Gemeinderat, 27. Sitzung vom 04.10.2012, Wörtliches Protokoll - Seite 41 von 70
ihn der Kaiser Karl, nachdem alles zusammengebrochen war, aus dem Gefängnis herausgelassen. Von begnadigt ist gar keine Rede. Und er bekommt eine Straßenbenennung zu seinen Ehren. Wir leben ja Gott sei Dank in einer Wertegesellschaft, und Mörder bleibt Mörder. (Beifall bei der FPÖ.) Da kann ich doch um Gottes Willen nicht darüber hinwegsehen und sagen, das ist halt einmal so.
Ich bin ja sehr gespannt, was mit dem Ferry Dusika passieren wird. Der Ferry Dusika, ein toller Radsportler, hat meine volle Achtung. Ja bitte, der war NSDAP-Mitglied, hat mitgewirkt, ich will jetzt gar nicht eingehen, wo überall. Ja bitte, der bekommt eine Straße, nach dem wird ein Radzentrum benannt.
Ich muss ganz ehrlich sagen, wir Freiheitlichen sind überhaupt grundsätzlich gegen die Umbenennungen, und ich warne davor. Denken Sie an den Zauberlehrling! „Die ich rief, die Geister ...“ (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zu Wort gemeldet ist Herr GR Woller. Ich erteile es ihm.
GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Das war jetzt ein sehr abruptes Ende, aber ich bin schon da.
Sehr geehrte Damen und Herren!
Zum Letztgesagten von der Kollegin Meyer kann ich nur sagen, die Benennung von Straßen und Plätzen in dieser Stadt ist ein wichtiger Teil der Geschichte und der Kultur unserer Stadt. Niemand macht es sich leicht mit Benennungen, und man macht es sich schon gar nicht leicht mit allfälligen Umbenennungen. Es hat immer Diskussionen darüber gegeben, die wird es auch in Zukunft geben, und das ist auch gut so. Und weil es immer wieder Diskussionen gibt, ist es sicher sehr berechtigt, dass man da, wenn man diese Diskussion ernsthaft führt – und das wollen wir –, Historiker und Historikerkommissionen mit einbezieht. Diese Arbeit ist jedoch noch nicht abgeschlossen, wir warten auf diesen Bericht, und wir werden natürlich dann diesen Bericht der Historikerkommission diskutieren.
Es gibt immer wieder Möglichkeiten, wie man sich mit Straßen- und Platzbenennungen auseinandersetzt. Es hat ja auch andere Beispiele gegeben: durch Zusatztafeln, durch künstlerische Interventionen, durch Projekte von Kunst im öffentlichen Raum, aber auch durch allfällige Umbenennungen. Die Stadt Wien geht damit sehr, sehr zurückhaltend, sehr, sehr behutsam um. Und da hier der Dr-Karl-Lueger-Ring angesprochen wurde, muss noch einmal festgestellt werden, dass es in dieser Stadt 13 Orte, Plätze und Einrichtungen wie Kirchen oder Denkmäler gibt, die an Karl Lueger erinnern (GRin Uta Meyer: Noch gibt es 13!), und dass es der ausdrückliche Wunsch der Universität Wien war, hier eine dieser 13 Benennungen zu verändern. Und diesem Wunsch der Universität Wien, die in Kürze ein großes Jubiläum feiert, sind wir in dieser Frage nachgekommen.
Zur „Wienwoche“ ist eigentlich alles gesagt. Ich kann nur sagen, dass ich immer wieder froh bin, wenn es neue Festivals, neue künstlerische Projekte in dieser Stadt gibt. Es war ein sehr lebendiges Festival. Ich will jetzt keine der 70 Produktionen, oder wie viele Produktionen es auch gewesen sind, beurteilen. Ich habe die meisten natürlich auch nicht gesehen, ich habe sie in den Medien verfolgt. Es ist auch nicht entscheidend, was jetzt dem Klaus Werner-Lobo, der Isabella Leeb, dem Gerald Ebinger oder mir gefällt, es geht nur darum, dass es diese künstlerische Produktion in Wien gibt. Und künstlerische Arbeit und Kultur darf irritieren, und wir müssen alle Voraussetzungen schaffen, dass künstlerische Produktionen in dieser Stadt Wien in großer Freiheit umgesetzt und auch irritierende Produktionen gezeigt werden können. In diesem Sinne kann ich nur sagen, es war eine wichtige Erfahrung und eine gute „Wienwoche“, und ich freue mich tatsächlich auch, wenn es hier eine Fortsetzung gibt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Zur Frage des Wien Museums und der Ausschussreise nur eine Anmerkung: Ich würde es gerne Studienreise des Kulturausschusses nennen, und es war im besten Sinne eine sehr intensive, wichtige Studienreise des Kulturausschusses. Ich bin eigentlich sehr glücklich, dass hier alle vier Fraktionen festgestellt haben, dass es für sie eine wichtige Erfahrung war, dass wir viel gesehen haben, viel gelernt haben und dass es auch einen sehr, sehr guten Geist gibt im Sinne des Großprojekts der Stadt Wien, ein neues Wien Museum zu schaffen. Ich bin auch sehr glücklich, dass es einen einhelligen politischen Konsens gibt, dass die Frage der Bedeutung des Wien Museums und der Notwendigkeit eines Neubaus des Wien Museums in Wien unbestritten ist und dass das auch, über die Studienreise des Kulturausschusses und die heutige Diskussion hinaus, über die Tagung, die am 16. Oktober stattfinden wird, so weitergehen wird.
Das Wien Museum – nur so viel sei gesagt, und das haben wir auch erlebt durch die sehr fachkundige Führung von Christian Kircher bei unserer Studienreise –, ist nicht irgendein Museum, es ist ein ganz besonderes Museum, es ist ein Kunst- und ein historisches Museum, das diese Themen, die nicht zu trennen sind, in allen Ausstellungen und in allen künstlerischen Projekten verbindet.
Am besten sieht man das derzeit gerade aktuell an der großartigen Ausstellung der Klimt-Sammlung, 420 Klimt-Werke, die im Wien Museum noch bis zum kommenden Samstag zu sehen sind. Ich kann jedem, der es noch nicht gesehen hat, nur empfehlen, sich das spätestens in der „Langen Nacht der Wiener Museen“ anzuschauen. Dass diese Klimt-Ausstellung mit hochkarätiger Kunst, wie Emilie Flöge, auch parallel zur Ausstellung „Besetzt!“ und parallel zur Ausstellung über die Werkbundsiedlung in Wien gezeigt wird, das ist genau die Stärke des Wien Museums, und dafür müssen wir die baulichen, die finanziellen und die kulturpolitischen Voraussetzungen schaffen. Es ist nicht irgendein Museum, es ist schon gar nicht das Museum der Regierung, es ist das Museum der Wienerinnen und Wiener. Es wird hier die Sammlung der Wienerinnen und Wiener gezeigt, und die muss auch in Zukunft die beste Präsentationsmöglichkeit haben. Darum werden wir ringen, und das werden wir in den kommenden Jahren auch schaffen.
Nun zum Thema Vereinigte Bühnen Wien und Aus
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