Gemeinderat, 60. Sitzung vom 26.11.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 50 von 102
einmal in die HTL gehen hätten können. Das ist ein langsames Programm, und da haben wir tatsächlich einen Ausbau von den Privaten, da der Staat seinen Aufgaben einfach nicht nachgeht.
Ich möchte noch ein Projekt, das nächstes Jahr für Furore sorgen wird, herausheben. Im September haben fast alle Parteien im Ausschuss beschlossen, gemeinsam Respekt zu stärken. Man braucht es nicht einmal dazusagen, denn ich glaube, jeder politisch Interessierte würde sofort wissen, welche Partei nicht mitgestimmt hat, gemeinsam Respekt zu stärken. (Heiterkeit bei GR Heinz Vettermann.) Wir müssen uns aber auch gar nicht lange damit aufhalten, die haben auch andere Sorgen. SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern sollen gemeinsam mit ganz vielen Organisationen in Wien dann dafür sorgen, dass allen Kindern, frei von Diskriminierung und Ausgrenzung, die besten Chancen gegeben werden.
Gewalt unter Jugendlichen ist in den letzten zehn Jahren in Österreich voll rückläufig, jede Statistik zeigt das, richtig steil abwärts geht es dort, nicht nur in den Schulen, sondern insgesamt. Also dass die jungen Leute heute krimineller als früher sind, das sagt keine Statistik. Da sind eindeutig in allem weniger Delikte. Das kommt nicht von mir, sondern ist beim Innenministerium nachzulesen. 10- bis 18-Jährige sind quasi so wenig kriminell, wie sie noch nie waren. Das ist übrigens sowieso nicht die häufigste Gruppe, da wären dann andere dran, da sind Männer über 18 gefährdeter. Die Stärkung von schulischer Mitbestimmung, der Kampf gegen Mobbing, gegen Hass im Netz ist wichtig. „Respekt: Gemeinsam Stärker“, ein Projekt, das wir angekündigt haben, das nächstes Jahr beginnen wird, so wird das auch sein, ein Projekt, in dem sehr viel Herzblut von sehr vielen Menschen steckt, das die Stadt gemeinsam mit Eltern, mit LehrerInnen und den SchülerInnen nächstes Jahr umsetzen wird. Darauf freue ich mich schon und bin auch froh, dass bis auf eine Fraktion im Haus alle dafür sind.
Alle Kinder in Wien haben es verdient, dass wir alle uns um sie kümmern und ihnen die besten Chancen geben. Das versuchen wir auch 2020 wieder. - Vielen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Gerald Ebinger: Tatsächliche Redezeit waren 8 Minuten. Als Nächster zu Wort gemeldet ist Herr StR Maximilian Krauss. Selbstgewählte Redezeit 10 Minuten
StR Maximilian Krauss: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich möchte vielleicht an Kollegen Ellensohn anschließen, der gesagt hat, ja, es geht darum, dass es für alle Kinder, egal, woher sie kommen, et cetera, die gleichen Startchancen und die gleiche Ausgangsbasis gibt. Ich glaube, da stimmen wir eh alle überein, das ist ja etwas, woran niemand zweifelt. Das Problem ist nur, dass die Wege, die Sie bildungspolitisch beschreiten, nicht die richtigen sind, um tatsächlich zu dieser Gleichheit zu kommen. Wenn wir uns eine Studie des Bifie aus dem Jahr 2015 anschauen, die analysiert, wie sich in der 1. und 2. Generation von zugewanderten Menschen das Bildungsverhalten in Wien entwickelt, dann macht diese Studie fest, dass 24 Prozent der Migranten der 1. Generation, die vor 20, 30 Jahren zu uns gekommen sind, einen höheren Abschluss oder sogar einen Universitätsabschluss haben, und das dann in der 2. Generation auf 17 Prozent sinkt. Das heißt, die Leute, die Zuwanderer sind, hier Kinder bekommen, sind oftmals besser ausgebildet als ihre Kinder. Da müssen Sie ja erkennen, dass ein Fehler im System vorliegt, wenn nicht einmal das Bildungsniveau an der Spitze erhalten bleibt, sondern Ihr System im Gegenteil dazu führt, dass die Kinder von Zuwanderern keinen höheren Ausbildungsgrad erreichen, sondern ein niedrigeren. Diesen Fehler in Ihrem System müssen Sie doch eingestehen. (Beifall bei der FPÖ.)
Noch dazu, wenn man es im Vergleich zu den Österreichern sieht, bei denen das Bildungsniveau gerade in den letzten Jahrzehnten immer wieder angestiegen ist und in der Regel die Kinder besser ausgebildet sind als ihre Eltern. Die Anzahl an Universitäts- oder Fachhochschulabschlüssen ist deswegen auch von 27 auf 29 Prozent gestiegen. Bei den Migranten hingegen sind eher die Bereiche Lehre und Mittlere Schule gestiegen, und da sind wir genau bei dem Problem, dass Sie in diesem Pflichtschulwesen in Wien, für das Sie auch teilweise verantwortlich sind, dafür sorgen, dass Leute, die in die Neue Mittelschule kommen, keine echte, gute Ausbildung genießen, nicht die richtigen Schlüssel vorhanden sind, nicht die richtigen Methoden angewandt werden und die Leute nicht abgeholt werden. Deswegen gibt es in Wien am Ende, auch wenn sie prozentuell ein bisschen besser geworden ist, noch immer die mit Abstand höchste prozentuelle - und natürlich auch in absoluten Zahlen gemessene - Jugendarbeitslosigkeit.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Schauen wir uns noch ein paar andere Zahlen an. Die Umgangssprache beispielsweise: In Wien geben über die Hälfte der Schülerinnen und Schüler an, dass sie Deutsch nicht als Umgangssprache verwenden. Wenn Deutsch nicht meine Umgangssprache ist, meine Eltern nicht Deutsch sprechen, ich vielleicht nur in der Schule im Unterreicht Deutsch lerne, allerdings dann zu Hause, in der Pause am Schulhof, et cetera wieder in meine Muttersprache verfalle, vielleicht mit anderen Schülern rede, die eine andere Muttersprache haben, die auch nicht Deutsch ist, und es so niemals zu einem fehlerfreien Dialog kommen kann, dann wäre es an der Zeit, unser richtiges Konzept von Deutsch als Umgangssprache in Schulen zu implementieren und umzusetzen, damit nicht das Risiko besteht, dass Schülerinnen und Schüler, die eine andere Muttersprache haben, immer wieder in ihre Muttersprache verfallen und am Ende nicht richtig Deutsch können. (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Ja, Sie finden es vielleicht lustig, wenn am Ende der Pflichtschulzeit mehr als die Hälfte nicht richtig lesen und schreiben können. Sie finden es lustig, wenn am Ende irrsinnig viele Leute von Jugendarbeitslosigkeit betroffen sind. Sie finden es lustig, wenn jedes Jahr 1.500 Schüler aus der NMS direkt zum AMS wechseln. Sie sind dafür verantwortlich. Öffnen Sie sich einmal neuen Konzepten, Ihre funktionieren nicht. (Beifall bei der FPÖ.)
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