Gemeinderat, 16. Sitzung vom 23.11.2011, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 72
Ideen gibt und dass man dort so innovativ ist und das auch sehr konsequent und zielstrebig vorantreibt.
Das wird auch so sein, weil der Zeithorizont für die Schlammbehandlung ein solcher ist, dass wir 2015 dieses Projekt beginnen und 2020 fertig sein werden. Warum dauert das so lange? Weil wir natürlich im laufenden Betrieb arbeiten müssen. Die EBS Wien kann der Stadt ja nicht sagen, es tut ihr leid, jetzt gibt es zwei Jahre lang keine Kläranlage. Das ist natürlich nicht möglich. So etwas im laufenden Betrieb zu machen, die Reinigungsstufe 1 und die Schlammbehandlung zu erneuern, ist natürlich eine besondere Herausforderung, die auch eine gewisse Zeit braucht. Trotzdem ist es notwendig, dass wir jetzt den Startschuss für das Projekt geben. Mit den ganzen Verfahren und Planungs- und Ausschreibungssachen sollte es sich dann sehr bequem ausgehen, dass wir 2015 nach Abschluss aller Bewilligungsverfahren mit diesem großen Schlammprojekt anfangen können, um dann 2020 zeitgerecht fertig zu sein.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 2. Zusatzfrage wird von GRin Schütz gestellt. – Bitte.
GRin Angela Schütz (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin!
Sie haben es schon erwähnt, in der Hauptkläranlage sollen laut Ihren Pressemeldungen und nach dem, was Sie gesagt und ausgeführt haben, 20 Millionen Kubikmeter Methan und daraus eben 78 Gigawattstunden Strom und 82 Gigawattstunden Wärme entstehen. Sie haben jetzt auch schon ausgeführt, dass damit ein Überschuss von 15 Gigawattstunden Strom und 42 Gigawattstunden Wärme pro Jahr entsteht.
Methan per se ist aber nicht unproblematisch. Das wissen Sie auch. Weil wenn es in die Erdatmosphäre gelangt, würden Treibhausgase entstehen und damit kommt es zu einer weiteren Erwärmung und damit wieder zu einer Freisetzung von Methan und wir hätten einen Treibhauseffekt. Wir können da das Beispiel hernehmen, wenn zu viele Rinder auf einer Fläche sind, dann haben wir auch das Problem des Methanausstoßes, der zu viel ist. Weiters ist Methan mit Luft hochexplosiv.
Daher jetzt zu meiner Frage: Was gedenken Sie, mit dieser überschüssigen Energie und Wärme exakt zu machen? Vor allem, was machen Sie mit einer Überproduktion von Methan, wenn es nicht benötigt wird? Zweitens: Werden Sie die Erfahrungen der 2005 gegründeten Klärgasanlage in allem nutzen? Und wie?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Frau Gemeinderätin!
Ich glaube, das ist ein Missverständnis. Wir produzieren das Methan dort nicht, um es in die Atmosphäre zu entlassen, sondern um daraus Strom und Energie zu gewinnen. Also, insofern kann ich mit Ihrer Anmerkung, wie gefährlich Methan für die Atmosphäre ist, nicht wahnsinnig viel anfangen, weil es geht genau darum, die Energieausbeute, die wir jetzt auch aus einer normalen Klärschlammverbrennung gewinnen, insofern zu erhöhen, dass wir dort eben eine Selbstversorgung aus Strom und Energie zustande bringen. Es ist nicht daran gedacht, das Methan nicht auszunutzen.
Natürlich ist es bei jedem Brennstoff so, dass er explosiv ist. Das gilt auch für andere Brennstoffe, die wir im Einsatz haben.
Das Ziel ist, erstens die Kläranlage selbst zu versorgen und dann wird man sehen, entweder mit Wien Energie oder mit wem auch immer - das kann ich jetzt natürlich noch nicht sagen, weil auch ein entsprechendes Verfahren zugrunde liegen muss -, Verträge abzuschließen, wo wir die Wärme und den Strom oder das Gas - man wird sehen, was für uns die finanziell beste Variante ist - am freien Markt verkaufen und damit noch zusätzliche Gewinne lukrieren.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 3. Zusatzfrage wird von GR Dipl-Ing Stiftner gestellt.
GR Dipl-Ing Roman Stiftner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadträtin!
Es freut mich, nachdem uns der Herr Kollege Ellensohn Ideenlosigkeit vorgeworfen hat, wenn Sie heute ein Projekt, das wir, und das können Sie in einem „Kurier"-Artikel vom 14. Juni 2010 nachlesen, vorgeschlagen haben und das damals von Ihnen abgelehnt worden ist, nun umgesetzt haben. Es ist sozusagen ein rot-grün-schwarzes Projekt. Ich freue mich, wenn Sie unsere Ideen aufgreifen, um noch einmal an das gestrige Diskussionsthema anzuschließen.
Aber, Frau Stadträtin, Sie haben hier natürlich mit der Einspeisung und vielmehr der Verstromung dieses Gases einen hohen Ineffizienzgrad erreicht. Natürlich ist es ein ökologisch entstandenes Gas, aber es ist trotzdem ineffizient, weil Sie eine sehr kleine Anlage haben. Es wäre viel besser, und das sagen Experten, solche Gase, die entstehen, ins allgemeine Netz einzuspeisen, um dort dann auch die entsprechenden Nutzungen, mit einem hohen Wirkungsgrad ausgestattet, umsetzen zu können und nicht von der EBS Wien es in sich nutzen zu wollen.
Meine Frage daher: Können Sie sich vorstellen, dass dieses Gärgas auch ins allgemeine Gasnetz eingespeist wird, als Biogas zertifiziert wird und dass Sie dieses Biogas beispielsweise für ihre eigene Flotte der Gasautos, aber auch für jene Wienerinnen und Wiener, die Gasautos haben, dann als Biogas zur Verfügung stellen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Herr Gemeinderat!
Sie werden verstehen, wenn ich mich an ihrem Sandkasten-Schaufel-Spiel, wer die Schaufel zuerst gehabt oder wem sie gehört, nicht beteiligen möchte.
Was Ihre inhaltliche Frage betrifft, auf die Sie dann schließlich in Ihrer Frage auch noch gekommen sind, habe ich schon in der vorherigen Anfragebeantwortung gesagt, dass wir danach trachten, die Veräußerungsmöglichkeit zu finden, die für uns finanziell am besten ist. Wenn es uns möglich sein wird, und auch diese Option wird geprüft, das Gas ins Gasnetz einzuspeisen und uns das mehr bringt, als wenn wir selbst daraus Strom machen, dann werden wir diese
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