Gemeinderat, 54. Sitzung vom 26.06.2019, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 99
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Guten Morgen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich darf die 54. Sitzung des Wiener Gemeinderates hiermit eröffnen.
Entschuldigt sind den ganzen Tag Herr GR Florianschütz, der auf Dienstreise ist, Herr GR Mahdalik, der dienstlich verhindert ist, und Herr GR Stark, der krank ist. Weiters gibt es Meldungen von den Kollegen GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger, GR Dr. Wolfgang Aigner, GR Nemanja Damnjanovic, BA und GR Dr. Wolfgang Ulm, die zeitweise verhindert sind.
Die 1. Anfrage (FSP-530999-2019-KSP/GM) wurde von Herrn GR Mag. Auer-Stüger gestellt und ist an den Herrn Amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe für Bildung, Integration, Jugend und Personal gerichtet. (Die „Werkstadt Junges Wien“ ist das größte Teilhabeprojekt für Kinder und Jugendliche, das es in dieser Stadt bisher gegeben hat. Die Befragungsphase ist nun abgeschlossen. Was sind die ersten Ergebnisse und wie sehen die nächsten Schritte aus?)
Bitte, Herr Stadtrat, um die Beantwortung.
Amtsf. StR Mag. Jürgen Czernohorszky: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr GR Auer-Stüger! Liebe Damen und Herren!
Am dritten Tag der Rechnungsabschlusswoche fühlen wir uns natürlich alle ganz sicher gesund, munter und jugendlich wie vor vielen, vielen Jahren. Aber es gibt viele Wienerinnen und Wiener, die wirklich jung sind. Um konkret zu sein: Über 360.000 Wienerinnen und Wiener sind unter 19 Jahren. Das ist fast jeder fünfte Wiener oder jede fünfte Wienerin. Man kann damit sagen: Wien ist das Jugendzentrum Österreichs. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Das war nicht immer so. Wir alle wissen, dass in den letzten fünf Jahrzehnten Wien vom mit Abstand ältesten Bundesland zum jüngsten Bundesland geworden ist. In diesem Raum sitzt kein Einziger, der nicht in einem Jahr geboren wurde, als Wien das mit Abstand älteste Bundesland war. Diese Entwicklung ging also rasant, und daher ist es nur logisch und für uns auch absolut notwendig, alles daran zu setzen, dass diese Stadt noch mehr eine Stadt bleibt und wird, in der alle jungen Menschen ihre Potenziale ausschöpfen können und in der alle jungen Menschen ein gutes Leben führen können. Was liegt dabei näher, als diejenigen zu fragen, was es dafür zu tun gilt, als die, die die besten Antworten haben, nämlich die jungen Menschen selbst?
Das ist der Grundgedanke der „Werkstadt Junges Wien“, nämlich junge Wienerinnen und Wiener als Auftraggeberinnen und Auftraggeber einzuladen, uns als Politikerinnen und Politikern als Auftragnehmerinnen und Auftragnehmer zu sagen und ins Stammbuch zu schreiben, was zu tun ist.
Der erste große Schritt dieser „Werkstadt Junges Wien“ war es, die jungen Menschen in Werkstätten einzuladen, die über die ganze Stadt verteilt sind, um die Fragen zu klären, was in unserer Stadt gut läuft, was besser laufen kann, welche Dinge noch fehlen und in welcher Stadtgesellschaft die jungen Leute leben wollen.
Von Februar bis April, als diese Workshops stattgefunden haben, haben exakt 22.581 junge Menschen an 1.309 Workshops teilgenommen. Das ist das größte Mitmachprojekt und das größte Demokratieprojekt für Kinder und Jugendliche, das es jemals in unserer Stadt und in unserem Land gegeben hat. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Die Frage war, was dabei herausgekommen ist. - Nun: Zuerst ist es uns gelungen, gemeinsam mit der Unterstützung eines sozialwissenschaftlichen Institutes aus den vielen Workshops und den 22.581 Rückmeldungen 45 grobe Themengebiete herauszukristallisieren. Aus diesen 45 großen Themengebieten werden 9 Cluster gebildet, die wiederum die neuen Kapitel für die Kinder- und Jugendstrategie sein werden.
In der Zwischenzeit hat auch eine Beiratssitzung natürlich mit Kindern und Jugendlichen als Beiräten getagt. Diese wurden aus 21 Kategorien von der außerschulischen Jugendarbeit bis hin zum Kindergarten und Produktionsschulen, zur AHS, NMS, et cetera gelost, und mit diesen Kindern und Jugendlichen wurde an diesen 9 Kategorien gearbeitet.
Die Kinder und Jugendlichen haben erklärt, was konkret mit diesen Themengebieten gemeint sein soll und diese auch nach Dringlichkeit gereiht. Daraus entsteht in den nächsten Wochen und Monaten die Kinder- und Jugendstrategie.
Zu den neun Themengebieten: Erstens geht es um Natur und Umwelt, mit dem Kernsatz: Alle Kinder und Jugendlichen in Wien wachsen in einer sauberen Umwelt und einem intakten Klima auf. Sie können in ihrer Stadt nachhaltig leben und haben viele Parks, Wiesen, Wasser und Wälder in ihrer Nähe. Sie kennen sich bei Klima- und Umweltschutz aus und können dabei selbst aktiv mithelfen.
Das zweite große Themengebiet betrifft Chancen und Zukunft: Alle Kinder und Jugendlichen in Wien können ihre Interessen, Ideen und Talente entfalten. Sie werden im Kindergarten und der Schule respektvoll gefördert, können eine Ausbildung machen und eine für sie passende Arbeit finden. Sie und ihre Familien werden unterstützt, wenn es nötig ist, und sie haben einen guten Platz zum Wohnen. Armut von Kindern und Jugendlichen wird aktiv bekämpft.
Drittens: Gesundheit und Wohlbefinden. - Alle Kinder und Jugendlichen in Wien leben gesund und fühlen sich wohl. Sie können Ärztinnen und Ärzte, Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen nutzen und sind vor Rauch, Alkohol und anderen Suchtmitteln geschützt.
Viertens: Gemeinschaft und Miteinander. - Alle Kinder und Jugendlichen in Wien wachsen frei und in Frieden auf. Sie gehören zu einer Gemeinschaft in einer vielfältigen Stadt und tragen selbst auch zu einem guten und freundlichen Miteinander bei.
Fünftens: Raum und Platz. - Alle Kinder und Jugendlichen in Wien sind an Orten und Plätzen in der Stadt genauso wichtig wie die Erwachsenen. Es gibt in der
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