Gemeinderat, 5. Sitzung vom 25.02.2021, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 127
wäre geholfen, wenn er vielleicht ab und zu googeln würde, auch abseits der Heimseite. Dann würde er nämlich wissen, dass die Lokale Agenda 21 keine Wiener Erfindung ist und auch kein, wie in „Österreich“ geschrieben stand, erfolgloses grünes Projekt ist, sondern dass auf der ganzen Welt Lokale-Agenda-21-Projekte und -Prozesse stattfinden und auch wir in Wien hier auf mehr als 20 Jahre Lokale Agenda 21 zurückblicken können und wirklich sagen können, dass das ein Erfolgsprojekt für diese Stadt und für die Bewohnerinnen und Bewohner ist.
Es sind in den letzten Jahren wirklich zahlreiche Initiativen in Bewegung gesetzt worden, welche es ohne die Agenda 21 wahrscheinlich nie gegeben hätte. Wenn man mit offenen Augen durch diese Stadt geht, dann sieht man überall die Handschrift der Lokalen Agenda, sei es bei Kunst statt leerstehender Lokale, interkulturellen Begegnungen, mehr Verkehrssicherheit für Schulkinder, ein besseres Fuß- und Radwegenetz in den Bezirken, Familienbezirkspläne, Umgestaltungen im öffentlichen Raum, Nachbarschaftsgärten, und zum Beispiel eben auch die sogenannten Grätzloasen oder Parklets. Ich weiß schon, dass auch oft die Kritik vor allem von der Freiheitlichen Partei kommt, dass da Parkplätze wegfallen. Aber da sei nur gesagt, die Stadt gehört allen Menschen. Sie ist eben nicht nur schwarz-weiß, und alle Menschen haben in dieser Stadt Platz. Es muss auch in einem Miteinander funktionieren können.
Die Grätzloasen oder Parklets laden die Menschen ein, ein bisschen zu verweilen. Sie stiften Identität, sie erzeugen Gemeinschaft und die Grätzloasen nehmen Anonymität. Es gibt immer wieder schöne Beispiele, auch bei mir in der Landstraße, zum Beispiel einer der ersten Grätzloasen, der Adamsgarten. Da wird oft gefrühstückt, ein Glas Wein getrunken, gleich gegenüber befindet sich eine Moschee und auch die Menschen von dort nutzen immer wieder diesen Adamsgarten.
Die Nachbarschaftsgärten und Grätzloasen sind ein wichtiger Anker für viele Menschen in dieser Stadt. Und eines ist auch klar: Nicht jeder hat einen Garten, nicht jeder hat einen Balkon, und nicht jeder kann in den Urlaub fahren, jetzt schon gar nicht. Und mit solchen Aktionen geben wir vielen Menschen die Möglichkeit, es sich im eigenen Viertel schön zu machen und den eventuell heißen Sommer in der Stadt zu genießen. Die Menschen wollen mitreden. Und wenn man sie mitreden lässt, dann steigt auch die Zufriedenheit mit der eigenen Wohnumgebung.
Seit 2015 konnten unter dem Titel Grätzloase hunderte Ideen umgesetzt werden, angefangen von Straßen, die am Wochenende zu Spielplätzen wurden, eben Parklets, gemeinsames Garteln, es ist heute schon angesprochen worden, gemeinsames Sporteln und alles, was Menschen verbindet und zusammenbringt. Das müssen wir als Chance sehen. Solche Projekte, wo der soziale Zusammenhalt im Vordergrund steht, das wirkt sich auch positiv auf das Verhältnis zwischen den BürgerInnen und der kommunalen Politik aus. Es wäre schön, wenn Sie sich, und das ist vor allem auch an die FPÖ gerichtet, endlich einmal darauf einlassen.
Als erster Schritt würde es schon genügen, wenn Sie an den Agenda-Sitzungen teilnehmen würden, weil aus dem Off zu rufen, das ist immer einfach. Dann würden Sie vielleicht auch draufkommen, dass das ehrenamtliche Engagement von BewohnerInnen keine Bedrohung, sondern ein Gewinn auch für uns PolitikerInnen ist.
Werte Kolleginnen und Kollegen, daher sollten wir alle die Lokale Agenda 21plus auf unserer To-do-Liste haben, denn die Zukunft gehört auf jede Agenda. Vielleicht überlegen Sie es sich noch einmal und stimmen doch zu. Tun Sie es für mich! Danke.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Dipl.-Ing. Otero Garcia, ich erteile es ihr.
GRin Dipl.-Ing. Huem Otero Garcia (GRÜNE): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Kolleginnen und Kollegen! Werte ZuschauerInnen im Livestream!
Ich möchte zunächst auf etwas eingehen, was der Herr Kollege Taborsky gesagt hat, nämlich er ist auf die BürgerInnenbefragungen eingegangen und hat das irgendwie verglichen beziehungsweise ein bissel versucht, gegeneinander auszuspielen, so diese Frage eines „Bottom up“-Projektes. Das ist irgendwie nicht ganz sinnvoll. Also ich glaube, das ist ein etwas beschränktes Verständnis von Partizipation. Wir haben da eine breitere Auffassung und finden es eben nicht sinnvoll, wenn da zwei unterschiedliche Maßnahmen einfach verglichen werden.
Bei den Grätzloasen geht es um die Aneignung des öffentlichen Raums. Der öffentliche Raum muss sich an die Bedürfnisse der Menschen anpassen und jeder Quadratmeter, den wir für die Menschen zurückerobern können, ist ein Quadratmeter, der die Lebensqualität der Wienerinnen und Wiener verbessert. Insofern werden wir diesen Antrag natürlich unterstützen. Grätzloasen machen einfach glücklich. Menschen kommen zusammen, können ihre unmittelbare Umgebung gestalten, Jugendliche und Kinder können den Raum um ihre Wohngegend herum verwandeln. Sie werden in ihren Bedürfnissen verstanden und ernst genommen. Was gibt es eigentlich Schöneres, als dass NachbarInnen zusammenkommen, sich überhaupt erst kennen lernen? Also ich weiß nicht, wie viele von Ihnen ihre NachbarInnen wirklich kennen, ich nicht, gut, kann man überdenken. Jedenfalls ist es schön, einfach zu sehen, dass Menschen zusammenkommen, dass Kinder auf der Straße spielen können beziehungsweise im Freien, dass Jung und Alt auch zusammenkommen, ohne dass sie eine eigene Terrasse oder einen eigenen Garten besitzen müssen. Und da geht‘s einfach ... Also bei der Nutzung und bei der Verteilung des öffentlichen Raumes geht‘s um eine Frage der Fairness, und die Stadt kann einfach diese Ungerechtigkeiten im Zugang zu Erholungsflächen ausgleichen. Wie gesagt, wir werden diesen Antrag natürlich unterstützen.
Wenn wir aber schon von der Nutzung des öffentlichen Raumes sprechen, dann müssen wir natürlich über die Aufenthaltsqualität sprechen und dazu gehört die damit verbundene Infrastruktur. In diesem Sinne möchte ich auch einen Antrag einbringen, der vorhin schon erwähnt wurde, und da geht‘s um die Errichtung von öffent
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