Gemeinderat, 46. Sitzung vom 20.11.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 74
Warum ist diese Kooperation so sinnvoll? – Die Garage X hat in einem sehr kleinen Raum auf dem Petersplatz auf zwei kleinen Bühnen großartiges Theater geliefert. Klaus Werner-Lobo hat es schon gesagt: „Verrücktes Blut“ und „Gegen die Wand“ sind immer ausverkauft, egal, wie oft man spielt, aber die Räume sind viel zu klein. Dem gegenüber stand ein relativ großes Kulturzentrum, nämlich das Palais Kabelwerk, mit zwei großen Theaterräumen und vergleichsweise wenig Förderung von 400 000 EUR, und dort haben kleinere freie Gruppen gespielt.
Das heißt, die großen, tollen Produktionen haben im ganz kleinen Raum auf dem Petersplatz gespielt, und die kleineren Produktionen, die auch finanzschwächer waren, haben im großen Raum gespielt. Daher meine ich, dass es sehr wohl Sinn macht, dass wir die beiden ermutigen, zusammenzugehen und auch die Spielorte zu tauschen, sodass die großen Theaterproduktionen, auch internationale Koproduktionen unter anderem mit dem Residenztheater München, mit dem Thalia Theater Hamburg und mit dem Schauspiel Köln, nun im größeren Raum im Palais Kabelwerk stattfinden und die kleineren Produktionen im kleineren Raum auf dem Petersplatz. Zudem kombinieren wir das noch mit dem erfolgreichen Projekt von Asli Kislal und Ali Abdullah „Pimp my Integration“. Das war ein sehr erfolgreiches Projekt, und es wird jetzt weiterentwickelt, um postmigrantischen Theateransätzen auf dem Petersplatz noch bessere Chancen zu geben. Daher haben wir gesagt, wir „overrulen“ die Jury nur insofern, als wir die zwei von ihnen vorgeschlagenen Projekte zusammenführen und für das gesamte Projekt noch 300 000 EUR drauflegen, damit es bessere Arbeitsmöglichkeiten gibt.
Kollege Dworak! Dass wir jetzt im Kabelwerk umbauen müssen, hat nichts damit zu tun, dass das ein Pfusch war, sondern wir wollten vor Jahren, als wir das Kabelwerk beschlossen haben, um 5 Millionen EUR einmal ein Kulturzentrum schaffen. Jetzt, nach einigen Jahren, hat sich das Haus so gut eingeführt, dass wir dort großes Theater machen, und großes Theater braucht etwas andere räumliche Voraussetzungen als Kulturarbeit in einem Kulturzentrum, und daher muss jetzt eine geringfügige Adaptierung des Raumes vorgenommen werden, damit große Produktionen, wie eben erwähnt, durchgeführt werden können.
Normalerweise heißt es, die Jury ist immer mutig, und die Politik ist vorsichtig. Diesmal war es genau umgekehrt: Die Jury war sehr vorsichtig, vielleicht fast mutlos, aber wir waren mutig und haben dem Wiener Gemeinderat eine mutige Entscheidung vorgelegt, indem wir sagen, wir wollen zusammen Besseres machen für die Kulturstadt Wien, und wir wollen neue kulturpolitische Initiativen ermöglichen.
Eine Empfehlung ist nun einmal eine Empfehlung, da gibt mir sogar Kollegin Meyer recht, und einer Empfehlung kann man folgen, muss man aber nicht folgen. Oft wirft man der Politik vor, dass sie nicht entscheidet. Wir entscheiden hier, und das ist gut so, und ich hoffe, dass möglichst viele diesem mutigen Schritt betreffend Werk X zustimmen.
Wir suchen viele Wege, um eine kulturpolitische Expertise einzuholen: Wir laden Kuratoren ein, uns Empfehlungen vorzulegen, es werden Jurys eingeladen, Empfehlungen vorzulegen, und es werden Beiräte eingeladen, uns Empfehlungen zu geben. Aber es kann doch nicht sein, dass Jurys, Kuratoren und Beiräte alles entscheiden, jedoch der Einzige, der nichts entscheiden kann, der Kulturstadtrat ist. Das geht nicht, und daher ist es richtig, dass der Kulturstadtrat in dieser einen Frage anders entschieden hat. Ich ersuche um Ihre Zustimmung. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf ihr Schlusswort.
Wir kommen zur Abstimmung. Wer Postnummer 39 die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das sind die SPÖ und die GRÜNEN, daher erfolgt eine mehrheitliche Annahme. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) SPÖ und GRÜNE haben zugestimmt. Das habe ich leider nicht gesehen, ich habe gerade in die andere Richtung geschaut.
Wir kommen nun zum Verlangen, dass der von den GRen Anton Mahdalik, Karl Baron, Michael Dadak und Wolfgang Irschik eingebrachte, an den Herrn Bürgermeister gerichtete Dringliche Antrag betreffend Durchführung einer Wien-weiten Volksbefragung gemäß Wiener Stadtverfassung zwecks zukünftiger Gestaltung der Mariahilfer Straße gemäß § 38 Abs 2 der Geschäftsordnung verlesen und hierauf mündlich begründet werde. Die FPÖ hat auf eine Verlesung verzichtet. Daher kommen wir gleich zur Begründung. Für die nun folgende Begründung des Verlangens auf dringliche Behandlung dieses Antrages sieht die Geschäftsordnung gemäß § 38 Abs 3 eine Redezeit von 20 Minuten vor. Zur Begründung des Verlangens erteile ich nun Herrn GR Mahdalik das Wort. – Bitte.
GR Anton Mahdalik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Werte Damen und Herren! – Und ich hätte gerne auch gesagt: Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
ich kann mich selber schon nicht mehr reden hören zur Mariahilfer Straße, und Ihnen geht’s wahrscheinlich genauso! (GR Mag Rüdiger Maresch: Dann hör auf zu reden und geh wieder hinein! – Weitere Zwischenrufe bei den GRÜNEN.)
Ich glaube, da sind wir uns einig. Wir werden endlich einen Antrag einstimmig durchbringen und eine Willensäußerung des Gemeinderates herbeiführen.
Aber warum tu ich mir das an? Und warum ... (Zwischenruf von GRin Mag Ines Anger-Koch.) Danke, Ines. Warum tu ich mir das an? Warum tu ich uns das an? Warum sagen wir, dass der Antrag so dringlich ist, dass wir ihn heute noch stellen mussten, obwohl wir in den letzten Tagen und Woche eh schon x Mal über die Mariahilfer Straße geredet haben? – Das ist leicht erklärbar! Man braucht sich ja nur die Medien anzuschauen, und die sind wirklich ein Gradmesser. Wenn die Medien lange über ein Thema schreiben, dann schreiben sie deswegen lange darüber, weil es die Leute interessiert und weil sie viele Leserbriefe dazu bekommen. (GR Mag
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