Gemeinderat, 71. Sitzung vom 29.06.2020, Wörtliches Protokoll - Seite 83 von 93
Raimund Theater reden, dann kann man im Raimund Theater etwas anderes machen, klarerweise, und damit wäre wieder allen gedient.
Wenn wir zuerst ein paar negative Dinge gesagt haben, schon klar, ich habe aber auch gesagt, der Wiener Kultursommer ist ja grundsätzlich positiv. Jetzt habe ich gehört, dass die Chefin von Basis.Wien gemeint hat, dass die Tschauner Bühne heuer gar nicht aufsperrt, weil sie die Auflagen mit Security und separaten Toiletten, und so weiter, die wegen Corona notwendig wären, in der Form nicht erfüllen könnte. Das ist an sich dann schon wieder sehr traurig. Ich denke an den Eislaufverein, wo wir das Weltkulturerbe mehr oder weniger in Gefahr bringen. Und jetzt haben wir die Tschauner Bühne, übrigens 1909 gegründet, der ist es schon öfter einmal schlecht gegangen, ich muss das jetzt nur leider sagen. 2010 hat Frau Anita Zemlyak als Intendantin übernommen und hat dort „Die Geierwally“ und „Schneewittchen & Co“ aufgeführt und sie damit wieder zum Erfolg geführt.
2018 ist es gelungen, dass die Tschauner Bühne von der UNESCO zum immateriellen Kulturerbe ernannt wird - und heuer ist sie schlicht und einfach zu. Deswegen habe ich mit Udo Guggenbichler einen Antrag gestellt, der Herr Bürgermeister wird gemeinsam mit der Amtsführenden Stadträtin der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft ersucht, die nötigen Mittel für die Aufrechterhaltung des Betriebes der traditionsreichen Tschauner Bühne in der Sommersaison 2020 sicherzustellen. In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung verlangt.
Es gibt aus unserer Sicht selbstverständlich Kritikpunkte, die es uns nach wie vor unmöglich machen, dem Kulturbudget zuzustimmen. Nichtsdestoweniger - man soll nicht nur Kritik üben, sondern auch positive Dinge sagen - ist das alles durch die Person unserer Stadträtin besser geworden. Das lässt sich einfach nicht leugnen. Das sollte man auch nicht, denn das ist etwas sehr Positives, und es ist wirklich auch eine Freude, in der Kultur tätig zu sein. Ich möchte mich in dem Zusammenhang bei allen Mitarbeitern der MA 7 und so für ihre Arbeit bedanken und freue mich auf weitere gemeinsame Projekte. Danke schön
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Bluma. Einen kurzer Moment noch. Die selbstgewählte Redezeit ist acht Minuten. Bitte schön.
GRin Susanne Bluma (SPÖ): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Kulturstadträtin! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Das Beste kommt zum Schluss, und das ist heute am ersten Tag der Rechnungsabschlussdebatte die Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft. Gestatten Sie mir, dass ich heute nicht wie sonst üblich mit der Leistungsbilanz starte, sondern mit den Leistungsträgerinnen und -trägern. Wie es auch mein Hauptbereich im Kulturausschuss ist, werde ich über die darstellende Kunst sprechen und vor allem über die Schauspielerinnen und Schauspieler. Wenn man sich überlegt, Schauspielerin, Schauspieler ist ein Beruf, aber ich behaupte, es ist doch viel mehr eine Leidenschaft.
Was sind Schauspieler? Was sind Schauspielerinnen? Das sind Menschen, die auf jeden Fall von Leidenschaft besessen sind. Glauben Sie mir, in den vielen Jahren meiner Tätigkeit im Kulturausschuss habe ich sehr, sehr viele Schauspielerinnen und Schauspieler auch persönlich kennen lernen dürfen, auf allen, allen Ebenen, und sie alle hatten eines gemeinsam: die Begeisterung für diesen Beruf, die Leidenschaft für diesen Beruf. Sie sind nahezu beseelt von der Leidenschaft, Menschen glücklich zu machen, Menschen nachdenklich zu machen, aber auch Menschen aufzurütteln. Das ist nämlich ein großer Auftrag, den die Kultur generell hat.
SchauspielerInnen sind begeistert von dem, was sie tun, wollen die Menschen mit ihrer Begeisterung anstecken und verzichten - weil sie so begeistert sind - oft darauf, an eine adäquate Bezahlung zu denken. Der Gedanke an Altersversorgung fällt der Kreativität zum Opfer und die Vorsorge für morgen passt nicht so wirklich zum künstlerischen Schaffensgeist. Wir, an der Spitze unsere Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, über die heute schon sehr, sehr viel Gutes und Wahres und Lobenswertes gesagt wurde, wollen KulturarbeiterInnen besser bezahlen.
Einen Satz noch zu Veronica Kaup-Hasler: Dass wir, die wir seit ihrem Amtsantritt hier mit ihr zusammenarbeiten, von ihr begeistert sind, liegt auf der Hand, aber das aktuelle „News“ und ich zitiere jetzt, hat sie zum „Hero“ ernannt. Ja, sie verdient wirklich einen Applaus, unser Hero, unsere Heldin. Ich zitiere: „Kompliment, was der Wiener Kulturstadträtin gelungen ist. Die Förderungen für die Corona-bedingt wankenden städtischen Bühnen, unter anderem Josefstadt und Volkstheater, werden markant erhöht. Sogar die Inflationsanpassung ist kein Traum mehr. Jetzt ist der Bund zum Mitziehen aufgefordert.“
Nun, sehr geehrte Damen und Herren, wir wollen die KulturarbeiterInnen besser bezahlen, und zwar alle, nicht nur die Schauspielerinnen und Schauspieler. Denn ein Theater ist ein Wirtschaftsbetrieb und neben SchauspielerInnen braucht es HandwerkerInnen, TechnikerInnen, OrganisatorInnen, um dem Publikum - also uns allen - das zu bieten, was wir uns erwarten, wenn wir in ein Theater gehen, nämlich ein gutes Theater, das uns gefällt, das uns bereichert, in das wir wieder gehen wollen. Besonders in der freien Theaterszene.
Also ich bin ein Fan - mein Vorredner offensichtlich nicht so ganz, aber jeder hat einen anderen Geschmack, du für die Operetten, ich für die freie Theaterszene, das ist ja gut, wenn wir einander ergänzen, das ist toll - der freien Theaterszene in dieser Stadt. Ich gestehe das. Diese freie Theaterszene bringt seit mehr als 40 Jahren frischen Wind in die Theaterlandschaft und gerade die Kulturschaffenden in der freien Theaterszene befinden sich oft in sehr prekären Arbeitsverhältnissen. Anders gesagt, die freie Theaterszene, die uns so wertvoll ist für die Weiterentwicklung der darstellenden Kunst, genau diese freie Szene nagt am Hungertuch, um das einmal so zu bezeichnen.
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