Gemeinderat, 56. Sitzung vom 25.09.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 88
Ich bin übrigens nicht so sehr dafür, dass man sagt, die dürfen gar nichts zur Schulpolitik, Schulentwicklung oder so weiter sagen. Natürlich sollen sie alles, was wir hier beschließen, umsetzen. Ich glaube aber, jeder im Landesschulrat und im Stadtschulrat bei uns in Wien ist gut beraten, wenn er sich etwas überlegt und auch eigene inhaltliche Initiativen setzt, um die Dinge voranzubringen.
Ich meine, in diesem Sinne können wir dieser Debatte durchaus gelassen entgegensehen. Diese wird ja jetzt geführt. – Eine wichtige Bemerkung ganz am Anfang war – und damit komme ich wieder ein bisschen zum Akt zurück –, dass natürlich auch moderne Gebäude wichtig sind, um den Bildungserfolg voranzutreiben. So ist es auch, und beim eigentlichen Aktenstück geht es ja darum, dass wir weitere Schulzubauten brauchen, die jetzt in moderner Holzbauweise vonstattengehen werden.
Das ist deshalb gut, weil wir mit der WIP, der Wiener Infrastruktur Projekt GmbH, eine wirklich gute Partnerin bei den bisherigen Projekten hatten. Es werden noch drei gebaut, die, weil sie über eine Wien-Holding-Tochter und in enger Abstimmung mit der MA 56 abgewickelt werden, natürlich „inhouse“ vergeben werden können.
Bei der Holzleichtbauweise gibt es nicht nur eine extrem kurze Bauzeit, sondern es wird auch ein positiver Beitrag zur Ökobilanz geleistet. Holz wächst bekannterweise nach und ist auch ein österreichischer Rohstoff, und daher ist das eine gute Sache. Zudem wurden die Baukosten, wie gesagt, um 1,5 Millionen unterschritten. Die sechs weiteren Bauten wurden im Ausschuss schon beschlossen, und wir können sie heute hier entsprechend beschließen. Damit können wir einen weiteren Schritt machen. Nach den bisherigen Erfahrungen bin ich mir sicher, dass mit dem heutigen Beschluss ein weiterer positiver Schritt zum Ausbau unseres Schulwesens und damit auch zum Wohle der Kinder in Wien gesetzt wird. – Vielen Dank. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Akkilic. Ich erteile es ihm. Die Redezeit beträgt 20 Minuten.
GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrter Berichterstatter! Meine Damen und Herren!
Wir sagen seit Jahren, dass die Wiener Bevölkerung bis 2030 wachsen und die Zwei-Millionen-Grenze erreichen wird, und das bedeutet natürlich auch, dass sehr viele Kinder und Jugendliche in die Stadt einziehen beziehungsweise in der Stadt groß werden, und daher dürfen wir trotz der schwierigen wirtschaftlichen Situation in der Bildungspolitik nicht versagen. Wir erleben seit vier Jahren Budgetverhandlungen, und es war immer unsere oberste Priorität, in der Bildungspolitik nicht einzusparen beziehungsweise Abstriche vorzunehmen, weil es einfach um die Zukunft und die Chancen der Kinder und Jugendlichen in unserer Stadt geht.
Daher denke ich mir, dass es ganz wichtig ist, dass wir in den letzten Jahren neue Schulen gebaut haben, und zwar sowohl bei den neuen Siedlungen als auch in den alten Einzugsgebieten, wo es Erweiterungsbedarf gibt. Wir haben Handlungen gesetzt und dementsprechende Maßnahmen vorgenommen. – Ich glaube, das ist der richtige Weg, um unseren Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, weiterhin auf gute Bildung zu setzen.
Ich habe mir den Campus im Sonnwendviertel angeschaut: Es ist eine ganz moderne, wunderschöne Schule in diesem Komplex untergebracht, und es gibt auch zahlreiche Freizeitmöglichkeiten, die die Jugendlichen dort, gut eingebettet, genießen können. Ich glaube, diesbezüglich sind wir trotz der Wirtschaftskrise auf der richtigen Seite und setzen auch richtige Schritte.
Dass in der Bildungspolitik die ÖVP und die FPÖ auf dem falschen Weg sind, haben innerhalb der ÖVP schon längst einige Landeshauptleute bemerkt. Das ist einer der wichtigen Punkte, der die ÖVP immer wieder Führungskräfte kostet. Ich weiß nicht, inwiefern das bei Michael Spindelegger eine Rolle gespielt hat, aber ich kann nur vermuten und sagen, dass es eine gewichtige Rolle gespielt hat, dass Michael Spindelegger sich in der Bildungspolitik nicht bewegt hat, obwohl der Druck vom Westen in Richtung gemeinsame Schule gekommen ist. Die ÖVP sollte sich also wirklich genau überlegen, welchen Weg sie in der Bildungspolitik weitergehen will.
Puncto Nachhilfe: Ich denke mir, dass es da unterschiedliche Modelle gibt, die wir uns anschauen müssen. Ich glaube nämlich, es wäre ein Fehler, wenn man sich nur auf ein Modell versteifen würde, bei welchem Kinder und Jugendliche in größeren Gruppen betreut werden beziehungsweise ihren Bedürfnissen entsprochen wird. Ich meine nämlich, dass mittlerweile in der Bildungspolitik bei den modernen Konzepten der Nachhilfepolitik mehr auf MentorInnen und auf individuelle Betreuung von Kindern und Jugendlichen gesetzt wird, damit sich die Jugendlichen konzentriert und mit ausreichender Zeit mit einem Thema auseinandersetzen können.
Es gibt auch mobile Konzepte, damit die Nachhilfe die Schüler und deren Familien auch zu Hause erreicht und die Familien mit dem Kind mitlernen können beziehungsweise dass das Kind mitbekommt, dass die Familie durch den Lernprozess aufgebaut wird und dem Kind weiterhin helfen kann. Das heißt, eine individuelle Nachbetreuung mit MentorInnen wäre eine Option, die ich favorisieren würde. Da gibt es konkrete Beispiele, diese Art der Nachhilfe wird etwa vom Romano Centro und anderen Einrichtungen angeboten.
Wir sollten uns also nicht nur auf ein Modell konzentrieren, sondern uns mehrere Modelle anschauen, um eine treffsichere Nachhilfe zu gewährleisten.
Ich komme zur Unterrichtssprache: Dass die Unterrichtssprache hier in Österreich Deutsch ist, weiß, glaube ich, jeder, das muss man nicht noch einmal plakativ groß aufschreiben. Dass die Kinder in deutscher Sprache unterrichtet werden, dass sie ihre Prüfungen in deutscher Sprache ablegen, dass die Beherrschung der deutschen Sprache eine der wichtigsten Voraussetzungen für das weitere Leben der Kinder in Österreich ist, hat bis jetzt niemand in Frage gestellt.
Es gibt da aber ein grundsätzliches Problem. Herr Gudenus hat jetzt versucht, es so darzustellen, dass nicht die Kinder schuld sind, sondern das System. Herr
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