«  1  »

 

Gemeinderat, 68. Sitzung vom 29.06.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 98 von 140

 

mindestens 12 Millionen EUR jedenfalls alleine für Schulerweiterungen ausgegeben.

 

Im Schulneubau ist unser Vorzeigeprojekt, das wir am 1. September 2014 recht stolz eröffnen durften, der Bildungscampus Sonnwendviertel. Das ist eine besonders gelungene Schule. Wir haben hier schon häufiger darüber gesprochen, trotzdem möchte ich es noch einmal tun, weil es ein echtes Vorzeigemodell ist. Wenn es nach uns ginge, würden wir alle, alle, alle Schulen, aber eigentlich Lernorte, so bauen wie diese. 1 100 Kinder werden dort auf einer Gesamtfläche von 20 000 m² betreut; 11-gruppiger Kindergarten, 17-klassige Ganztagsvolksschule, 16-klassige Neue Mittelschule.

 

Und das ist an diesem Standort das besonders Wichtige und Schöne, nämlich dass von 0 bis 14 alle Kinder unter einem Dach unterrichtet werden, dass unser Bildungsbegriff, der im Kindergarten startet, sich tatsächlich auch bis zum Pflichtschulabschluss zieht und dort gelebt werden kann unter einem Dach. Es gibt dort sehr schöne pädagogische Konzepte, die sich dann auch im Gebäude niederschlagen, etwa die Marktplätze. Alle, die dort waren, wissen, wovon ich hier jetzt ein bisserl beseelt und begeistert spreche, weil es einen wirklich schönen Eindruck macht.

 

Viele Klassen gruppieren sich darum. Da gibt es sogar Freiklassen draußen im Freien mit Sonnenschutz und einer Tafel. Auch der Garten ist von überall zugänglich. Schön ist es, wenn man durch die Schule geht und Türschilder an Klassen liest, an denen steht: „Hier lernt, lacht und lebt die 1a-Klasse.“ Das zeigt so sehr, wo wir hin wollten und wo wir auch gelandet sind mit diesem Schulgebäude und natürlich mit der Pädagogik, die in solchen Gebäuden ganz besonders gut funktionieren kann. Auch die Tafeln wurden abgelöst von interaktiven Smartboards. Also wir haben dort wirklich aus dem Vollem geschöpft, darf ich sagen, und trotzdem sind wir finanziell relativ im Rahmen geblieben, wie ich jetzt aus Budgetsicht auch einmal sagen darf. Alle Kinder, davon sind wir überzeugt und deshalb bauen wir so viele Campusstandorte aus, profitieren vom gemeinsamen Umgang untereinander.

 

Freuen durften wir uns – allerdings erst 2015 über die Eröffnung, aber gebaut wurde hauptsächlich 2014 – über ein neues Berufsschulgebäude. In der Embelgasse in Wien Margareten entstand eine sehr moderne Berufsschule für kaufmännische Lehrlinge der Stadt Wien, und für dieses Projekt haben wir ungefähr 21 Millionen EUR ausgegeben, vor allem letztes Jahr.

 

Es gibt noch ein paar Campusstandorte, die bereits in Planung sind. Ich habe es schon beschrieben, warum wir das so ausgezeichnet finden. Es gibt ein Neubauprogramm 2012 bis 2023, in dem noch elf ganztägig und ganzjährig geführte Einrichtungen, also Campusstandorte, geplant werden sollen. Im Fokus sind die Regionen Kagran, Stammersdorf, Stadlau und Jedlesee, am Nordbahnhof wird es einen zweiten Campus geben, im Süden und im Westen natürlich auch in Atzgersdorf, Favoriten, Aspern-Gründe, Gasometer-Umfeld und Wien-West. Jede Menge zu tun. Für 10 neue Campusstandorte werden am Ende rund 700 Millionen EUR ausgegeben sein. Da ist der Campus Sonnenwendviertel bereits inkludiert.

 

Was an diesen Standorten besonders gut funktionieren kann, weil die Gebäude vorhanden sind und die räumlichen Voraussetzungen gegeben sind, ist eben eine gelingende Ganztagsschule. Der Ausbau von Ganztagsangeboten hat für die Stadt Wien besondere Priorität. Insgesamt gibt es derzeit 46 Ganztagsvolksschulen. Wenn ich von Ganztagsvolksschulen spreche, dann nur von der verschränkten Form, also von der echten Form der Ganztagsschule. Gar nicht spreche ich jetzt von den vielen Offenen Schulen, die ganztätig geführt werden. Seit 2010, also seit Antritt unserer rot-grünen Regierung sind 23 neue Ganztagsschulen, echte, verschränkte Ganztagsschulen, dazugekommen. Wir haben uns unser Ziel also erfüllt, massiv auszubauen.

 

Die Vorteile der Ganztagsschulen wurden hier auch schon mehrmals besprochen. Es ist ohne Zweifel so, dass eine echte Ganztagsschule deshalb so vorteilhaft ist, weil eben auch die nichtunterrichtlichen Anteile, also die erzieherischen und sozialen, mehr Bewegung, mehr musisch kreative Inhalte, auch ausreichend Zeit und Raum haben in diesem Modell und daher alle Kinder, egal, aus welchen Familien sie kommen, egal, ob sie sozial benachteiligt sind oder welchen Beruf ihre Eltern ausüben, davon profitieren und eben allen Kindern dasselbe Angebot zur Verfügung gestellt werden kann und damit soziale Benachteiligung ausgeglichen werden kann und jedenfalls alle Kinder eine stärkere Möglichkeit haben, auch eine gymnasiale Laufbahn einzuschlagen, als das bisher in einer sogenannten Halbtagsschule der Fall war.

 

Diesen Begriff gibt es übrigens in anderen Sprachen überhaupt nicht. Frankreich, England, Schweden, die kennen das Wort Halbtag für die Schule gar nicht, für die heißt Schule immer Ganztagsschule, für die gibt es die Unterscheidung Halbtagsschule und Ganztagsschule allein sprachlich schon nicht. Daran sollten wir uns orientieren, das sollte auch unsere Zukunft sein, und daran hat die rot-grüne Regierung 2014, aber auch die ganzen Jahre über sehr fleißig gearbeitet.

 

Ein Thema, das ich noch ansprechen möchte, weil es immer so hitzig diskutiert wird – nicht, weil es das zentrale Problem innerhalb der Schulen ist, aber es wird häufig hitzig diskutiert –, das Thema Sprache nämlich. Über die Hälfte der Kinder in Wien hat eine andere Alltagssprache als Deutsch. 23 Prozent der Wiener Kinder sprechen daheim Türkisch oder BKS, also Bosnisch, Serbisch, Kroatisch. In unseren österreichischen Bildungseinrichtungen wird das häufig eher noch als Defizit gesehen und nicht als wertvolles Potenzial erkannt. Oberstes Ziel sollte aber sein, Wiens Sprachenvielfalt eben anzuerkennen und vom Sprachenschatz zu profitieren. Das Aussortieren von Kindern mit fehlenden oder unzureichenden Deutschkenntnissen in Vorschul-, Sonder- oder welche Klassen auch immer mit dem Fokus auf dem möglichst schnellen Erwerb der deutschen Sprache, ist kontraproduktiv. Die Erkenntnisse der Wissenschaft liegen längst auf dem Tisch. Jede gefestigte und geschätzte Familiensprache ist die allerbeste Grundlage für erfolgreiche Mehrsprachigkeit. Besonders erfolgreich

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular