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Gemeinderat, 34. Sitzung vom 22.03.2018, Wörtliches Protokoll  -  Seite 68 von 97

 

Jetzt weiß ich schon, die Opposition versucht natürlich, immer Probleme zu sehen, wo vielleicht gar keine sind. Ich kann Sie ganz beruhigen, seien Sie noch ein bisschen geduldig, wir haben alles wahnsinnig gut im Griff (Heiterkeit bei GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES.) und wir werden alle (in heiterem Ton) Anträge rechtzeitig hier einbringen. Lassen Sie sich überraschen, der Gemeinderat tagt auch noch in den nächsten Monaten. Also niemand soll sich Sorgen machen um die Sanierung des Volkstheaters, niemand soll sich Sorgen machen um die Sanierung der Sezession, niemand soll sich vor allem Sorgen machen über den Neubau des Wien Museums, wir sind hier sehr gewissenhaft am Arbeiten, und wir werden dem Gemeinderat in entsprechender Zeit auch die richtigen Anträge vorlegen, so wie wir das jetzt übrigens auch beim Raimund Theater gemacht haben. Und warum das jetzt ein Jahr später war, hat schlicht und einfach einen Grund: Das „I am from Austria“ rennt so gut, dass es fahrlässig wäre, es ein Jahr früher abzusetzen. Daher haben wir gesagt, wir lassen das „I am from Austria“ lieber ein Jahr länger rennen, weil es so gut läuft, und machen die Sanierung ein Jahr später. Da passiert noch nichts, aber wir müssen es dann unmittelbar nachher machen, daher haben wir uns entschieden, wir machen es ab Sommer 2019.

 

Wenn du nun ein Zukunftskonzept ansprichst, sage ich, bitte schau dir an, was die VBW derzeit machen. Das ist das Zukunftskonzept für die Vereinigten Bühnen Wien, denn erfolgreicher, als es derzeit läuft, geht nicht. Es laufen derzeit zwei Eigenproduktionen in den Musicalhäusern - das haben wir uns immer gewünscht. Wir haben immer gesagt, wir sind schon froh, wenn es eine Eigenproduktion gibt, derzeit rennen mit „I am from Austria“ und „Tanz der Vampire“ zwei Eigenproduktionen. Und die beiden Produktionen sind so erfolgreich, dass man gar nicht sagen kann, es würde irgendwas besser werden, wenn wir ein neues Konzept machen. Es wird auch nichts besser werden, wenn wir jetzt Zielvereinbarungen machen, denn mehr als eine fast 100-prozentige Auslastung kann man mit der gefinkeltsten Zielvereinbarung nicht mehr erzielen.

 

Ich weiß schon, die Aufgabe der Opposition ist es, Oppositionsarbeit zu leisten, und wir regieren. Und diese Arbeitsteilung ist auch gut, solange wir in der Regierung sind und die anderen in der Opposition. So gesehen ist eh alles ziemlich gut auf Schiene. Wir setzen derzeit gerade ein sehr gutes Konzept für die Vereinigten Bühnen Wien um, soll man nicht vergessen, großartige Opernaufführungen. Ein Tipp: „Der Besuch der alten Dame“, großartige Oper, das muss man sich einfach anschauen. Es ist schade, dass man das nicht länger spielen kann, auch aus Kostengründen, es ist eine großartige Inszenierung, eine großartige Aufführung. Diese Oper von Gottfried von Einem wird zu seinem 100. Geburtstag nach 1971 das 2. Mal szenisch in Wien im Theater an der Wien aufgeführt. Dafür braucht man solche Kulturtanker wie die Vereinigten Bühnen Wien, denn eine kleinere Institution könnte einfach so eine Produktion auch gar nicht machen.

 

Der Bundeskanzler Sinowatz hat einmal gesagt, es ist alles sehr kompliziert. Da haben sie ihn ziemlich ausgelacht, aber ehrlich gesagt, er hat in vielen Fragen eigentlich immer recht gehabt. Es ist wirklich alles sehr kompliziert, und was besonders kompliziert ist, ist die Frage der Finanzen eines solchen Musical- und Opernkonzerns wie den Vereinigten Bühnen Wien. Denn das Teuerste ist es immer, wenn man produziert und nicht spielt. Gerade die 13 Monate, in denen das Raimund Theater umgebaut wird, sind sozusagen für die Vereinigten Bühnen Wien finanziell das Aufwändigste, denn da haben sie ein Jahr lang keine Einnahmen. Rechnen wir uns bitte einmal aus, was das heißt: Sagen wir 70 EUR mal 6 Aufführungen in der Woche, mal 1.000 Sitzplätze über 10 Monate. Das ist ein derartig gigantischer Betrag, der da nicht hereinkommt, weil sie nicht spielen, dass man sagen muss, da können Sie nicht mit weniger Subvention auskommen, in Wirklichkeit brauchen die in der Zeit mehr Subvention, weil sie ja das Personal nicht hinausschmeißen. Das ist ja nicht wie in Amerika, wo man sagt, jetzt spielen wir ein Jahr nicht, wir hauen alle 800 Leute hinaus. Wir beschäftigen die Leute auch durch, weil es auch richtig ist, die Leute durchzufinanzieren.

 

Und das Zweite ist: In der Zeit, in der sie nicht spielen, müssen sie die nächste Produktion vorbereiten, ein Jahr vorher, damit es, wenn im Herbst 2020 wieder aufgemacht wird, eine gescheite Produktion gibt. Das heißt, sie haben hohe Produktionskosten, spielen nichts und haben dadurch keine Einnahmen. Also eigentlich bräuchten sie in dem Jahr mehr Geld. Gerade jetzt produzieren sie weniger, weil man ja in dem Jahr, wo wir umbauen, nichts spielen, aber auf der anderen Seite haben sie jetzt extrem hohe Einnahmen. Das ist auch der Grund, warum man beispielsweise - klug wie wir alle zusammen sind - die Subvention von 42 Millionen auf 38,5 Millionen heruntergefahren hat. Aber so im Großen und Ganzen werden die Vereinigten Bühnen Wien im Jahresschnitt über lange Zeit, sagen wir, 10 Jahre, 5 Jahre, immer im Jahr zirka 40 Millionen EUR brauchen. Dann gibt es einmal bessere Einnahmen, einmal mehr Produktionskosten, einmal weniger Produktionskosten, aber so über die lange Zeit braucht ein Konzern mit vier großen Häusern, also 2 Musicalhäusern und 2 Opernhäusern, einfach diese 40 Millionen.

 

Das ist alles sehr kompliziert, aber glauben Sie uns eines, wir haben das alles ganz, ganz, ganz gut überlegt. Und so gesehen muss man sich keine Sorgen um die Kultur in Wien machen, und schon gar nicht um die Vereinigten Bühnen Wien. Und man muss sich gar keine Sorgen machen, wenn wir im Mai 2018 jetzt einen neuen Bürgermeister wählen, der über zehn Jahre auch im Kulturausschuss Mitglied war, der die Kulturangelegenheiten sehr gut kennt und auch extrem schätzt. Das ist auch der Grund, warum er bei der Zukunftsklausur der Wiener SPÖ gesagt hat, es ist einfach richtig, in die Stärken der Stadt zu investieren.

 

Und eine der größten Stärken, die diese Stadt hat, ist die Kultur, und daher werden wir das auch in der Zukunft machen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

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