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Gemeinderat, 55. Sitzung vom 25.06.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 19 von 94

 

sondern wirklich von Alteingesessenen, darunter auch ZuwanderInnen. Die müssen auf die Zuwanderung eingestellt werden, ohne Ängste, damit sich eine Willkommenskultur entwickelt. Wie wird die zukünftige Arbeit der Magistratsabteilung 17 in diesem Bereich ausschauen?

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Ich sehe mehrere Felder. Eines davon ist sozusagen die Diversitätsarbeit im eigenen Haus. Das heißt, unter der großen Anzahl der Beschäftigten, knapp 70 000 Menschen, haben wir viele, die selbst Migrationserfahrung mitbringen, die interkulturelle Kompetenz mitbringen. Es geht aber auch darum, in unserer Aus- und Weiterbildungsarbeit Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch auf diese Vielfalt unserer Bevölkerung hin zu trainieren, ihnen interkulturelle Kompetenz zu vermitteln, damit das Service der Stadt auch wirklich für alle Wienerinnen und Wiener erreichbar ist. Das ist die eine Sache.

 

Eine zweite, sehr wesentliche Sache, für die wir zusammen mit mehreren Ländern, Städten und auch mit dem Bund sehr eng, Schulter an Schulter kämpfen, ist, dass wir in der Frage von Anerkennung von Qualifikationen endlich einmal etwas weiterbringen müssen. Ich glaube, es gibt mittlerweile in der Integrationspolitik ohnehin niemanden mehr, der abstreitet, dass das Nostrifikationsthema ein wirkliches Problem ist, dass es da eine Herausforderung gibt, und dass es einfach nicht gut gelöst ist. Es ist sehr überbürokratisiert, es ist wirklich weit weg von allem, was man so unter niedrigschwellig, barrierefrei, leicht zugängig, transparent versteht, sage ich jetzt einmal.

 

Es gibt aber sehr sehr gute Ansätze, auch in der Wirtschaft, gemeinsam mit den Sozialpartnerinnen und Sozialpartnern. Wir haben in der Stadt den Qualifikationsplan Wien 2020 und sagen, im Bereich Nostrifikation ist etwas weiterzubringen, indem man zum Teil modular anerkennen kann, indem man Teilqualifikationen anerkennen kann. Auch, was das Hochschulthema betrifft, kann man etwas weiterbringen, nämlich mit einem Anerkennungsgesetz, das diesen Namen auch tatsächlich verdient. Das ist eine sehr große Herausforderung. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir da etwas zusammenbringen können.

 

Ein drittes Thema ist und bleibt immer die Herausforderung des Spracherwerbs. Ich habe ja gestern schon gesagt, kein Mensch diskutiert mehr darüber, dass Deutsch die gemeinsame Sprache ist. Aber unser Ziel ist es, dass in Wien alle Menschen mindestens zwei Sprachen können; eine davon klar Deutsch, aber die andere muss man fördern, da muss man unterstützen. Es geht nicht, dass unsere jungen Menschen, die eine andere Muttersprache haben als Deutsch, diese Sprache zwar in der Familie sprechen, sie dann aber mit 17 als Qualifikation nicht einsetzen können; weil sie sich beispielsweise auf Türkisch zwar mit der Omama unterhalten können, aber in dieser Sprache nicht schreiben können. Wenn dieser Mensch dann in die Spedition geht, bringt ihm das Türkisch nichts als Qualifikation, als Potenzial. Da geht uns sehr viel verloren!

 

Das heißt, es geht auf der einen Seite um den Spracherwerb, um die Förderung der Sprache, aber es geht natürlich auch darum, die Sprachenvielfalt zu stärken, 250 Sprachen. In der MA 17, um wieder auf die Abteilung zurückzukommen, werden 21 Sprachen gesprochen. Ich habe da Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den verschiedensten Ländern. Diese Vielfalt ist ein Gut! Das zu managen, ist nicht leicht, aber das ist in Wirklichkeit die Herausforderung der Zukunft; noch dazu, wenn wir davon ausgehen, dass wir als Stadt wachsen. Nur wachsen wir nicht nur, indem wir viele, viele Kinder in dieser Stadt zur Welt bringen, sondern natürlich auch durch Zuwanderung. Deswegen wird diese Sprachenförderung sicherlich auch weiter, in der Zukunft ein großer Punkt in unserer Arbeit sein.

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Die 3. Zusatzfrage wird von Herrn GR Mag Jung gestellt. (GR Mag Wolfgang Jung: Nein!) – Steht bei mir. Nicht? Gut.

 

Dann kommen wir zur nächsten Zusatzfrage. Sie wird von Frau GRin Mörk gestellt. – Bitte schön.

 

10.41.53

GRin Gabriele Mörk (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Einen schönen guten Morgen, Frau Stadträtin!

 

Auch ich möchte der MA 17 zum zehnjährigen Bestehen am 1. Juli recht herzlich gratulieren. Vor allem möchte ich mich bei den engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr sehr herzlich bedanken, denn sie leisten eine unheimlich wichtige und tolle Arbeit in der Stadt Wien. Sie haben schon erklärt, dass sich in diesen zehn Jahren viel getan hat im Bereich der MA 17. Mich würde Folgendes sehr interessieren: Es wurden viele Projekte auf den Weg gebracht. Welche Projekte sind aus ihrer Sicht die wichtigsten, die auf den Weg gebracht und umgesetzt wurden?

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Ich fange am besten an mit einer wunderbaren Maßnahme, die wir als Best Practice in Deutschland kennen gelernt haben. Wir haben sie uns sozusagen abgekupfert und haben sie auch hier in Wien begonnen, und sie ist nach wie eine Erfolgsgeschichte. Sonja Wehsely war damals Integrationsstadträtin und hat das begonnen: „Mama lernt Deutsch“. Seit dem Schuljahr 2006/2007 haben mittlerweile über 8 000 Frauen diese Maßnahme besucht. Es ist deshalb so eine tolle Maßnahme, weil sie auch frauenpolitisch ansetzt. Da lernen die Frauen nicht nur Deutsch. Sie kriegen auch eine Orientierung in der Stadt, in ihrem Umfeld. Sie lernen die Stadt kennen, sie lernen die Einrichtungen der Stadt kennen. Sie bekommen eben mehr als Deutsch, und das ist so wichtig. Das ist auch frauenpolitisch so wichtig, weil wir ja wollen, dass die Frauen gestärkt werden, selbstbestimmt und unabhängig leben können, und zwar alle.

 

Eine zweite sehr, sehr wichtige Sache war, dass wir gesehen haben, dass natürlich gerade die Frauen, die Migrantinnen, relativ arbeitsmarktfern am Beginn sind, wenn sie hierher kommen. Es geht eben nicht darum, ihnen Deutsch beizubringen und eine Orientierung zu geben; sondern Ziel muss es eben sein – im Sinne von

 

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