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Gemeinderat, 52. Sitzung vom 29.04.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 78 von 79

 

derzeit gerade in Endverhandlungen für ein Gastspiel von „Elisabeth“ in Shanghai, womit erstmalig die Vereinigten Bühnen Wien am sehr umkämpften chinesischen Markt gemeinsam mit anderen großen Playern wie beispielsweise die Musical-Häuser vom Westend und vom Broadway präsent sein werden. Es gibt auch Gespräche mit den chinesischen Partnern für eine Erstaufführung von „Elisabeth“ in Mandarin. Das wäre erstmals, dass ein großes Musical der Vereinigten Bühnen Wien in China am Markt ist, nämlich konkret in Shanghai. Die Premiere ist noch für heuer in Aussicht gestellt.

 

Es gibt jedenfalls viele Erfolge und eine positive Entwicklung seit Dezember 2013. Alles ist gut im Laufen, die Kennzahlen sind gut, auch die Kennzahlen was die Subventionen pro Besucher betrifft, der Herr Kulturstadtrat hat es schon gesagt, im Vergleich mit anderen Häusern.

 

Wenn die Frau Kollegin Leeb sagt, 42 Millionen EUR sind viel Geld, nun, auch für mich ist das wahnsinnig viel. Aber ich sage nur, die Staatsoper hat 54 Millionen EUR für ein Haus, das Burgtheater hat für 2 Häuser 46 Millionen EUR. Die Subvention pro Besucher ist in der Staatsoper 92 EUR, im Burgtheater 105 EUR und bei den Vereinigten Bühnen Wien inklusive Theater an der Wien, das ist das eigentlich teure, 60 EUR, beim Musical 29 EUR. Das schaut international ähnlich aus. Ich sage jetzt einmal, in Linz ist die Subvention für das Landestheater Linz 98 EUR pro Besucher, in Graz bei den Vereinigten Bühnen Graz 123 EUR, und in Dortmund, Köln, Frankfurt, Stuttgart zwischen 167 EUR und 177 EUR. Die Vereinigten Bühnen Wien sind da sehr gut unterwegs, haben hervorragende Kennzahlen. Und es gibt jedenfalls keinen Grund für eine Dringliche Anfrage und keine Missstände bei den Vereinigten Bühnen Wien. Die Produktionen sind künstlerisch und wirtschaftlich gut im Laufen. Die Diskussion über die Neuausrichtung der Musical-Sparte ab 2016 wird geführt, sie wird sehr ernsthaft, höchst professionell und mit großer Energie geführt. Wir werden diese Diskussion rechtzeitig beenden, sicher heuer, und dann werden wir das Ergebnis dem Wiener Gemeinderat vorlegen und mit Ihnen diese Frage diskutieren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Dr Monika Vana: Zum Wort gemeldet ist Herr GR Univ-Prof Dr Eisenstein. Ich erteile es ihm.

 

17.23.06

GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Danke schön.

 

Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Ausschussvorsitzender!

 

Subvention für die Vereinigten Bühnen Wien, darum geht es ja, zusätzlich 4,9 Millionen EUR, um 4,9 Millionen EUR angehoben, das haben wir heute alles schon gehört. Das, meine Damen und Herren, ist ein weiterer Ausdruck einer völlig verfehlten sozialistischen Kulturpolitik in unserer Stadt, die sich äußert in:

 

Erstens: Einsetzung von Managern, die Karrieren bei Politikern gemacht haben und über die Politik ins Geschäft gekommen sind. Ein gutes Beispiel ist der heute schon vielfach genannte Herr Generaldirektor Drozda, der ein Studium der Betriebs- und Volkswirtschaft hinter sich hat, dann auch einschlägig tätig war, zum Beispiel in der Nationalbank, dann aber als wirtschaftspolitischer Berater eines glücklosen Ex-Bundeskanzlers gewirkt hat und jetzt einem Konzern vorsteht, wir haben die Zahl gerade gehört, der etwa so viele Beschäftigte hat wie Wiener Wohnen. Da war jetzt kein einziger Vorwurf dabei und ich weise auch zurück, dass der Kollege Ebinger irgendeinen Vorwurf gegenüber dem Herrn Generaldirektor gemacht hätte. Er hat nur aus der Presse zitiert.

 

Zweitens: Flops, die es beim Theater durchaus geben kann, werden in Wien weitergeführt, statt solche Produktionen abzusetzen. Es ist kein Wunder, wenn dann gelegentlich, ich sage, gelegentlich, bei einem Musical nur ein Drittel der Sitzplätze besetzt ist. Das ist ein Armutszeugnis, meine Damen und Herren, denn Musicals müssen sich ganz einfach selbst erhalten können. Und ich muss jetzt zitieren: „So wird Wien nicht die richtungsweisende Spiel- und Produktionsstadt für international erfolgreiche Stoffe“, Zitat der Vereinigten Bühnen Wien in ihrer Selbstdarstellung.

 

Drittens: Reformschritte werden angekündigt, bleiben aber schon am Beginn stecken oder gelangen niemals zu irgendeiner Form der Realisierung, was leider ein typisches Kennzeichen für alle Bereiche der Wiener Stadtverwaltung ist.

 

So, meine Damen und Herren, und jetzt kommt auch der Herr Stadtrat ins Spiel, der letztlich ja das alles zu verantworten hat. Der Herr StR Mailath-Pokorny hat in der Zeitschrift „Zukunft“ 2/2010 - ich gebe zu, das ist schon vier Jahre her, aber es ist meiner Meinung nach noch sehr gültig - ein sehr interessantes Zitat zum Thema „Was soll Kulturpolitik“ wiedergeben lassen. Das ist übrigens der Aufsatz oder der Artikel, in dem der Herr Stadtrat im Zusammenhang mit der Kulturpolitik auch Che Guevara zitiert, offenbar so, wie man halt früher im Ostblock ständig Marx, Engels und Lenin in Interviews und Publikationen als Ausdruck strammer sozialistischer Gesinnung zitiert hat, und an der zweifeln wir nicht. Also dieses Zitat, ich meine jetzt nicht das Che Guevara-Zitat, sondern das Zitat vom Wiener Stadtrat, das meiner Meinung nach immer noch Gültigkeit hat, lautet: „Kulturpolitik kann sich heute nicht mehr nur auf die Subventionierung öffentlicher Kulturinstitutionen und -programme durch staatliche Instanzen beschränken.“ Jawohl, das sehe ich genauso. Jetzt frage ich aber: Wenn Sie, sehr geehrter Herr Stadtrat, das schon so richtig erkannt haben, warum handeln Sie denn dann nicht danach? Warum lassen Sie dann Millionen Euro zuschießen, anstatt Ihrer eigenen Maxime zu folgen? (Beifall bei der FPÖ.)

 

Wenn ich schon in der glücklichen Lage bin, hier Fragen zu stellen, sehr geehrter Herr Stadtrat, dann frage ich auch: Warum forcieren Sie denn nicht den „Kreativpakt für Österreich“, den Sie selber Ende des vorigen Jahres, Zitat aus dem „Standard“, vorgeschlagen haben? Vielleicht deshalb, weil Sie nicht einmal in Ihrem eigenen Zuständigkeitsbereich, nämlich in Wien, den Kulturbetrieb sowohl kostengünstig als auch erfolgreich zugleich bewerkstelligen können? Ich halte den Herrn Stadtrat, das ist keine Beschimpfung oder so etwas, ausdrücklich für einen sehr intelligenten Menschen und ich bitte ihn, darüber einmal nachzudenken.

 

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