«  1  »

 

Gemeinderat, 27. Sitzung vom 04.10.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 29 von 70

 

vielleicht am Rand der Gesellschaft befinden, hier zugängig wird. Also unser gemeinsames Anliegen ist es, dass das Wien Museum wirklich ein Museum aller Wiener und Wienerinnen wird, unabhängig von ihrer Herkunft, unabhängig von ihrem sozialen Status, unabhängig auch von ihrer Weltanschauung.

 

Wir haben deswegen auch gemeinsam angeregt, dass wir in die Diskussion auch intensiv die KultursprecherInnen der Oppositionsparteien einbeziehen, auch in Zukunft, in der nächsten Zeit, dass diese gemeinsame Reise nicht ein einmaliges Ding gewesen sein soll. Es wird demnächst auch über die Standortfrage geredet. Da haben wir uns auch massiv dafür eingesetzt, dass auch die Opposition mit einbezogen wird. Wir wollen wirklich an einem Strang ziehen.

 

Ein wichtiger Punkt, den ich noch anfügen möchte und der uns vorher schon wichtig war, aber der sich auf dieser Reise verstärkt hat ist, wenn so ein Museum, ein Stadtmuseum, für alle Wiener und Wienerinnen interessant sein soll, dann ist es wichtig, sehr früh die Bevölkerung mit einzubeziehen. In Liverpool haben sie uns zum Beispiel erzählt, dass, bevor das Museum gebaut wurde, 50 000 Pfund in partizipative Projekte mit unterschiedlichsten Zielgruppen, mit unterschiedlichsten Communities investiert wurde, wo zum Beispiel auch auf Zuwanderungs-Communities aktiv zugegangen wurde und versucht wurde: Was ist euer Teil der Stadtgeschichte von Liverpool? Klarerweise bei Zuwanderern ein jüngerer Teil der Stadtgeschichte. Ein Wien Museum oder ein Stadtmuseum muss auch zeitgeschichtliche Aspekte sehr massiv behandeln. Es muss auch in die Zukunft schauen. Es war extrem erfolgreich. Liverpool ist, glaube ich, kleiner als Salzburg, ich bin mir nicht ganz sicher, aber die haben eine Million Besucher. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Nein, es ist größer!) Es ist ein bissel größer? Aber es ist nicht so groß wie Wien, und die haben eine Million Besucher und Besucherinnen in diesem Museum. Das ist zu einem sehr großen Teil Stadtbevölkerung und es sind auch Leute von woanders, die zum Teil sogar wegen des wirklich wunderbaren Museums dorthin kommen und das ist natürlich auch für die wirtschaftliche Situation der Stadt irrsinnig gut. Liverpool hat es wirklich geschafft. Ich weiß nicht, wie sehr Ihnen ... Der David kommt ja von dort, der könnte Ihnen viel mehr darüber erzählen. Das war eine Stadt, der es vor 10 Jahren, vor 20 Jahren nicht besonders gut gegangen ist. Heute ist es eine blühende Stadt und die haben es wirklich geschafft, mit Kultur, nicht nur mit dem Liverpool-Museum, sondern auch mit anderen Einrichtungen, diese Stadt auch wirtschaftlich wirklich einen Boom erleben zu lassen. Das ist eine blühende Stadt. Es ist eine unglaublich spannende Stadt. Ich kann Ihnen einen Besuch sehr empfehlen, der David kann Ihnen dann Lokaltipps geben, der kennt sich dort besser aus. Mir hat er welche gegeben, das war auch sehr sinnvoll.

 

Ich glaube, dass man daran merken kann - und eine ähnliche Situation in Manchester, wo sie das War-Museum, also das Kriegsmuseum, in eine Region gebaut haben, wo sie es mit Hilfe des Museums geschafft haben, da auch einen Stadtteil zu entwickeln und all diese Dinge und was man damit erreichen kann und auch die Beispiele. Also für mich war auch besonders interessant in Norddeutschland in Essen, wo wir das Museum Folkwang besucht haben, das ein Museum ist, das auf einen bestehenden Bau bereits einen Zubau gemacht hat, einen Anbau gemacht hat, das wunderbar gestaltet ist. Es war sehr interessant, dort durchzugehen. Das ist ein Kunstmuseum, dort hängen auch sehr berühmte Bilder. Aber wenn man den Leuten zuschaut, die dort durchgehen, abgesehen davon, dass auch dort irrsinnig viele Kinder drinnen sind, dieses Museum ist nach außen hin verglast und in einer Wohngegend. Also es sind so eine Art Gemeindebauten, die dort rundherum sind, und die Leute schauen nur zum Teil auf die Bilder, die schauen zum Teil quasi auch raus auf die Stadt, auf ihre Stadt, und erfahren ihre Stadt jetzt wirklich in einer Beobachtung, wie man sie normalerweise, wenn man durch die Stadt flaniert, nicht sieht. Das sind alles Aspekte, aus denen man lernen kann. Ich glaube, ein Wien Museum, gerade ein städtisches Museum, das bei uns eine ganz besondere Geschichte sein wird, weil es eine Mischung aus Kunstmuseum und kulturhistorischem Museum und Museum, das sich mit der städtischen Gegenwart auseinandersetzt, sein wird. Das ist unglaublich spannend, das zu bedenken, was muss man alles beachten, nicht nur in der Standortfrage, sondern vor allem in der inhaltlichen Gestaltung, damit die Menschen so ein Museum als Lebensraum begreifen.

 

Also ein Punkt, der uns, glaub ich, ganz wichtig ist, was so ein Museum vielleicht von der einen oder anderen Art von Museum unterscheidet, ist, dass man dort vielleicht nicht nur einmal im Jahr oder zu einer bestimmten Sonderausstellung hingehen soll, sondern etwas, was das jetzige Museum zum Teil schon bietet, zumindest im Foyer und in diesem großen Saal, der hinter dem Foyer ist, ist, dass es als Lebensraum begriffen wird, etwas, was das Museumsquartier auch bietet. Also dass es für die städtische Bevölkerung ein permanenter öffentlicher Raum ist, dass es ein öffentlicher Raum ist, den die Wiener und Wienerinnen als ihren sehen, wo sie sich und ihre Geschichten wiederfinden.

 

All diese Dinge sind zu beachten, wenn man so etwas gestaltet und ich freue mich wirklich sehr, wenn wir da einmal ein Ding aus den manchmal sehr tiefen Konflikten, die wir gegeneinander führen, rausnehmen können und gemeinsam konstruktiv an so etwas arbeiten können. Ich hoffe, dass das so weitergeht. Das ist nämlich auch die Voraussetzung dafür, dass wir, die wir ja gewählte Repräsentanten und Repräsentantinnen verschiedener Bevölkerungsschichten sind – und ich sage das jetzt ganz bewusst, ich möchte natürlich, dass sich auch die Wähler und Wählerinnen der FPÖ und die Wähler und Wählerinnen der ÖVP in diesem Museum auch wiederfinden, genauso wie unsere Wählerinnen und Wähler und alle Menschen, die nicht wählen dürfen und können oder alle Menschen, die nicht wählen wollen, sondern alle Wienerinnen und Wiener sollen sich da wiederfinden.

 

Ich freue mich, wenn wir in diese Richtung weiterarbeiten können.

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular