Gemeinderat, 54. Sitzung vom 26.06.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 99
Das heißt, auch Gymnasiumstandorte müssen in Wien an solchen Campusstandorten angedacht werden und natürlich muss dafür auch Raum geschaffen werden. (Beifall bei den NEOS.) Wenn wir diese Herausforderung NMS betrachten, dann wissen wir auch, dass 60 Prozent der 8. Schulstufe in der NMS die Bildungsziele nicht erreichen, im Gymnasium sind es nur 6 Prozent. Das heißt, wir haben hier Tatsachen, deren wir uns bewusst sein müssen und das liegt natürlich auch daran, dass die Finanzierung des Bildungssystems das nicht widerspiegelt.
Wir haben da keine Durchmischung. Ich habe es schon gesagt, bildungsnahe Schichten werden ihr Kind tunlichst auf keine NMS schicken und wir sehen es, wenn wir uns die Schülerinnen/Schüler und die NMS in ganz Wien anschauen, dass die soziale Durchmischung sehr gering ist. Dieses Ungleichgewicht ist nicht gut, weil das bedeutet, dass wir nicht jedem Schüler und jeder Schülerin die gleichen Chancen geben. Die gleichen Chancen sind aber wichtig, um für gleiche Entwicklungsmöglichkeiten zu sorgen, jedem Kind die gleiche Bildung zu ermöglichen, und deswegen braucht es eine bessere Unterstützung.
Ich bin froh, dass - wie Sie es jetzt gesagt haben - die Finanzierung der Schulsozialarbeiter gesichert ist, aber in Wahrheit haben wir immer noch zu wenig Unterstützungspersonal. Sie haben es im Jahr 2015 versprochen. Ich glaube schon, dass es auch Aufgabe der Stadt Wien ist, da für das nötige Personal zu sorgen, Schulsozialarbeiter, Schulpsychologen, ganz, ganz wichtig! (Beifall bei den NEOS.)
Ein Thema, wenn wir über Bildungsinfrastruktur sprechen, ist auch ganz wichtig und das ist das Thema der Gebäude und der Klimaneutralität der Gebäude, und welchen Beitrag diese neuerrichtete Infrastruktur für den Klimaschutz leisten kann. Mein Kollege hat gestern auch den Antrag auf SchülerInnen-Solarkraftwerke auf den Schulen eingebracht. Ich weiß nicht, ob es jeder verfolgt hat, in der HTL im 10. Bezirk gibt es so ein SchülerInnen-Solarkraftwerk. Was an den bisherigen Standorten aber fehlt, sind Überlegungen, wie wir diese neuen Gebäude klimaneutral und im Sinne innovativer Klimatechnologien nutzen können. Da haben wir viel zur Verfügung.
Gerade bei der HTL Favoriten ist es so, dass da eine Fotovoltaikanlage am Dach errichtet wurde, die SchülerInnen können sich daran beteiligen, das wird von der Wien Energie gemeinsam mit der BIG betrieben, die die Dachflächen nicht nur für Solarstrom, sondern auch für Begrünung zur Verfügung gestellt hat. Das bietet den Schülerinnen und Schülern die tolle Möglichkeit, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, mehr Bewusstsein für den Klimaschutz zu finden, mehr über Energiesparen, über Energiemanagement und innovative Geschäftsmodelle zu erfahren.
Gerade wenn wir so viel neu bauen, glaube ich, müssen wir diese Chance unbedingt nutzen. Deswegen noch einmal ein Appell an Sie: Stimmen Sie unseren Klimaschutzanträgen einmal prinzipiell zu, natürlich auch den Solarkraftwerken, auch im Pflichtschulbereich haben wir da eine Verantwortung in der Stadt. Ich freue mich, wenn Sie dem, vielleicht nicht heute - aber doch in nächster Zukunft - beistimmen. Vielen Dank. (Beifall bei den NEOS.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Bevor ich der nächsten Rednerin das Wort erteile, darf ich auf der Galerie des Gemeinderatssitzungssaals recht herzlich einen lieben Gast unseres Wiener Bürgermeisters begrüßen, nämlich den Bürgermeister von Helsinki Jan Vapaavuori. Herzlich willkommen im Wiener Gemeinderat! (Allgemeiner Beifall.)
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Mag. Hungerländer. - Bitte.
GRin Mag. Caroline Hungerländer (ÖVP): Vielen Dank, Frau Vorsitzende, sehr geehrte Damen und Herren, geschätzte Gäste auf der Galerie! Ich möchte ein bisschen darauf eingehen, was Herr Kollege Vettermann in seiner Rede gesagt hat, und zwar zum Einsatz von digitalen Medien in der Schule.
Es gab ja vor einigen Jahren einen richtigen Boom, es ist damals diese Khan Academy aufgekommen, die versucht, pädagogische Inhalte nur über Videos zu vermitteln. Es war ein bisschen die Idee, dass digitales Lernen weite Teile des Unterrichts ersetzen könnte. Inzwischen liegen aber Studie vor, die neueste ist gerade Anfang dieses Jahres von John Hattie und Klaus Zierer veröffentlich worden, die das ein bisschen relativiert hat. Zierer persönlich hat gesagt: „Den Glauben, die digitale Technik werde das Lernen revolutionieren, müssen wir zurückweisen.“
Sie legen Wert darauf, dass der Pädagoge/die Pädagogin immer noch das wichtigste Element im Unterricht ist und dass das digitale Medium einfach nur eine Unterstützung bei der Arbeit des Pädagogen sein kann. Dabei sind auch einige Dinge sehr, sehr wichtig, beispielsweise dass ältere Pädagoginnen und Pädagogen diesen Umgang mit digitalen Medien selbst nicht so gelernt haben und oft auch ein bisschen überfordert sind, wenn es darum geht, dass sie den Schülern etwas beibringen sollen oder zu verstehen, was die Schüler gerade machen. Das ist natürlich kein Thema der Stadt Wien, aber es ist schon etwas, das wir als Menschen, die sich wahrscheinlich sehr, sehr gut damit auskennen, auch im Bewusstsein behalten müssen.
Was mir aber ein Herzensanliegen ist, und das wurde in der Gesundheitsdebatte auch schon angesprochen, ist das Thema Suchtverhalten im Zusammenhang mit sozialen Medien. Wir hatten da den letzten Sucht- und Drogenbeirat zu diesem Thema. Das ist für mich ein wirklich, wirklich wichtiges Thema, weil es noch gar nicht so präsent ist, wie es präsent sein sollte. Es ist natürlich auch noch nicht als Sucht klassifiziert. Als Sucht klassifiziert ist nur diese Online-Spielsucht, aber das Abhängigkeitsverhalten im Zusammenhang mit sozialen Medien ist noch relativ unbekannt.
Im anglosächsischen Raum gibt es schon mehr Forschung darüber, bei uns hat sich das noch nicht so durchgesetzt. Das betrifft jetzt nicht nur Suchtverhalten bei sozialen Medien, wenn es darum geht, wie erhalte ich ein Like, wie werde ich im virtuellen Raum angenommen, sondern es geht eben auch um Online-Spiele,
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