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Gemeinderat, 55. Sitzung vom 25.06.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 39 von 94

 

Wenn wir von einer Smart City reden, denke ich, eine Smart City zeichnet sich dadurch aus, wie viele Menschen, nämlich hochqualifizierte Menschen gerne hier in dieser Stadt sind und wie viele hochqualifizierte Menschen mehr zuwandern in eine Stadt, die von sich behauptet, eine Smart City zu sein. Wir haben 2013 laut Statistik Austria 40 000 Abwanderungen ins Ausland gehabt, darunter waren laut dem Migrationsexperten Heinz Faßmann 68 Prozent hochqualifizierte Menschen. 27 000 Menschen sind also im Jahr 2013 hochqualifiziert abgewandert.

 

Dem stehen 60 000 Zuwanderungen aus dem Ausland gegenüber, darunter laut Statistik Austria 18 Prozent hochqualifizierte Menschen, also 11 000, die als Hochqualifizierte zugewandert sind. Das Ergebnis: 27 000 Hochqualifizierte sind abgewandert, 11 000 Hochqualifizierte sind hergekommen, daraus ergibt sich ein Minus pro Jahr - zumindest im letzten Jahr, 2013 - von 16 000 Hochqualifizierten! Das passiert in einer Stadt, die von sich behauptet, smart, clever und schlau zu sein. Das glaube ich nicht.

 

Das glaube ich nicht, weil diese Stadt anscheinend keinen Markt bietet für hochqualifizierte Menschen in der Forschung, in der Technologie, in der Wissenschaft. Warum ist das so? Weil die Politik der letzten Jahre eben nicht so smart war, wie sie zu sein vorgibt. Hochqualifizierte bleiben dort oder gehen dorthin, wo sie sich entfalten können, wo sie Chancen haben in Forschung und Technologie, bei der Jobfindung, auch bei der Schaffung von Arbeitsplätzen, wo es Förderungen gibt. Aber sie bleiben nicht dort, wo all das nicht gewährleistet ist, und deswegen erklärt sich auch das Minus von 16 000 Hochqualifizierten im letzten Jahr.

 

Das ist schade! Wien war immer eine Stadt der Wissenschaft, Wien war immer eine Stadt der Denker, eine Stadt der Künstler, und in den letzten Jahren geht genau dieser Bonus für Wien verloren. (Beifall bei der FPÖ.) Herr Bürgermeister, es wartet viel Arbeit auf Sie! Es wartet viel Arbeit auf Sie, und wir helfen Ihnen gerne dabei. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Als nächster Redner ist Herr GR Dipl-Ing Al-Rawi zum Wort gemeldet. Ich erteile es ihm.

 

13.06.02

GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Danke, Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

 

Wenn der Herr Landesparteiobmann der ÖVP mit einem Zitat von Brecht begonnen hat, so erlaube ich mir auch (StR Mag Manfred Juraczka: Das war vor zwei Tagen!) - macht nichts (Heiterkeit bei der ÖVP.), wir haben ja drei Tage in Reihe -, so erlaube ich mir, mit einem Zitat von Konfuzius zu beginnen. (GR Mag Wolfgang Jung: Oh!) Ja, „oh“, ja, ich hoffe, Sie leiden nicht darunter. (GR Johann Herzog: Wir sind beeindruckt!) Konfuzius hat einmal gesagt: „Es gibt drei Arten, klug zu handeln. Erstens durch Nachdenken, das ist der edelste Weg; zweitens durch Nachahmen, das ist der leichteste Weg; und drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste Weg.“

 

Das heißt - und das wird jetzt vielleicht anhand der Beispiele, die ich bringe, bewiesen -, dass Wien in seiner Geschichte (GR Johann Herzog: Sich für den bitteren Weg entschieden hat!) sehr oft den ersteren Weg genommen hat. Nein, es tut mir leid, Herr Landtagspräsident, es ist nicht so.

 

Ich finde das immer komisch, wie man da sitzt und so gern seine Stadt madig macht und derart nur sudert (GR Mag Dietbert Kowarik: Machen wir ja nicht! Man muss Realist bleiben!), aber in Wirklichkeit, wenn man ein bisschen mit offenen Augen und Herzen herumgeht und ein bisschen den Verstand einschaltet, draufkommt, dass man hundert Mal dankbar sein muss, in dieser Stadt zu leben und hier diese hohe Lebensqualität und diese Lebensweise zu genießen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Ich mache es wirklich stolz als einer, der in Bagdad geboren ist und laut Mercer-Studie an letzter Stelle gereiht ist. Wenn ich herumfahre und ein bisschen nachdenke, werden wir sehen, dass es nicht so ist. Wir stehen nicht an, auch aus dem bitteren Weg und aus Fehlern, die nicht nur wir, sondern auch andere gemacht haben, zu lernen und auch gute Beispiele von den anderen zu kopieren.

 

Wenn wir von smart als schlau oder als gescheit reden: Schauen wir uns einmal die Dinge an, die wir bis jetzt gemacht haben, auch historisch und geschichtlich. Nehmen wir einmal als Erstes die Wohnbaupolitik. Überall in der Welt will man Wohnungen bauen, überall in der Welt weiß man, dass das wichtig ist. Aber was zeichnet Wien aus?

 

Wien zeichnet aus, dass es geschafft hat, dass 62 Prozent aller Wienerinnen und Wiener in einem geförderten Wohnbau wohnen. Wien hat es geschafft, dass 90 Prozent aller neu errichteten Wohnungen gefördert sind. Wien hat es geschafft, dass es im sozialen Wohnbau eine Durchmischung gibt. Wien hat es geschafft, dass es ein Wohnbau auf höchster Ebene ist, dass es keine Ghettos gibt. Wenn es dann auch Probleme in der Finanzierung gab (GR Ing Udo Guggenbichler, MSc: Da geht der Herr Bürgermeister!), hat unser Wohnbaustadtrat die Wohnbauinitiative gestartet, hat auch das Programm für Smart-Wohnungen gestartet. So kann man sagen: Das ist schlau, das ist smart, das ist Wien! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Warum sage ich das? Weil der Herr Bürgermeister im letzten Satz seiner Ansprache ... (GR Mag Wolfgang Jung: Wie ist das mit dem smarten Flughafenprojekt?) Bitte? (GR Mag Wolfgang Jung: Mit dem smarten Flughafenprojekt? Mit dem smarten Krankenhaus Nord?)

 

Herr Jung! Ich gebe Ihnen einen Tipp: Lehnen Sie sich ein bisserl zurück, seien Sie entspannter, hören Sie sich die G‘schichtln an! (Heiterkeit bei der SPÖ. - GR Mag Wolfgang Jung: Tue ich! G‘schichtln, genau!) Hören Sie sich die G‘schichtln an (GR Mag Wolfgang Jung: Jawohl, G‘schichtln!), das sind keine Märchen aus Tausendundeiner Nacht (GR Mag Wolfgang Jung: O ja!), sondern das sind Tatsachen und Wahrheiten. (Zwischenruf von GR Mag Wolfgang Jung.) Hören Sie es sich an. Sie sind ja einer, der die Stadt oder Ihre Fraktion sehr oft im Ausland vertritt. Vielleicht lernen Sie ein paar Sachen,

 

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