Gemeinderat, 35. Sitzung vom 27.04.2018, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 124
damals viel in Clubs unterwegs gewesen, da hatte ich noch Zeit, und bin nach New York gekommen. Ich weiß nicht, ob das im Virgin Megastore oder irgendwo anders war, die Platte, die dort am meisten verkauft beziehungsweise am meisten präsentiert wurde, war jedenfalls „The K&D Session“ von Kruder und Dorfmeister. Aber das war Ende der 1990er Jahre, damals ist man, habe ich das Gefühl gehabt, noch nicht so selbstbewusst mit der elektronischen Wiener Musikszene umgegangen, aber dafür möchte ich jedenfalls Danke sagen.
Das Theater an der Wien hat sich durch die Umstrukturierung zu einem wirklich gut funktionierenden Opernhaus entwickelt, das in einer wirklich hervorragenden Qualität produziert und auch sehr gut angenommen wird. Erlauben Sie mir gleich an dieser Stelle aber trotzdem, die meiner Meinung nach nach wie vor ungelöste Frage der Vereinigten Bühnen Wien anzusprechen. Auch darüber haben wir schon oftmals diskutiert. Dieses Opernhaus Theater an der Wien funktioniert gut und ist sicherlich ein Ort, der wesentlich ist und jetzt auch ein wesentlicher Stein darin ist, das ist mir schon klar. Trotzdem glaube ich daran, dass man über kurz oder lang über ein echtes Zukunftskonzept bei den Vereinigten Bühnen nicht hinwegkommt und man ernsthaft die Frage stellen muss, welche Bereiche wir fördern und welche Bereiche wir auch sich selbst überlassen können, weil sie eigentlich marktfähig sind. Diese Debatte wird es geben müssen, davon bin ich überzeugt, denn so kann es auch nicht weitergehen.
Positiv ist auch der Bereich der Restitutionen der in der NS-Zeit geraubten Kunst- und Kulturgüter. Da haben Sie sehr viel vorangetrieben. Ich habe auch immer den Eindruck gehabt, dass es Ihnen ein persönliches Anliegen ist. Auch das, glaube ich, sollte jedenfalls der zukünftige Stadtrat oder die zukünftige Stadträtin auch auf seine oder ihre Agenda weiterschreiben, weil es ganz wesentlich ist für die Frage, wie wir mit unserer Geschichte umgehen und wie wir da auch weiterhin Bewusstsein schaffen.
Es ist geschrieben worden, dass Sie eher als Verwalter denn als Gestalter in Erinnerung bleiben werden. Auch wenn das jetzt komisch klingt, ich weiß nicht, ob das etwas so Negatives ist. Ich meine nur, dass es auch durchaus anzuerkennen ist, dass der Bereich Kunst und Kultur gut verwaltet ist, dass grundsätzlich hier in einer unglaublichen Vielfalt und Diversität und einer Breite des Angebotes ganz viel auf den Weg gebracht worden ist oder zumindest auch weiterentwickelt worden ist. Ja, es stimmt, es fehlt ein bisschen sozusagen diese eine große, bleibende kulturpolitische Leistung, die vielleicht jetzt das Wien Museum oder die ECU sein wird.
Aber generell vermisse ich in dieser Stadt - und das ist auch vielleicht mein größter Kritikpunkt - echte kulturpolitische Diskussionen. In den letzten Jahren habe ich immer ein wenig den Eindruck gehabt, es gibt eher Diskussionen darüber, wer mehr Förderungen bekommt und wer keine bekommt. Erlauben Sie mir an dieser Stelle, noch einmal zu sagen: Ich sehe ein großes Problem in der Förderung von Freundesnetzwerken in dieser Stadt. Herr Stadtrat, das haben Sie auch nicht anders gemacht als Ihre Vorgänger. Ich glaube, wir müssen uns hier zumuten, auch darüber zu reden, dass Kunst und Kultur frei sein soll und dass zählen muss, wer was kann und nicht, wer wen kennt. Das ist eine Überzeugung von mir und das wünsche ich mir wirklich definitiv für die Zukunft, dass nämlich nicht immer die Liebkinder gefördert werden, während andere durch die Finger schauen.
Mein größter Wunsch wäre es aber, dass wir wirklich wieder kulturpolitische Debatten führen. Möglicherweise bietet uns ja sogar die eine oder andere Wortmeldung der FPÖ eine Chance dafür, weil ich da immer wieder Wortmeldungen höre, die inhaltlicher Natur sind, also sozusagen eine Bewertung der Kunst- und Kulturproduktionen. Das ist etwas, das wir eigentlich sehr scheuen. Ich habe gerade eingangs gesagt: Ich bin der Meinung, eine Politikerin ist keine Kunstkritikerin und keine Architekturkritikerin, aber wenn Sie immer wieder in diese Debatte eintreten und dann von Ferkeleien auf der Bühne oder so etwas reden, dann habe ich das Gefühl, wir brauchen vielleicht wieder einmal eine Auseinandersetzung über die Freiheit der Kunst. In Wahrheit müssen wir ein paar Diskurse führen.
Auch wie es ausschaut mit dem durchaus sozialdemokratischen oder linken Paradigma der Kunst für alle von allen, wo wir ganz ehrlich fragen müssen: Schaffen wir das? Ist es wirklich gelungen in den letzten Jahren? Ich meine, wir reden jetzt wieder von einem Großprojekt einer Donaubühne. Ich habe grundsätzlich nichts dagegen, wir werden uns das anschauen müssen, aber wir sehen ja, dass dieser Ansatz sozusagen immer nur aus der Basis heraus oder aus der Breite der kleinen Initiativen alleine nicht funktioniert. Es braucht gewisse große Anker oder, umgekehrt gesagt, es braucht dieses Miteinander, größere Institution, die dann gut programmiert werden. Das ist im Übrigen die Hauptfrage, die ich in Bezug auf diese Bühne habe, denn einzig und allein ausschlaggebend ist die Frage der Programmierung, die Frage, wer das dort machen wird und ob es gelingen wird, das entsprechend zu etablieren. Aber dieses Paradigma hat nicht in dieser Art und Weise funktioniert, das muss man ehrlich sagen. Da würde ich mir wünschen, dass es wieder echten kulturpolitischen Diskurs in der Zukunft gibt und bin durchaus auch bereit, dafür einzutreten.
Ihnen persönlich wünsche ich alles Gute und danke vielmals! (Beifall bei NEOS, SPÖ, GRÜNEN und ÖVP.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächster ist Herr StR Dr. Wölbitsch zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.
StR Dr. Markus Wölbitsch, MIM: Vielen Dank!
Ich werde versuchen, mich ein bisschen kürzer zu fassen als meine Vorrednerin. Es gibt sehr viele spannende Themen, die heute auf der Agenda stehen, unter anderem auch das Wien Museum, das wir jetzt hier behandeln. Beim Wien Museum geht es auch um ein Thema, und das wurde auch schon angesprochen, das sehr wesentlich ist, nämlich: Wie gehen wir mit dem kulturellen Erbe in unserer Stadt um? Ein Thema, das uns und, ich glaube, auch sehr viele Wienerinnen und Wiener beschäftigt, ist daher: Wie gehen wir mit dem
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