Gemeinderat, 38. Sitzung vom 22.05.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 94
konnten wir das Programm erstmals anbieten. Damals hatten wir eigentlich noch in den Sportvereinen, die am Anfang mitgemacht haben, auf den Sportplätzen, diese Deutschvermittlung vorgesehen. Nach einem Jahr der Evaluierung haben wir dann aber gesagt, wir wollen das gerne in die Schule hineinholen, denn es ist schon wichtig, dass die Kinder auch Spaß dabei haben, Deutsch zu lernen, aber es ist auch wichtig, das in einem Lernumfeld zu haben. Da bin ich sehr dankbar dafür, dass sich die Wiener Schulen zur Verfügung gestellt haben und bei diesem Programm mitmachen.
Eine Evaluierung, wie gesagt, gibt es begleitend. Wir haben die Rückmeldung, dass bei 60 Prozent der Kinder eine sehr hohe und bei 40 Prozent eine gute Lernmotivation festgestellt wurde, wo die Lehrerinnen und Lehrer ausdrücklich rückmelden, dass es dann in diesem nächsten Schuljahr, also ab dem Einstieg im September wirklich eine absolute Verbesserung gegeben hat. Es ist auch, denke ich, eine tolle Zahl, 60 Prozent Leistungssteigerung über den Sommer hinein ins nächste Schuljahr. Das ist genau das, was unser Ziel ist, weil wir ein Integrationskonzept haben, das sich ganz stark auf die Sprache ausrichtet, weil wir eben sehen, dass der Wert der deutschen Sprache ganz wichtig ist, um eine gute Integrationsbiographie hinzubekommen. Es ist wunderbar, dass die Kinder hier eine Unterstützung bekommen und so schnell wie möglich in die deutsche Sprache gebracht werden.
Man muss aber auch dazusagen, dass es genauso wichtig ist, zu sehen, dass viele dieser Kinder eine zweite Sprache, eine Muttersprache, mitbringen. Diese Sprache ist natürlich ein unheimlicher Wert, eigentlich ein Schatz, den es auch entsprechend zu heben gilt. Dass die Kinder Deutsch sprechen und sie auch in ihrer Muttersprache zu stärken, ist etwas, das auch ganz stark im Rahmen der Wiener Charta herausgekommen ist. So ist unser Integrationskonzept eben darauf ausgerichtet, Deutsch zu lernen, aber gleichzeitig auch die Potenziale nicht nur der Kinder, sondern aller zugewanderter Personen entsprechend zu stärken.
Ich möchte bei dieser Gelegenheit auch auf eine Debatte reflektieren, die derzeit stattfindet. Wir hatten eine ganz tolle Enquete vom „forum wien.welt.offen“, wo sehr viele Ideen gesammelt wurden und wo wir uns im „forum wien.welt.offen“ vorgenommen haben, diesen Ideen eine Bewertung zukommen zu lassen und uns dann zu entscheiden, welche, sagen wir, drei bis fünf Maßnahmen wir denn erfolgreich umsetzen können. Wie es bei einer Enquete immer ist, gibt es halt viele Ideen. Manche sind zu verwerfen, manche sind absolut gut. Ich freue mich darauf, im „forum wien.welt.offen“ diese Ideen noch einmal zu diskutieren und die Mehrsprachigkeit entsprechend zu betonen, weil das ist unser Weg der Integrationspolitik. Das ist unser Weg, denn wir auch durch die Wiener Charta bestätigt bekommen haben.
Ich kann es Ihnen leider nicht ersparen, aber gerade Ihre Partei ruft immer ganz laut nach Deutsch. Wir haben so viele Deutschmaßnahmen und bringen hier so viel weiter, wir schaffen ganz tolle Integrationsbiographien, aber Sie sind es leider immer, die keiner einzigen Deutschmaßnahme zustimmen! Das, denke ich mir, richtet sich dann auch von selbst, wenn Sie das verlangen und gleichzeitig, wenn wir den Leuten die Unterstützung geben, die deutsche Sprache zu lernen, stimmen Sie dagegen! Ich denke mir, auch das muss man einmal kommunizieren, weil Sie fordern halt in Wirklichkeit Ihre Minuszuwanderung und das ist aus meiner Sicht kein Integrationskonzept, sondern das ist schlichtweg eigentlich eine Minusmenschlichkeit! Wir stehen hier dafür, Kindern eine Chance zu geben, Menschen eine Chance zu geben, die deutsche Sprache zu erlernen und damit gut zusammenzuleben. Es ist keine Frage des Entweder-oder, sondern es ist eine Frage des Sowohl-als-auch.
Ich glaube, der Wiener Weg bestätigt sich. Im Zuge der Versachlichung ist es nicht nur in Wien so diskutiert, sondern es wird wohl keine Sprachexpertin geben, die dem letztendlich widerspricht. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 4. Zusatzfrage stellt die Fragestellerin, GRin Hatzl. - Bitte schön.
GRin Eva-Maria Hatzl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau amtsführende Stadträtin! Lässt sich der Erfolg von „Sowieso Mehr!“ auch in Zahlen bemessen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Frau Gemeinderätin!
Beim Herrn GR Kasal habe ich schon die Frage beantwortet. 60 Prozent kommen super zurück und 40 Prozent haben wirklich eine größere Motivation im Schulalltag.
Ich habe mir noch herausgesucht, aber das hab ich momentan beim Beantworten nicht gefunden, letztes Jahr haben 95 Prozent der Kinder bei dem Projekt die Note Ausgezeichnet bis Sehr gut bekommen. Das heißt, wir kriegen hier wirklich einen Erfolg zusammen, der seinesgleichen sucht.
Ich bitte Sie, dieses Konzept zu unterstützen.
Lassen Sie mich die Frage vielleicht mit einem Appell abschließen: Wo auch immer Sie mit Menschen in Kontakt kommen, die Kinder haben, die neu in der Schule sind oder die Probleme im Deutschunterricht haben, erzählen Sie von „Sowieso Mehr!“! 1 000 Kinder haben auch diesen Sommer die Chance, die deutsche Sprache wieder besser zu lernen und damit noch besser in den Schulalltag einzusteigen. Ich denke mir, das ist unser aller Ziel, dass wir sehr gut miteinander kommunizieren können! - Danke schön. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke, Frau Stadträtin für die Beantwortung der 1. Anfrage.
Die 2. Anfrage (FSP - 01791-2013/0001 - KVP/GM) wäre an und für sich von GR Dipl-Ing Stiftner gestellt worden. Nachdem er sich für heute entschuldigen musste, entfällt die Beantwortung der 2. Anfrage.
Wir kommen daher zur 3. Anfrage (FSP - 01789-2013/0001 - KFP/GM). Sie wurde von Herrn GR Dominik Nepp gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport gerichtet. (Für den Mitarbeiter der MA 11,
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