Gemeinderat, 57. Sitzung vom 25.10.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 16 von 80
einige Europacup-Endspiele in Wien ausgeben und dieses Geld lieber in den Breitensport fließen lassen wollen. Welche konkreten Projekte und Förderungen haben Sie hier vor umzusetzen?)
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf. StR Peter Hacker: Danke, Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Abgeordneter!
Ich denke, wir haben diese Woche am Dienstag eine wirklich ausführliche, nicht nur lange, sondern, wie ich glaube, auch ausführliche und sehr gründliche Debatte über dieses Thema gehabt, und ich gehe davon aus, dass die Anfrage davor gestellt worden ist. Ich glaube daher, wir werden das Gremium jetzt nicht allzu lange strapazieren, indem ich die Sitzung wieder nacherzähle.
Sie wissen natürlich, dass ich gar nicht gesagt habe, dass wir keine Europacup-Endspiele in Wien haben werden, sondern wir sprachen von einem einzigen Endspiel und das ist das Champions-League-Finale. Für ein Champions-League-Finale ist auch am Dienstag im Landessportrat sehr nachdrücklich und für alle nachvollziehbar dargestellt worden, dass man dafür ein Stadion braucht, das ein Fassungsvermögen von 70.000 Sitzplätzen hat. Ein Fassungsvermögen von 70.000 Sitzplätzen entspricht einem Stadion, wo ich glaube, es ganz unproblematisch vertreten zu können, dass es ein solches Stadion am Standort Wien nicht geben kann. Wir haben keine Bundesligamannschaft, die in der Lage ist, dieses Stadion jemals auch nur annähernd zu füllen, auch nicht in den nächsten vielen, vielen Jahren - erster Punkt.
Zweiter Punkt: Das Nationalstadion wird kein Stadion sein, in dem überhaupt eine Bundesligamannschaft spielen wird. Wir waren daher schon, glaube ich, der einvernehmlichen Meinung, dass wir das Stadion, so wie wir es jetzt haben, als einen multifunktionellen Raum sehen müssen. Die Geschäftsführerin hat sehr eindrucksvoll dargestellt, dass nur ein ganz kleiner Prozentsatz der Veranstaltungen im Wiener Stadion Fußballspiele sind. Im namentlichen Jahr 2019 waren 7,6 Prozent aller Zuschauer Fußballzuschauer, alle anderen über 90 Prozent Nutzungen des Praterstadions haben mit Fußball gar nichts zu tun gehabt. Ich glaube, es wurde eindrucksvoll dargestellt, welch breite Nutzung das Stadion hat, und unter diesem Aspekt muss auch die Debatte über die Weiterentwicklung des Praterstadions stattfinden. Ich habe mich niemals dagegen verwehrt, dass es eine Weiterentwicklung des Praterstadions geben kann, sondern ich habe immer ganz klar gesagt, dass man das, was man will, zunächst einmal formulieren muss. Und dann muss man sagen, wie das, was man will, auch finanzierbar ist. Das ist, glaube ich, die Grundvoraussetzung, um über eine Weiterentwicklung des Wiener Praterstadions diskutieren zu können.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage wurde nicht gestellt.
Die 2. Zusatzfrage ist von NEOS. - GR Ornig, bitte.
GR Markus Ornig, MBA (NEOS): Sehr geehrter Herr Sportstadtrat - in diesem Fall!
Vielen Dank für die Antwort. Es ist auch sehr schön, dass Sie an die Runde der erlesenen Menschen im Landessportbeirat verweisen, dass das schon diskutiert worden ist und hinlänglich bekannt ist. Wir sind da nach wie vor nicht drinnen, warum auch immer, obwohl ich schon mehrfach die Zusage habe, dass wir eingeladen werden und auch die Unterlagen bekommen. Deswegen bitte ich Sie, einfach die Frage zu beantworten, weil unsere Fraktion keine Kenntnis davon hat, was dort besprochen wurde.
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Peter Hacker: Grundsätzlich ist der Landessportrat kein Klub der Freunde des Sports, sondern der Landessportrat ist in einem Gesetz verankert, und in diesem Gesetz ist auch festgelegt, aus welcher Zusammensetzung sich die Mitglieder ergeben. Wenn es einen Bedarf nach einer Änderung des Gesetzes gibt, gibt es einen Mechanismus, der nicht dem Gemeinderat, sondern dem Landtag obliegt. Das wissen Sie, das weiß ich. Es steht Ihnen völlig frei, eine Gesetzesänderung einzubringen. Daher bitte ich um Verständnis, auch ich habe mich an die Gesetze zu halten, wenn es um die Einladungspolitik von Gremien geht, die der Landtag beschlossen hat, in Gesetze zu gießen.
In der Sache selbst habe ich, glaube ich, jetzt schon die Frage sehr klar beantwortet: Das Nationalstadion in Wien ist kein Nationalstadion, sondern es ist eine Infrastruktur für Veranstaltungen. In dieser Infrastruktur für Veranstaltungen finden ganz viele verschiedene Veranstaltungen statt, und darunter fallen, vergleicht man es anhand der Besucherzahlen, ungefähr 8 Prozent der Veranstaltungen für Fußballveranstaltungen, und daraus folgt nach Adam Riese 92 Prozent für andere Arten von Veranstaltungen. Ich denke, es ist eine Frage von Schlauheit, dann auch zu sagen, dass sich eine solche Infrastruktur, bei der 92 Prozent der Nutzung auf andere Zwecke als das Zuschauen von Fußballspielen fallen, auch nach diesen Bedürfnissen richten muss. Falls jemand anderer Meinung ist, habe ich auch nichts dagegen.
Ich habe auch nie gesagt, dass ich vollkommen gegen einen Neubau bin, aber klar ist, dass ein Neubau dann stattfinden kann, wenn es vorher eine brauchbare Kalkulation über die Investitionskosten, die Rückzahlung der Investitionskosten und die sich daraus ergebenden Betriebskosten gibt. Das muss dargestellt sein, und vor allem - das ist das Wichtigste - braucht es eine Idee, eine klare, nachvollziehbare Beschreibung, wie man das Geld, das sich dann aus den Betriebskosten samt Abschreibungen ergibt, auch wieder zurückverdienen will. Ein solches Konzept liegt nicht vor - Punkt 1.
Punkt 2, die Haupteinnahme- und -erlösquelle des Praterstadions ist neben der Vermietung von mehreren Tausend Quadratmetern Büroflächen, für die dann im Zuge einer Ablöse auch Ersatz gesucht werden müsste, die Fläche in der Ebene, weil das der beliebteste Platz für Konzerte und Konzertveranstaltungen ist. Für Konzertveranstaltungen will man keine Galerien und braucht auch keine VIP-Logen im ersten, zweiten, dritten Rang, sondern man braucht für Konzertveranstaltungen vor allem eine sehr große Fläche. Klar ist, wenn wir die
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