Gemeinderat, 71. Sitzung vom 29.06.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 93
lisierung muss den Menschen dienen und nicht umgekehrt.
Zum Schluss komme ich noch ganz kurz auf den Bereich der Musik zu sprechen. Ich kann jetzt leider auf Grund der Zeit nur mehr die zahlreichen Initiativen und die zahlreichen Festivitäten in unserer Stadt aufzählen: ein Popfest, Wien Modern, die Weiterentwicklung der Wiener Symphoniker, das Wiener Volksliedwerk, was mich besonders freut, 20 Jahre Wienerlied-Festival - man muss einmal hingegangen sein, es ist großartig. Genauso natürlich das Beethoven-Jahr 2020 und viel, viel, viel mehr. Entnehmen Sie die weiteren Punkte bitte dem Kulturbericht.
Mir bleibt nur mehr ein Dank an alle Kolleginnen und Kollegen des Magistrats und der unterschiedlichen Einrichtungen, die hier im vergangenen Jahr mitgearbeitet haben. - Danke sehr.
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist GR Dr. Schmid. Selbstgewählte Redezeit sind acht Minuten, die ich auch einschalte. Bitte, Sie haben das Wort.
GR Dr. Gerhard Schmid (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Ich möchte heute zum Thema Wissenschaft und Forschung das Wort ergreifen. Wir haben vorhin über die Arbeit im Kulturausschuss gehört, und ich darf mich da sozusagen auch in die Reihe derer eingliedern und einordnen, die der Meinung sind, dass wir ein besonders konstruktives Klima im Kulturausschuss haben, wofür auch im besonderen Ausmaß der Frau Stadträtin der Dank gebührt. Man kann trotz unterschiedlichster Auffassungen da oder dort auch den Beweis erbringen, dass durch eine sachlich gute Zusammenarbeit auch inhaltlich viel passieren kann.
Ich möchte heute ein bisschen über Wissenschaft reden. Wissenschaft ist eine sehr vernetzte Angelegenheit, ist sehr interdisziplinär zu sehen. Sie können Wissenschaft von vielen anderen Politikbereichen nicht trennen. Man kann Wissenschaft von der Wirtschaft nicht trennen, man kann Forschung von der Wirtschaft nicht trennen. Man kann Wissenschaft von Bereichen wie etwa der Gesundheitspolitik, des Wohnens und von allen wichtigen zentralen Politikgestaltungsbereichen nicht loslösen. Das ist einmal das Allerwesentlichste.
Die Stadt hat natürlich unterschiedliche Kompetenzen, der Bund hat unterschiedliche Kompetenzen, auch in Bereichen des Bundes gibt es viele, viele Orte, wo Wissenschaft unterstützt, gefördert, gestaltet wird, und so ist das auch in Wien. Das aber, was im Bereich des Kulturressorts liegt und was im Bereich der Magistratsabteilung 7 liegt, das kann man schon deutlich hervorheben, denn da passieren schon großartige Dinge, die es wert sind, auch wirklich genannt zu werden. So sind im Berichtsjahr 2019 etwa 587 Projekte eingereicht worden, wovon 410 gefördert wurden. Es handelt sich dabei um Projekte für Forschungseinrichtungen, für Forschungsvorhaben. Es ist vor allem um Stipendien gegangen und um Druckkostenzuschüsse.
Die wissenschaftlichen Fonds der Stadt standen mehrheitlich im Zeichen der Klimakrise. Man hat speziell dieses Thema unterstützt, vor allem im Zusammenhang mit den Arbeiten junger Forscherinnen und Forscher, bei denen es vor allem darum gegangen ist, die sozialen, die ökologischen und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Klimakrise herauszuarbeiten.
Ich möchte ferner ein Rahmenabkommen der Stadt mit den 23 in Wien ansässigen Universitäten, Privatuniversitäten, Hochschulen und Fachhochschulen erwähnen. Es wurden Informationsaustausch und eine engere Kooperation vereinbart, was sehr, sehr wichtig ist. Es ist ja in der Tat nicht immer so, dass die formalen Kompetenzen das alleinige Engagement ausmachen, sondern man kann ja über die formalen Kompetenzen hinaus viel, viel Gutes tun. Ich denke da nur daran, was die Stadt und die Verantwortlichen der Stadt in den letzten Wochen und Monaten vor allem in Zusammenarbeit mit Prof. Penninger, der international gesehen einer der bedeutendsten Forscher in der Corona-Problematik ist, da geleistet haben und wie sie versucht haben, Brücken zu bauen und Kontakte, und so weiter zu schnüren, dann ist das auch weit über das hinausgehend, was wir formal an Kompetenzen haben.
Eine Kompetenz und eine wichtige Aufgabe sind zum Beispiel die Wiener Vorlesungen, und diese Wiener Vorlesungen sind im Jahr 2019 unter dem Titel „Utopie und Dystopie“, also das Schauen in die Zukunft, gestanden, Möglichkeiten und Chancen und Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte. Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben bei den Wiener Vorlesungen 2019 6.300 Besucherinnen und Besucher bei 36 Vortragenden in 15 Veranstaltungen an 9 verschiedenen Standorten gehabt, und das ist ganz, ganz besonders und wichtig hervorzuheben.
Sieht man sich an, was alles im Umfeld der Kulturarbeit an positiven Dingen passiert, sind das oft detaillierte Geschichten, die in der Summe ein bedeutendes Ganzes ergeben. Wiener Stadt- und Landesarchiv: Die Digitalisierung der Landtags- und Gemeinderatsdokumentation wird hoffentlich nicht nur für uns von Interesse sein. Ein Archiv mit 2.600 schriftlichen Anfragen, 78 Gutachten, die erstellt wurden, über 21.000 Aktenaushebungen und -rückgaben, 719 Entlehnungen, Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern, Übernahme neuer Bestände, Digitalisierung von alten Wochenschauen, Filme, Audio- und VHS-Kassetten, die digitalisiert wurden, Projekte, die gemacht wurden - das ist ganz besonders stark hervorzuheben.
Die Arbeit der Wienbibliothek, wo 2019 bedeutende Ausstellungen gemacht wurden: „100 % Schlager Wiener machen Schlager“, also Wiener Schlagermusik, „Flugblätter als Zeugnisse der Revolution von 1848“ - mit dem Thema haben wir uns im Gemeinderat auch schon einmal beschäftigt -, „Karl Kraus in der Ersten Republik“ - der große Satiriker und sozusagen die Leitfigur des modernen Journalismus -, „Offenbach, Suppè und der Beginn der Wiener Operette“, „Viktor Th. Slama Plakate, Ausstellungen, Masseninszenierungen“ - dazu hat es auch eine spannende Publikation gegeben -, Architektur in Medien und Kampagnen im Roten Wien, 6.100 Besucherinnen und Besucher, 41 Veranstaltungen. Was die
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