Gemeinderat, 59. Sitzung vom 25.11.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 79
auch schon von Herrn Mag Chorherr angesprochen worden, dass wir aber, wenn wir uns die Statistiken anschauen, einen Überschuss an Wohneinheiten in Wien haben. Ich habe die Statistik aus dem Jahr 2011 ausgehoben. Damals hatte Wien in etwa knapp unter 1 Million Wohneinheiten bei in etwa 900 000 Haushalten. Das heißt, man müsste wirklich einmal darauf schauen, wo das herkommt und wie man diese Wohnungen wieder dem Markt zuführen kann, allerdings bitte nicht mit marxistischen Methoden. Es gibt sicherlich auch andere Methoden, um dieses Problem lösen zu können.
Eines der wesentlichen Probleme ist natürlich, dass die Wohnungen mittlerweile sehr teuer geworden sind. Das wird von Wienern natürlich besonders stark empfunden, weil früher die Gemeindewohnungen extrem billig waren. Da war der Wiener natürlich verwöhnt. Jetzt ist es halt weitaus schlechter. Die schlechte wirtschaftliche Situation hat auch zugeschlagen. Wir haben halt überall, auch im kommunalen Wohnbau, mehr oder minder Marktpreise. Hier ist auch interessant, Sie zitieren zwar immer die Mercer-Studie mit dem 1. Platz, aber wir wollen schon sagen, es sind die Topmanager, also die Schwerstverdiener, die hier Wien den 1. Platz geben. Nach dem EU-Ranking steht Wien von 83 Städten in der EU an der 62. Stelle, was die Leistbarkeit anbelangt. Also, gar so gut ist das nicht! Sie können das jederzeit nachlesen! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.)
Im Übrigen steht dort auch, die Integrationsleistung der Stadt Wien ist von den 83 Städten an der 72. Stelle, nur so nebenbei, damit man sieht, was da tatsächlich geschieht.
Es ist aber auch das Problem, die Wohnungen, die über die Bauträger geschaffen werden, sind eigentlich sehr teuer, vor allem für die Qualität, die sie hinstellen. Sie haben gegenwärtig in etwa 1 500 bis 2 000 EUR pro Quadratmeter. Das ist in etwa, wenn man sich die internationalen Vergleiche anschaut, um zirka 30 Prozent zu hoch, gleichzeitig aber bei einer Bauqualität, die von der Wohnqualität her ziemlich die schlechteste ist. Das heißt, es sind Betonplattenbauten, 10 bis 12 cm und dann 20 cm Vollwärmeschutz. Schimmelbildung ist vorprogrammiert. Das geht bei einer Bauweise technisch nicht sehr viel anders. Schlecht ist es dann fürs Lüften, weil dann kriege ich Kondenswasser hinein.
Das Gleiche ist, auch die Konfiguration der Neubauten ist bei Weitem nicht das, was wir gewohnt sind von den Gemeindebauten aus den 60er Jahren bis in die 80er Jahre. Sie bauen jetzt wieder Zimmer-Küche-Wohnungen. Der einzige Unterschied besteht darin, dass, was natürlich schon wesentlich und ein Qualitätsfortschritt ist, die Nassgruppen innerhalb der Wohnungen sind. Das ist natürlich eine Qualitätsverbesserung gegenüber den gründerzeitlichen Bauten, aber ansonsten auch nicht, schon allein von der Wohnraumhöhe 2,50 m. Damals habe ich 2,80 bis 2,90 m gehabt und hatte damit ein weitaus größeres Luftvolumen zur Verfügung.
Was die Aufschließung der Wohneinheiten innerhalb der neuen Bauten betrifft, sind wir überhaupt schon Anfang des 19. Jahrhunderts, nämlich bei offenen Gängen. Das ist etwas, was bitte nahezu 150 Jahre lang nicht gebaut oder nicht mehr gemacht worden ist.
Dann kommt natürlich etwas, was das Wohnen teurer macht - es ist schon gesagt worden -, die sehr teuren Betriebskosten, die in den letzten Jahren um mehr als 10 Prozent gestiegen sind, seit es 4 Jahre lang Rot-Grün gibt. Beim Wasser sind es überhaupt 38 Prozent und bei der Fernwärme 17 Prozent. Da muss man schon sagen, es ist ein Großteil der Wiener, und zwar gerade diejenigen, die sozial schwächer sind, mit der Fernwärme zwangsbeglückt worden. Jetzt müssen Sie sich - speziell an die Adresse der GRÜNEN gerichtet - die Relation von Kilowattstunden zum Preis anschauen. Es kostet gegenwärtig, Erhebungsdatum Wien Energie von gestern, die Fernwärme pro Kilowattstunde nicht ganz 48 Cent. Strom kostet 17 Cent und Gas 6 Cent. Da muss man sich schon fragen, was das eigentlich soll. Sie brauchen nur bei Wien Energie anzurufen. Es sind die dortigen Zahlen. Da muss man sich schon fragen! Unter diesen Bedingungen streichen Sie den Heizkostenzuschuss! Es nützt den Leuten nichts, wenn Sie ihnen für thermische Sanierungen einen Zusatz geben, weil sie im Vorgriff leben müssen.
Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies (unterbrechend): Herr Kollege Mörz, Ihre Redezeit und die Ihrer Fraktion ist zu Ende. Ich ersuche, zum Schlusssatz zu kommen.
GR Prof Dipl-Ing Dr Kurt Mörz (fortsetzend): Okay. - Wer von diesen Einkommensklassen hat denn schon das Geld, ein neues Fenster zu kaufen und sich dann mühselig einen Zuschuss zukommen zu lassen, der dann zwei Jahre später kommt? Und für eine Mariahilfer Straße gebe ich 30 Millionen EUR aus! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.)
Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Damit ist die Redezeit der FPÖ aufgebraucht. Als Nächster zum Wort gemeldet hat sich ein zweites Mal Kollege Mag Chorherr. - Es verbleiben noch 12 Minuten Redezeit.
GR Mag Christoph Chorherr (Grüner Klub im Rathaus): Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich werde keine 12 Minuten brauchen. Aber ich möchte noch auf ein paar Dinge eingehen. Manchmal habe ich das Gefühl, und ich verspreche, ich mache es ohne Polemik, es gibt wirklich Paralleluniversen. (GR Mag Wolfgang Jung: Jetzt sind Sie wieder aufgewacht!) Der Herr Stadtrat wird das dann, glaube ich, noch irgendwie vertiefen.
In der Tat gibt es einen Vorwurf an den geförderten genossenschaftlichen Wohnbau, der in Fachkreisen intensiv diskutiert wird, dass der Qualitätsstandard höher als vom frei finanzierten ist, wo man fragt, ob man sich das eigentlich leisten soll. Also, Kollege Mörz, zu sagen, der geförderte Wohnbau ist vom Qualitätsstandard inferior, da könnten Sie genauso sagen, die Sonne geht im Westen auf! Viele Punkte sprechen für den geförderten Wohnbau in Wien. Einer der Punkte ist, und das hat etwas mit der Gerechtigkeit zu tun, dass nicht der Sozialwohnbau der schlechte ist, wo man schon von außen sieht, dass das sozusagen mindere Qualität ist, sondern er ist von einem extrem hohen Qualitätsstandard. Es
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