Gemeinderat, 37. Sitzung vom 26.04.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 46
Ja, eh.
Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend): Ja. (Allgemeine Heiterkeit.)
GR Univ-Prof Dr Herbert Eisenstein (fortsetzend): Diese Großzügigkeit biete ich ja gerade und setze sie auch voraus. Ja, selbstverständlich.
Worauf ich hinaus will, ist, wir sind zwar noch in der Blüte unseres Lebens, und das bleibt hoffentlich lange, aber wahrscheinlich nicht immer so. Ich wünsche niemandem von uns, auch sonst keinem der Wienerinnen und Wiener, dass er Opfer eines Verbrechens wird. Jetzt komme ich zum springenden Punkt: Wir beide, sehr geehrter Herr Bürgermeister, wüssten uns im Fall, dass wir Verbrechensopfer werden, sicher zu helfen. Aber, es gibt sehr sehr viele Wienerinnen und Wiener, die sich, nachdem sie Opfer geworden sind, nicht zu helfen wissen. Und hier fehlt mir trotz der vielen Angebote, die es ja offiziell gibt, eine wirklich effiziente Nachbetreuung, um die man sich nicht unbedingt selbst kümmern muss. Denn das Verbrechensopfer muss sich selber darum kümmern, dass eine Nachbetreuung stattfindet. Eine Art Krisenintervention von staatlicher, städtischer Seite gibt es hier bei Verbrechensopfern nicht. Ich denke, das sollte schon geändert werden. Hier sollte schon, so wie in anderen Fällen ja auch, eine Krisenintervention durch Psychologen oder wen auch immer stattfinden. Wie stehen Sie dazu?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sie haben zu Recht an meine Großzügigkeit appelliert, und ich stelle durchaus fest: Wir sind gleich alt. (Allgemeine Heiterkeit.)
Ich hoffe natürlich genauso wie Sie, dass uns diese Lebenserfahrung erspart bleibt, Verbrechensopfer zu werden, das ist gar keine Frage. Aber ein bisschen möchte ich jetzt Ihre Darstellung zurechtrücken, denn selbstverständlich gibt es psychologische Betreuung für Verbrechensopfer. Das allerdings auch unabhängig vom Alter, so wie es auch für andere Formen der Traumatisierung psychologische Betreuung gibt. Es kann ja eine ganze Menge an bösen Unfällen passieren – Lawinenabgang, Erdrutsch und ähnliche Dinge. Auch dort findet das statt. Es gibt seitens der Exekutive diese psychologische Betreuung für Opfer verschiedener Art, in unterschiedlicher Intensität, absteckend natürlich auch das Trauma, das sie als solches auch erlitten haben. Und ich denke, dass das eine sehr, sehr gute Einrichtung ist, möglicherweise eine ausbaufähige. Da wird man darüber reden müssen im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten, die ja nicht unendlich vorhanden sind. Aber ich bin bei solchen Fragestellungen mit Sicherheit auch gesprächsbereit, mit dem Bund etwas zusätzlich zu tun. Darüber muss man dann halt konkret reden. Nur pauschal zu sagen, so etwas gibt es nicht, das ist schlicht und ergreifend nicht richtig.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Herr Bürgermeister, ich danke für die Beantwortung der 1. Anfrage.
Wir kommen nur zur 2. Anfrage (FSP - 01413-2013/0001 - KU/GM). Sie wurde von Herrn GR Dr Aigner gestellt und ist an den Herrn amtsführenden Stadtrat der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport gerichtet. (Im Zuge der Debatte über eine mögliche Olympiabewerbung Wiens wurde der teilweise bedauernswerte Zustand der Sportanlagen in Wien, aber auch das komplette Fehlen von adäquaten Sportstätten für verschiedenste Zwecke thematisiert. Die Wiener Stadtregierung versprach, trotz Ablehnung der Olympiabewerbung, sowohl in die notwendige Errichtung neuer Sportanlagen aber auch in die Renovierung bestehender Anlagen mehr als bisher zu investieren. Welche konkreten Neubauvorhaben sollen noch in dieser Gemeinderatsperiode begonnen werden, welche bestehenden Anlagen werden noch in dieser Periode saniert bzw adaptiert werden?)
Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Gemeinderat! Meine sehr verehrten Damen und Herren!
Sie fragen mich nach den Investitionen im Bereich der Sportinfrastruktur in der Stadt, nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass sich die Wienerinnen und Wiener klar gegen eine Olympia-Bewerbung ausgesprochen haben. Nichtsdestotrotz ist natürlich der Sportinfrastruktur der Stadt auch in Zukunft entsprechende Aufmerksamkeit zu widmen. Das allerdings natürlich vor einem anderen Hintergrund, denn die Frage der Großkampfwettstätten stellt sich natürlich auf Basis und auf Grundlage dieser Entscheidung der Wienerinnen und Wiener in einem völlig anderen Licht dar. Aber nichtsdestotrotz wird Wien die sportliche Infrastruktur so wie in der Vergangenheit natürlich auch weiterhin entsprechend ausbauen, adaptieren, sanieren.
In diesem Zusammenhang vielleicht nur ein paar Zahlen. Wien hat in etwa 9 Millionen Quadratmeter Sportflächen. Das sind umgerechnet rund 1 500 Fußballfelder, 2 500 Sportstätten, derer sich die Sportvereine in der Stadt laufend bedienen können, oder, um eine andere Zahl zu sagen, alleine die Bezirke 5 bis 9 sind jene Fläche, die den Wienerinnen und Wienern im Bereich der Sportinfrastruktur zur Verfügung stehen. Das ist für eine Millionenstadt durchaus ein Spitzenwert. Wir alle wissen, dass Wien im Bereich der unmittelbaren Sportstätten – und ich spreche jetzt wirklich nur von Sportstätten – letztendlich die entsprechende ÖNORM mehr als das Doppelte übertrifft. Da sind jene Freizeitbereiche, die ja bekanntermaßen und erfreulicherweise von den Wienerinnen und Wienern sehr intensiv genutzt werden, nicht eingerechnet, weder die Donauinsel noch die Prater Hauptallee, sondern rein jene Sportstätten, die es gibt. Wir haben in der Stadt 2 500 Sporthallen, Turnsäle, die den rund 3 000 Vereinen zur Verfügung stehen.
Aber es ist natürlich klar, all diese Infrastruktur muss auch entsprechend ausgebaut, adaptiert werden, vor allem vor dem Hintergrund, weil Wien ein klares Bekenntnis dazu hat, rund 70 anerkannte Sportarten in der Stadt zu haben. Wien geht ja bewusst einen anderen Weg als andere Städte, die sich auf zehn oder zwölf Sportarten konzentrieren und dafür Sportinfrastruktur günstig zur Verfügung stellen. Wien geht ja hier bewusst den Weg, den Sportvereinen und -verbänden für alle
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