Gemeinderat, 27. Sitzung vom 04.10.2012, Wörtliches Protokoll - Seite 27 von 70
wirklich herzlich dafür bedanken, denn eine Ausschussreise mit einem konkreten Ziel hat schon eine besondere Qualität. Ich denke, das sollte man vielleicht auch für andere Ausschussreisen zum Anlass nehmen, das so gut strukturiert durchzuführen.
Das war eine Reise, auf der wir in sehr kurzer Zeit vier Städte und rund zehn Museen besucht haben, der eine ein bissel mehr oder andere ein bissel weniger, weil es gab ja auch kurze Zwischenzeiten. Da gab es dann noch ein paar Fleißige, die haben sich mehr Museen angeschaut. Also wir haben dort zehn Museen besucht, die in den letzten Jahren in Europa gebaut wurden. Es waren bei den Museumsneubauten sehr unterschiedliche Zielsetzungen. Manche waren Museumserweiterungen, es waren Neubauten dabei und es gab auch verschiedene Standorte. Einige Museen waren im Zentrum der Städte angesiedelt, andere wieder in Randgebieten. Ein anderes Museum war zum Beispiel das Museum in Liverpool in den Docks. Das hat dort einen sehr tollen Impuls in einem eigentlich toten Viertel geliefert. Wir haben dort auch erleben dürfen und das war für mich besonders beeindruckend, wie wichtig es ist, dass so ein Museumsneubau von einer möglichst breiten Bevölkerung getragen wird. Das ist, glaube ich, auch das Ziel, das wir uns beim Neubau des Wien Museums setzen müssen, eine möglichst breite Akzeptanz. Denn wenn die Bevölkerung dieses Museum nicht liebt, nicht im Herzen trägt, dann ist das Geld, das wir dafür in die Hand nehmen und das wird sehr viel Geld sein, nicht gut investiert. Es hat dann noch ein paar Dinge gegeben, die recht interessant waren und ich hoffe, wir vergessen nicht drauf, wir werden Acht geben. Ich zumindest habe es nicht vergessen. Ich habe es mir auch sehr genau aufgeschrieben. Ein Museum planen und bauen und investieren, ist das eine. Wir müssen aber auch bedenken, es in der Zukunft zu betreiben. Also auch diese Dinge muss man im Blickwinkel behalten. Wir haben dort gesehen, dass man Fehler vermeiden kann, wenn man sich Beispiele an anderen Städten nimmt. Wir werden wahrscheinlich eigene machen, niemand ist fehlerlos. Aber man kann zumindest aus Anregungen und Fehlern anderer Städte lernen.
Wir haben auch gesehen, wie sehr Museen in den verschiedensten Städten auch auf andere Bereiche Einfluss nehmen. Was mich persönlich am meisten beeindruckt hat, war die Dichte an Kindern, an Schulklassen, die wir in den Museen angetroffen haben. Es waren nicht nur Schulklassen, nein, es geht sogar in Manchester so weit, und das war für mich das beeindruckendste Bild, wo bereits Kinder im Alter von zirka einem Jahr an das Thema Museum, an das Thema Kunst herangeführt werden. Da stehen dann die Windelferraris, sage ich jetzt einmal, vor der Tür und Kleinkindern mit ihren Müttern wird spielerisch der Kunst- und Kulturbereich näher gebracht. Das können wir uns durchaus auch, glaube ich, für Wien sehr gut vorstellen.
Was wir uns für Wien eigentlich auch gut vorstellen können und worüber wir reden sollten, sind Zielvereinbarungen, die mit Museen getroffen werden. Und was ich besonders beeindruckend fand, ist etwas, was der kaufmännische Direktor des Wien Museum sich eigentlich für sein Museum auch wünschen würde: Eine Zielvereinbarung mit dem Subventionsgeber. Also ich denke, darüber können, sollen und müssen wir in Zukunft auch in Wien sprechen.
Ja, ich möchte jetzt zu den aktuellen Themen der Kulturpolitik in Wien kommen. Ich habe mich gerade zur Postnummer 9 streichen lassen, weil ich denke, ich kann das in meiner jetzt hier vorgetragenen Rede unterbringen, das ist der Subventionsakt des Theaters Odeon. Dazu möchte ich ein bisschen etwas sagen. Es ist so, dass wir der Entschuldung zustimmen werden, dass wir dem Subventionsakt nicht zustimmen werden und zwar nicht, weil wir die Leistungen von Erwin Piplits und seiner Partnerin Ulrike Kaufmann nicht würdigen. Es ist in den letzten Jahrzehnten im Odeon Großartiges passiert. In den vergangenen 40 Jahren ist gerade im Theater- und Tanzbereich sehr viel Einfluss von diesem Kulturort ausgegangen. Dem zollen wir auch unseren Respekt. Aber genau da kommen wir auch zum Thema heute. Das Odeon soll nunmehr inklusive Entschuldung jährlich rund 1 Million EUR für die nächsten 4 Jahre als Kultursubvention erhalten. 1 Million für den Betrieb, der mittlerweile fast ausschließlich als Gastspielort dient und maximal eine einzige Eigenproduktion herausbringt. Gleichzeitig haben wir aber in dem Bereich zahlreiche Bühnen, die sogar mit Subventionskürzungen zu kämpfen haben, aber wesentlich mehr an Produktionen hervorbringen und eine größere Vielfalt der Spielpläne darstellen. Als Beispiel möchte ich Ihnen vielleicht nur zwei bringen. Es gibt da das TAG in der Gumpendorfer Straße, das eine Jahressubvention von 735 000 EUR bekommt, allerdings 7 Eigenproduktionen herausbringt. Das Theater Scala bringt 9 Eigenproduktionen mit mehr als 120 Darstellern und die kriegen überhaupt nur eine Jahressubvention von 350 000 EUR. Und wenn man den Rabenhof hernimmt, das ist vielleicht auch nicht uninteressant, die kriegen 900 000 EUR, also einen vergleichbaren Betrag, müssen aber in den nächsten Jahren mit Kürzungen leben. Also warum müssen wir jetzt dem Odeon über Gebühr mit einer Subventionserhöhung, wie soll ich das jetzt sagen, noch mehr Geld geben, wo wir wissen, es geht mit dem Odeon, mit den Betreibern und mit, sage ich jetzt einmal, ihren kulturellen Visionen einem Ende zu. Das ist auch kein Geheimnis und da haben wir jetzt genau den Punkt. Ich zolle auch Respekt, dass die Stadt Wien verhandelt und jetzt Ideen und Überlegungen angestellt werden, wie es weitergehen soll. Ich sage nur, es ist zu spät. Es ist wieder einmal wie in vielen Bereichen zu spät. Ja, wir wollen das Odeon entschulden. Der Herr Piplits, die Frau Kaufmann sollen nicht auf Schulden sitzen bleiben, wiewohl ich schon anmerken möchte, dass das Odeon bereits einmal entschuldet wurde. Aber das Ganze jetzt noch vier Jahre mit Mund zu Mund Beatmung künstlich am Leben zu erhalten, nur damit die Stadt Wien dann einen Mietvertrag hat, wo sie jetzt eh noch nicht weiß, was sie dann damit anfangen will, ist, glaube ich, in Zeiten knapper Mittel nicht angebracht.
Abschließend möchte ich auf ein sehr aktuelles Thema eingehen, das uns ins den letzten Tagen medial
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