Gemeinderat, 38. Sitzung vom 22.05.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 56 von 94
wäre es cool, wo es sozusagen auch soziale Einrichtungen gibt.
Was kann man daraus lernen? Man kann daraus lernen, dass man möglicherweise in einem höheren Ausmaß die Flexibilität bei der Gestaltung von Wohnformen andenkt. Ein befreundeter Architekt hat einmal gesagt – das würde ich nicht fordern, aber für eine Rede mag es nützlich sein –, man soll keine Wohnung bauen, die größer als 50 m² ist. Nicht um zu sagen, man soll nicht in einer Wohnung über 50 m² leben, aber daneben ist eine zweite Wohnung, die 30 m² hat und wieder eine mit 50, und das kann man vertikal und horizontal verschachteln mit dem Vorteil, dass, wenn eine Lebenssituation eintritt, wo ich eine geringere Wohnfläche brauche oder etwas untervermieten will oder in eine Pflegesituation komme, die Teilbarkeiten zunehmen. Der Anteil jener, auch in Wien, die auf sehr vielen Quadratmetern leben, die sie gar nicht bräuchten, die aber – Achtung, nicht verordnet von uns, aber selber gewünscht – keine Teilbarkeiten haben, ist groß. Das heißt, Flexibilitäten, die auf eine schnellerlebige Zeit auch bei Lebensformen abstellen, mögen wir im Auge halten.
Ich hätte noch 13 Minuten, die nutze ich nicht, ich will nur noch eine letzte Überschrift sagen, wo wir uns auch selber Fesseln anlegen in einem großen Konsens – das muss man sehr vorsichtig formulieren –: Eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Büros, in den 70er und 80er Jahren gebaut, steht leer in Wien. (Widerspruch bei der FPÖ.) Nein? Stehen keine Büros leer? Nein, stehen nicht leer. Kenn nur ich sie, macht nichts. Also ich kenne eine Reihe von Büros, die leer stehen, die umgewandelt werden könnten und wo sich Immobilienentwickler interessieren, sie in Wohnungen umzuwandeln. Doch das wird – nur das will ich abschließend sagen – durch die Normen, die wir uns auf allen Ebenen geben, nicht nur auf der Wiener Ebene, auch auf der österreichischen Ebene, auf der EU-Ebene, immer anspruchsvoller, schwieriger und teurer. Das gilt auch manchmal für feuerpolizeiliche Normen. Gestern hat mir ein Architekt erzählt, er traut sich kaum mehr, in einen Altbau zu gehen, denn seit er weiß, was man bei Neubau gegen Feuer alles tun muss, muss man ja jeden Tag fürchten, in einem Altbau umzukommen, weil es dort das alles nicht gibt; nicht den Sprinkler, nicht die T30-Tür, nicht ein druckfestes Stiegenhaus und, und, und. Daher frage ich mich, ob wir nicht mit manchen Normen eine Spur innehalten und darüber nachdenken sollten, auch vor dem Hintergrund einer kostengünstigen, aber auch flexiblen Nutzung, zum Beispiel Umnutzung von Büro auf Wohnungen, ob wirklich alle Normen in dem Ausmaß zweckdienlich, sinnvoll und im Sinne einer sozialen Versorgung sind.
Zusammenfassend – ich wollte es ein bisschen breiter anlegen –: Wir stehen jetzt vor einer riesigen Herausforderung. Noch einmal: Wir bauen momentan mehr als in der Hochzeit in der Gründerzeit. Wien ist attraktiv. Das ist eine Challenge sowohl für den Herrn Wohnbaustadtrat als auch für die Frau Planungsstadträtin, für den Herrn Bildungsstadtrat, der nämlich die entsprechenden Schulen bereitstellen muss, für die Frau Umweltstadträtin mit den Parks und mit dem Kanal. Jetzt habe ich sicher noch den Kulturstadtrat mit den Kultureinrichtungen vergessen.
Wir können es gewährleisten. Die ganz einfachen Antworten gibt es nicht, aber ein grundsätzliches Bemühen, das umzusetzen, das hat die Koalition, und sie wird das auch in den nächsten Jahren erfolgreich umsetzen. – Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächste Rednerin zu Wort gemeldet ist Frau GRin Frank. Ich erteile ihr das Wort.
GRin Henriette Frank (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Also, Herr Mag Chorherr, danke, dass Sie die Reden meiner 12-jährigen Tätigkeit hier in diesem Haus gelesen haben. Sie haben einen Supervortrag gehalten, zum Beispiel über flexible Wohnungen. Das haben wir vor 13 Jahren hier schon x Mal eingebracht. Die Grünen waren schon da und haben es abgelehnt und waren gar nicht überzeugt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir haben genau das, was Sie uns jetzt sehr blumig erklärt haben, vertreten. Es war sozusagen auch ein Mehrgenerationenwohnen, wobei es wichtig ist, dass man zuerst, wenn die Familie groß ist, die große Wohnung hat, aber immer auch schon mit entsprechenden Sanitärzellen ausgestattet. Das ist ja wichtig, ich kann ja nicht einfach nur teilen. Dann, wenn die Kinder wegziehen, kann man sich zurückziehen oder den Kindern die größere Wohnung überlassen oder beim Pflegen wieder zusammenfinden.
Alles schon dagewesen, alles wurde abgelehnt. Und dann stellen sich in der Regel auch noch die Grünen her und sagen, von den Freiheitlichen kommt ja nichts.
Sie propagieren jetzt permanent die Fassadenbegrünung. Es gibt hier Unterlagen aus den 70er Jahren. Ich sage es jetzt deutlich, das hat damals mein Mann von der Uni gebracht. Ich habe hier x Mal darüber gesprochen. Der jetzige Bundeskanzler Faymann hat sich damals dafür interessiert, kam aber dann ins Ministerium. Der Herr StR Ludwig hat mich auch gebeten. Ich habe die Unterlagen gebracht. Sie sind von einem sehr namhaften Professor der Universität Graz. Es hat sich dann der Wohnfonds damit auseinandergesetzt und hat versucht, ob man das auf eine moderne Basis stellen kann oder wie das brauchbar ist, und jetzt wird begonnen, das auch zu machen. Es ist eine sehr sinnvolle Sache, weil man sich unter Umständen, je nach Güte des Hauses und der Bauqualität, auch die Wärmedämmung erspart. Daher ist es kostengünstiger, wenn man es nicht so macht wie bei der MA 48, dass man das voll mit vorgehängten Kästen versieht, denn da hat dann die Fassade massive Probleme. Aber eine einfache Begrünung haben die Freiheitlichen schon sehr, sehr lange gefordert. Auch das wurde von Ihnen abgelehnt. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich bleibe jetzt gleich einmal beim Herrn Mag Chorherr und seinen Vorstellungen, denn was Klimaschutz und so weiter betrifft, haben Sie sich ja jetzt eigentlich gänzlich verabschiedet. Denn wenn ich da jetzt höre, dass Sie alle Grünflächen massiv verdichten wollen, dann muss ich schon sagen, das widerspricht deutlich
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