Gemeinderat, 16. Sitzung vom 25.11.2016, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 26
chen, aber dies durch Routinedokumentation, was natürlich nicht möglich ist, da eine Ergebnisqualität eine sehr engmaschige Dokumentation, wie es beispielsweise bei einer Klinischen Studie ist, voraussetzt.
Ein wichtiger Punkt, der hier untergeht in der verstaatlichten, oder sagen wir, schon fast autoritären, Medizin, sind die Einsparungen. Zu den Einsparungen würde auch gehören, dass die Medikamentenkosten reduziert werden. Das ist an sich nicht der Fall. Diesbezüglich haben wir schon mehrmals die Behandlung der Polypharmazie, das ist eine Mehrfachmedikation, die vor allem bei älteren Patienten von Bedeutung ist, angesprochen. Es gibt keine Überlegung, es gibt auch keine Planung in Großspitälern oder im niedergelassenen Bereich, Polypharmazieambulanzen zu errichten, in denen überprüft wird, ob die neun oder zehn Medikamente bei den betagten Herrschaften Sinn haben und vor allem, und das hebt sie über die reine Kontroll-Software hinaus, welche Alternativen man geben kann. Ich hoffe, es wird niemand so naiv sein, zu glauben, dass es diese Finanztransfers von den Pharmafirmen nur zu einigen Ärzten gibt. Es gibt diese Finanztransfers sehr wohl auch bei den Krankenkassen, und zwar sowohl im Sinne einer gesetzlichen Regelung als auch im Sinne einer sogenannten Rabattierung. Wenn man sich das sehr verhaltene oder zurückhaltende Einsetzen oder Nichteinsetzen in Richtung Polypharmazie bei gleichzeitigen Finanztransfers der Krankenkassen ansieht, bleiben natürlich einige Fragen offen.
Ich möchte zum Schlusswort kommen und die wichtigsten Punkte noch einmal zusammenfassen:
Keine Herabstufung von Großspitälern. Dies bietet keine Ersparnis und verschlechtert die lokale Versorgung.
Gruppenpraxen im Gesamtvertrag statt PHCs, da sie den Kolleginnen und Kollegen, die eine Gruppenpraxis errichten, eine Investitionssicherheit geben.
Um die Arbeitszeit an den Patienten zu verbessern, ist es notwendig, Kodierassistenten in ihrer Ausbildung zu errichten. Das wird einige Jahre dauern. Sollte das im Rahmen eines Bundesgesetzes, wie es auch in anderen Ländern üblich ist, beschlossen werden, muss man natürlich Akademien errichten, man muss schauen, welche Lehrpersonen diese Kodierassistenten ausbilden. Das heißt, man kann frühestens, wenn man es jetzt machen will, in fünf Jahren damit rechnen.
Zusätzlich sind natürlich Gesundheitsbildung und Gesundheitserziehung von großer Bedeutung.
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk (unterbrechend): Ich darf Sie ersuchen, zum Schluss zu kommen. Bitte.
GR Dr. Günter Koderhold (fortsetzend): Weiters auch für Einsparungen und auch für die Gesundheit der Patientinnen und Patienten die Errichtung von Polypharmazieambulanzen.
Abschließend möchte ich sagen, dass uns der Krankenanstaltenverbund sehr am Herzen liegt, wir eine Erhaltung wünschen und eigentlich nicht einsehen, dass der Krankenanstaltenverbund wie ein zerbrochenes Spielzeug weggeworfen wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Dr. Laschan. Ich erteile es ihr.
GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ): Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich kann gleich sagen, ich werde auch ein bisschen länger brauchen, weil dieses Thema, nämlich die Wiener Gesundheitsversorgung oder das Wiener Gesundheitssystem, natürlich nicht in einer Viertelstunde abhandelbar ist, auch nicht in 20 Minuten. Darum werde ich jetzt versuchen, mich ganz kurz zu fassen.
Diese wichtige Frage der gemeinsamen Finanzierung und Planung im Gesundheitswesen verfolgt mich als Person seit ich, glaube ich, in der Medizin tätig bin. Alle sagen immer, es ist sehr wichtig, dass es eine gemeinsame Finanzierung gibt, weil dann gibt es dieses Hin- und Hergeschiebe nicht mehr. Allerdings sagt mir niemand, wie es denn sein soll. Soll das die Sozialversicherung allein finanzieren? Oder sollen das die Länder allein finanzieren? Oder soll der Bund, der jetzt auch keine Rolle spielt, dann die Hauptrolle spielen? Wie soll das sein? Oder soll das eine Gesellschaft sein? Oder soll das ein Topf sein, der irgendwie benannt wird? Das konnte mir niemand erklären. Ich bin aber auch nicht diejenige, die es entscheidet. Ich bin Gott sei Dank auch nicht diejenige, die es verhandeln muss, muss ich jetzt für mich persönlich sagen, weil es eben eine schwierige Frage ist.
In der Gesundheitsreformdiskussion haben wir schon x Mal gehabt, habe ich auch schon als politischer Mensch x Mal erlebt. 2013 hat man sich zumindest darauf geeinigt, dass es zu einer gemeinsamen Planung kommen soll. Bitte schön, Wien war das erste Bundesland, wo diese gemeinsame Planung unmittelbar umgesetzt wurde und auch im Laufen ist. Gemeinsam mit der größten Wiener Sozialversicherungseinrichtung, nämlich der Wiener Gebietskrankenkasse, aber auch den anderen Kassen, gibt es eine gemeinsame Planung und auch eine gemeinsame Finanzierung, nämlich in verschiedensten Projekten, die schon umgesetzt worden sind. Nämlich, ich sage einmal nur einen Ausschnitt: „Alkohol 2020“, Entwicklungsdiagnostische Stellen, die in Wirklichkeit Frühförderungszentren sind, der Regionale Strukturplan, wo wir nicht nur im stationären Bereich planen, sondern wo wir auch im ambulanten und stationären Bereich, also im Gesamtbereich, gemeinsam planen wollen.
Voraussetzung dazu ist, dass es eine Dokumentation im ambulanten Bereich gibt. Mein Erleben, seit ich tätig bin - im Hanusch-Krankenhaus bin ich tätig, falls es jemand noch nicht weiß -, wird ambulant dokumentiert. Jetzt sollen auch die Niedergelassenen ambulant dokumentieren. Das ist die Voraussetzung dafür, dass irgendetwas geplant werden kann. Ich halte das für sinnvoll und wichtig. Es stöhnen viele, ich auch manchmal, weil es halt manchmal kompliziert und auch ein Zeitaufwand ist. Aber es ist notwendig, um moderne Gesundheitsplanung zu machen. Ich sage in diesem Zusammenhang einen schönen Satz, den ich in der „Zeit“ gelesen habe: „Die Welt, wie sie einmal war, steht nicht mehr zur Wahl.“
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