Gemeinderat, 33. Sitzung vom 30.01.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 96 von 97
Ehrlich gesagt, es gibt Wiener Theater, es gibt Bundestheater. Der Hundertwasser ist kein Wiener Künstler, sondern ein österreichischer Künstler, ein Grün-Künstler übrigens – ihr wart damals dagegen, glaube ich –, der radikale ökologische Dinge gefordert hat, der erste auf der ganzen Welt. Es ist ja interessant, dass die österreichische Kunst – wo wir doch eigentlich so konservativ sind, auch die Sozialdemokraten, alle waren bei uns konservativ – so radikale Kunstformen entwickelt hat. Der Wiener Aktionismus war weltführend und ist es noch immer in diesem Bereich.
Und, bitte, der Hundertwasser ist meines Erachtens kein phantastischer Realist – das hat der Herr Stadtrat gesagt und du auch, Ernst –, das sind der Lemden, der Hutter, der Hausner, der Fuchs, der Brauer, aber der Hundertwasser hat eine ganz eigene Linie verfolgt und hat übrigens 1959 die erste Aktion auf europäischem Boden abgehalten, „Die Linie von Hamburg“ oder „Die Hamburger Linie“. Da wurde er dann als Dozent rausgeschmissen nach zwei Tagen, weil er den Raum angeschmiert hat. Ein paar andere von den Wiener Aktionisten waren, glaube ich, auch dabei, aber das war erst zehn Jahre später.
Seine radikale ökologische Kunstauffassung – jetzt kann man das auch als kitschig bezeichnen, je nachdem, wie das jeder sehen möchte, für manche ist es ein Gaudi-Kitsch; ist ja wurscht –, aber diesen Faktor an sich in die Diskussion einzubringen, das geht über die Grenzen Österreichs hinaus. Deswegen ist er ja auch in den Museen der ganzen Welt beheimatet, und deswegen ist es auch naheliegend, dass der Bund eine Subvention hergibt für den Erhalt dieses Museums Hundertwasser und nicht nur die Stadt Wien. Das wäre zum Beispiel ein kreativer Ansatz, was man hier tun kann.
Die Isabella Leeb ist ja sehr gut vernetzt zu den konservativeren Blättern, und ich habe diese Artikel gesehen. In der „Presse“ steht drinnen – das sind angeblich die Worte der Redakteurin –, man soll die Maßstäbe von Unternehmen anlegen. Grundsätzlich ist das ja richtig. Dann steht: „Hier wird ein totes Pferd geritten!“ Ich sage der Ehrlichkeit halber, das sind nicht ihre Worte, das hat die Redakteurin geschrieben.
Das tote Pferd, das wir hier reiten, ist erstens einmal ein Pferd, das wir auch reiten wollen, denn wir wollen ja, dass es ein Hundertwassermuseum gibt, zumindest ich, wir wollen auch diese Ausstellungen, die daneben noch gezeigt werden. Man kann sagen, okay, das sind jetzt Fotografieausstellungen, das ist nicht der Renner, aber es ist auch wichtig, und es sind keine unbedeutenden Leute, die hier ausgestellt werden.
Und wenn ich jetzt an dieses tote Pferd denke, da sind mir natürlich sofort die 400 000 Besucher eingefallen. In Wirklichkeit sind es um die 100 000, manchmal sind es 130 000, manchmal sind es nur 90 000, je nach Ausstellung. Der vorige Besitzer hat ja offensichtlich jeden, der in den Shop gegangen ist, als Besucher gewertet und nicht nur die, die in die Ausstellungen gegangen sind. Das kann man jetzt als leichtfertig bezeichnen, dass man das so geglaubt hat. Aber 100 000 bis 130 000 Besucher – ich möchte es nur in eine Relation stellen – kosten 400 000 EUR an Subvention mit dem, was wir jetzt zahlen.
Zum Wien Museum – jeder von uns will das Wien Museum und ist sich der Bedeutung bewusst, und seit Langem bemühen wir uns, wie ich glaube, recht konstruktiv, einen gemeinsamen Standort zu finden – habe ich eine Präsentation gesehen, wo es um die Gegenüberstellung gegangen ist zwischen Hauptbahnhof und Wien Museum am Karlsplatz, und da hat der Architekt was sehr Vernünftiges gesagt, warum es am Karlsplatz sein soll, denn der Karlsplatz ist ein Kulturplatz, der nicht miteinander vernetzt ist. Da ist diese Außenstelle der Kunsthalle, wo irrsinnig viel Leute auch Caféhäuser benützen, da ist die Technische Universität, da ist die Karlskirche und da ist das Wien Museum. Die Karlskirche hat eine Viertelmillion Besucher im Jahr, das Wien Museum hingegen hat 150 000 Besucher. Ja, was für ein totes Pferd ist denn das dann? Wenn ich 12 Millionen Subvention hergebe für ein Haus, das 150 000 Besucher hat, ist das ja noch viel toter als das tote Pferd Kunsthaus, wo ich nur 400 000 hergebe. Die Kunsthalle hat auch nicht mehr Besucher im Schnitt als 100 000, 150 000 und kostet uns 4 Millionen.
Also wenn man so will, reiten wir lauter tote Pferde in Wien. Die Frage ist: Wollen wir sie reiten? Aber das ändert auch nichts an der Tatsache, dass man, so wie die Isabella richtig gesagt hat, ständig dahinter sein muss, dass sie ein bisschen am Leben erhalten werden, die Pferde. Und deswegen hier auch mein Vorschlag, schauen wir doch, dass der Bund etwas dazuzahlt. Das Hundertwassermuseum sollte dem Bund etwas wert sein, das einzige auf der Welt, ein herausragender Künstler, der für unser Renommee wichtig ist. Jeder Tourist schaut sich das an. Aber das können nicht die Besucher sein, denn die fahren zum Teil nur mit dem Bus vorbei, bleiben dort stehen und bleiben beim Hundertwasserhaus stehen. Es ist sicher ein Aushängeschild, und das sollte dem Bund etwas wert sein. Schauen wir auch, dass wir die Mieten senken, schauen wir, dass wir Ausstellungen machen, die wir dann auch verkaufen können.
Darüber hinaus hoffe ich, dass ich jetzt einigermaßen klargemacht habe, warum ich – vielleicht leichtfertig, aber doch – der Kunsthaus-Subvention zustimme. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin verzichtet auf das Schlusswort. Wir kommen nun zur Abstimmung. Wer der Post 31 zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das sind die Regierungsparteien plus FPÖ, die ÖVP ist dagegen, daher ist es mehrstimmig angenommen.
Zu Post 33 der Tagesordnung gibt es keine Wortmeldung. Daher komme ich gleich zur Abstimmung. Wer der Post 33 die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das sind die ÖVP, die SPÖ und die Grünen und damit mehrstimmig angenommen.
Zu Post 34 der Tagesordnung liegt auch keine Wortmeldung vor. Wer hier zustimmt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. – Das sind die ÖVP, die SPÖ, die
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