul- und Ausbildungssystem, und zwar mit dem Projekt „Jugendcollege Start Wien“, das - wie bereits von der Kollegin erwähnt - eine Brückenrolle übernimmt. Neben der Wissensaneignung werden die Jugendlichen auch bei der Orientierung in der neuen Heimat und in der Planung ihrer beruflichen Zukunft unterstützt. Dabei kann man bereits auf eine gute Vernetzung mit Schule und beispielsweise mit Unternehmen, die Lehrlinge ausbilden, zurückgreifen.

 

Wie bekannt, wurde das Jugendcollege Start Wien 2016 ursprünglich insbesondere für junge Menschen mit Fluchterfahrungen gegründet. Mit dem Nachfolgeprojekt bietet das Jugendcollege seit September 2019 bis Juli 2021 200 Kursplätze für zugewanderte Jugendliche aus EU und Drittstaaten im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Die jährlichen Kosten wurden bisher zu 50 Prozent von der EU, also dem Europäischen Sozialfonds co-finanziert. Mit unserer heutigen Zustimmung darf Interface Wien, beauftragt vom WAFF, die Umsetzung des Jugendcollege 2021/2022 fortsetzen, und die Kosten werden erfreulicherweise zu 100 Prozent von der EU getragen. Das freut mich sehr. Und es freut mich auch sehr, dass das vom WAFF unterstützte Projekt weiter gefördert wird, denn das Jugendcollege hat sich über die Jahre sehr bewährt und ist somit als Eckpfeiler der Wiener Ausbildungsgarantie nicht mehr wegzudenken. Es bietet jungen Menschen echte Zukunftsperspektiven und bildet damit eine Grundlage für eine erfolgreiche Integration auf dem Arbeitsmarkt. Alle Jugendlichen in unserer Stadt, meine Damen und Herren, haben nämlich ein Recht auf Bildung. Bildung ist der Schlüssel zum sozialen Aufstieg. Und Bildung ist sozusagen der erste Schritt zur Integration ab Tag 1. - Danke schön.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Öztas. Ich erteile es ihm.

 

15.16.40

GR Ömer Öztas (GRÜNE)|: Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Die Situation auf dem Arbeitsmarkt sieht seit Beginn der Krise besonders für junge Menschen nicht sehr gut aus. In Wien sind zirka 11.200 Jugendliche arbeitslos. Ich habe das bereits bei meiner allerersten Rede in diesem Hohen Haus erwähnt und kann das eigentlich jetzt nur noch wiederholen. Junge Menschen sind die Ersten in der Krise, die um ihren Arbeitsplatz fürchten müssen, und die Letzten, die neu angestellt werden. ExpertInnen warnen, dass junge Menschen, die jetzt arbeitslos sind, auch in Zukunft das Risiko haben, arbeitslos zu sein. Die Jobsuche wird für junge Menschen eine große Qual, weil Unternehmen nach dem Lockdown nicht die Ressourcen haben, um neue Menschen einzustellen.

 

Es ist traurig, aber wahr: Wer in der Corona-Krise einen Job sucht, wird nicht an Jobs bei den Teststraßen oder Impfzentren vorbeikommen. Besonders deutlich wird es bei den Lehrbetrieben. Wien ist das einzige Bundesland in Österreich, in dem es mehr Lehrstellensuchende als verfügbare Lehrstellen gibt. Das heißt im Grunde, dass 80 Prozent der jungen Menschen, die eine Lehrstelle suchen, keine finden werden, weil es gar keine gibt.

 

Die Stadtregierung hat dieses Problem erkannt und spät, aber doch auch Maßnahmen gesetzt. Mit dem sogenannten Lehrausbildungsbonus sollen Unternehmen unterstützt werden, die Lehrlinge ausbilden. Ein ähnliches Modell wurde bereits 2008 beziehungsweise 2009 bei der Finanzkrise angewandt und hat sich als großer Erfolg gezeigt, weil dadurch nicht nur Lehrstellen gesichert, sondern auch geschaffen wurden.

 

Ich stelle mir dabei jedoch eine große Frage, und zwar: Wo bleibt die eigentliche Lehrlingsförderung? In Zeiten des Fachkräftemangels und der zurückgehenden Lehrlingszahlen muss auch der Lehrberuf selbst gefördert werden. Es müssen Anreize geschaffen werden, und der Lehrberuf muss attraktiver gestaltet werden. Deswegen stellen meine KollegInnen und ich heute einen diesbezüglichen Antrag: Wir fordern eine tatsächliche Lehrlingsförderung, die auch bei den Lehrlingen ankommen muss. Zusätzlich zu den geplanten 3.000 EUR Förderung für Unternehmen, die Lehrlinge ausbilden, fordern wir weitere 3.000 EUR für die Lehrlinge selbst. Diese Summe soll nach der Ausbildung und der Lehrabschlussprüfung ausbezahlt werden.

 

Sehr geehrte Damen und Herren! Stimmen Sie unserem Antrag zu! Ermöglichen wir den jungen Menschen einen einfacheren Start nach der Lehrausbildung. Lassen wir sie nicht als Verlierer dieser Krise zurück! - Danke schön.

 

Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer. Ich erteile es ihr.

 

15.19.41

GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP)|: Herr Vorsitzender! Geschätzte Damen und Herren!

 

Ich stelle jetzt meine Rede ein wenig um, um auf die Ausführungen von Frau Akcay zu reagieren. Sie müssen nämlich die Vorgeschichte kennen: Wir hatten diese Debatte bereits im Ausschuss. Es ist wichtig, im Ausschuss alles vorab abzusprechen, um Informationen zu bekommen, um nichts Falsches zu sagen, um gewisse Wissenslücken, die notwendigerweise bestehen, füllen zu können. Deswegen stelle ich meine Fragen im Ausschuss, und davon werden manche Fragen beantwortet, und andere werden nicht beantwortet.

 

Das, was Sie heute angesprochen haben, sind dramatischerweise Punkte, die einfach nicht beantwortet wurden. Abgesehen vom Inhaltlichen ist der einzige Grund, warum ich heute diesen Antrag mitgebracht habe, dass meine Fragen nicht beantwortet wurden, weder im Ausschuss noch im Nachgang. Es ist Ihre Schuld, dass wir heute den Verein behandeln und dass wir heute einen Antrag dazu vorlegen müssen.

 

Sie haben es ja provoziert. Deswegen beschäftigen wir uns mit diesem Verein und mit den Mieten. Ich beginne gerne mit den Mieten. Jetzt haben Sie gesagt,

 

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