Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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Es
ist uns gelungen ... (GR Mag Wolfgang
Jung: Donauinselfest! Stadtfest! Was wird dann gekürzt?) So ist es, vom
Donauinselfest und Stadtfest ist hier die Rede.
In
Zukunft werden wir versuchen, mit diesen Mitteln etwas völlig Neues auf die
Beine zu stellen. Aber nicht nur, um kulturell neue Signale zu setzen, sondern
auch in der Hoffnung, damit kulturpolitisch oder auch in der Selbstdefinition
„was soll Kulturpolitik eigentlich können?“ etwas in Bewegung zu bringen.
Dieses Projekt nennt sich „Wienwoche“. „Wienwoche“ ist ein Titel, über den ich
sehr, sehr glücklich bin. Sie alle kennen die Wien-Woche. Jene von Ihnen, die
aus den Bundesländern kommen so wie ich, kennen sie als etwas, da kommt man
nach Wien als junger Mensch und macht einmal eine Woche die Stadt unsicher. Das
ist es mehr oder weniger, was wir mit diesem Kulturprojekt machen wollen, also
die Stadt ein bisschen aus ihren eingefahrenen Bahnen werfen, neue Initiativen
setzen und auch nachhaltige Veränderungen sowohl im gesellschaftspolitischen
Bereich als auch im raumplanerischen, im stadtplanerischen Bereich zu machen,
Freiräume für die Gesellschaft zurückzuerobern und all diese Dinge.
Die
„Wienwoche“ verstehen wir als etwas, wo wir auch ganz, ganz besonders Rücksicht
nehmen wollen. So wie bei der Wien-Woche, wo die Zugewanderten aus den
Bundesländern nach Wien kommen, wollen wir bei der „Wienwoche“ auch ganz, ganz
besonders Rücksicht auf die Tatsache nehmen, dass sich viele Menschen aus
anderen Teilen der Welt, die nach Wien zugewandert sind, hier zeigen können und
einbringen können und wollen. Die GRÜNEN nehmen bekanntermaßen Kriterien wie
Gender und Migrant Mainstreaming sehr, sehr ernst. Wir setzen da auf
transkulturelle Impulse, auf Interkulturalität und vieles mehr.
Deswegen
haben wir nachgedacht, welche Form können wir so einem Projekt geben? Wir haben
lange nachgedacht, welche Form kann man einem Projekt geben, das es einerseits
ermöglicht, dass zum Beispiel zivilgesellschaftliche Initiativen, freie Gruppen,
neue kulturelle Impulse setzen können, völlig frei und völlig unbeeinflusst
etwas machen können und sich einbringen können, weil es mit einer grünen
Haltung nicht vereinbar ist, KünstlerInnen dreinzureden oder hier künstlerisch
auch bei der Subventionsvergabe irgendwie mitzuwirken. Gleichzeitig wollen wir
aber, und das ist die Lehre aus Dingen, die in der Vergangenheit passiert sind,
natürlich die kulturpolitische Verantwortung für etwas übernehmen, das wir
initiiert haben und haben deswegen mit dem Trägerverein, dem Verein zur
Förderung der Stadtbenutzung, der dieses Kulturprojekt betreiben wird und dem
die komplette gestalterische und rechtliche Verantwortung zukommt, eine
Kooperationsvereinbarung geschlossen, die ich auch allen Mitgliedern des
Kulturausschusses, also auch den Oppositionsparteien, ausgehändigt habe. Diese
Kooperationsvereinbarung soll etwas sicherstellen, was offenbar in anderen
Bereichen nicht funktioniert hat.
Die
Kollegin Leeb hat gerade die Kunsthalle zitiert. Ja, es ist tatsächlich so,
dass in der Kunsthalle Dinge vor sich gehen, wo wir, auch ich zum Beispiel als
Mitglied einer Regierungspartei, nicht hundertprozentig weiß, was dort
passiert. Und da muss man einmal in die Geschichte zurückblicken, wer das
initiiert hat. Es war der von mir sehr geschätzte ehemalige Kulturstadtrat
Peter Marboe, der gesagt hat, solche Dinge muss man entpolitisieren, solche
Trägervereine muss man entpolitisieren und das heißt, dass man die völlig frei
machen lässt, was sie wollen. Genau dieses Gscher haben wir jetzt, dass es
keine politische Kontrolle, keine Möglichkeit für die politische Verantwortung
gibt. Deswegen werden der Herr Stadtrat und wir als Koalitionspartner gemeinsam
darauf hinwirken, hier wieder so etwas wie eine politische Verantwortungsmöglichkeit
zu geben, indem wir den Verein Kunsthalle umgestalten. Dazu brauchen wir
ausgerechnet Ihre Ratschläge nicht, weil uns das Ihre Partei in der
Vergangenheit eingebrockt hat.
Aber
zurück zu diesem Projekt „Wienwoche“. Wir haben unsere Lehren daraus gezogen
und wir als GRÜNE, die wir die kulturpolitische Verantwortung für dieses
Projekt übernehmen, weil wir es initiiert haben, haben eine Vereinbarung
geschlossen, die, glaube ich, in dieser Form in dieser Stadt noch nie dagewesen
ist. Wir haben eine Vereinbarung geschlossen, dass dieser Verein verpflichtet
wird, jeden Steuereuro, jeden Subventionseuro, der in dieses Projekt fließt,
offen zu legen. Die gesamte Öffentlichkeit wird übers Internet, über verschiedene
andere Wege erfahren, wie viel Geld wofür verwendet wurde, wie
Entscheidungskriterien wie zum Beispiel die Auswahl von Leitungsfunktionen
getroffen wurden und es wird ein jährlich wechselndes Programmkuratorium geben,
das in öffentlicher Sitzung – das ist etwas, was wir uns in anderen Bereichen
auch seit Langem wünschen würden – darüber befinden wird, welche künstlerischen
Einzelprojekte sich an diesem Gesamtprojekt beteiligen werden.
Es
ist ein Experiment. Es gibt verschiedene kulturpolitische Ansätze, wie weit
Transparenz gehen soll, wie weit Findungskommissionen, Ausschreibungen, und so
weiter gehen sollen. Wir gehen jetzt einmal sehr, sehr weit und einen Schritt
voraus. Wir probieren das aus. Wenn man was Neues schafft, dann muss man auch
den Mut zum Experiment haben. Wir probieren das aus. Es läuft seit vorletzter
Woche eine öffentliche Ausschreibung der Leitungsfunktionen für dieses Projekt.
Ich
lade auch Sie, verehrte Damen und Herren von den Oppositionsparteien, herzlich
ein, alle kompetenten Menschen, die Sie in Ihrem Umfeld kennen - Sie werden ja
welche kennen – und die sich dafür interessieren, sich unter Umständen sowohl
für die Leitungsfunktionen als auch für die dann auszuschreibenden und zu
vergebenden Einzelprojekte zu bewerben. Die GRÜNEN werden bei der Auswahl der
kulturellen Einzelprojekte nicht mitreden, auch keinen Einfluss nehmen. In
welcher Form wir mit diesem Verein zur Förderung der Stadtbenutzung
kooperieren, ist im Internet ersichtlich, ich habe alle Unterlagen auch an die
Oppositionsparteien ausgeteilt. Wir werden das auch weiterhin so halten. Es ist
uns ganz, ganz wichtig, hier einen Schritt vorauszugehen und zu zeigen, dass
Transparenz, dass Partizipation, dass öffentliche Verfahren, dass Öffentlichkeit
an und für sich
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