Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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Arbeitsmarkt
und somit auch seine oder ihre Verdienstmöglichkeiten nie alleine beeinflussen
kann. Daher ist es unsinnig und macht keinen Sinn, wenn ein Mensch, der seit 20,
25 Jahren in Österreich lebt, 15 Jahre lang gut verdient hat, aber in den letzten
5 Jahren arbeitslos geworden ist beziehungsweise weniger verdient, die Staatsbürgerschaft
nicht bekommt. Das macht keinen Sinn!
Mir
fällt noch etwas ein. Ich glaube, Herr Lasar war irgendwann ohne jegliche
offizielle Aufträge des Staates Österreich oder der internationalen
Gemeinschaft bei den sogenannten kulturfernen Arabern, wenn ich mich nicht
irre, ganz speziell beim Herrn Gaddafi, um irgendwelche Friedensmissionen zu
unternehmen. Daher appelliere ich auch an Herrn Lasar, dass er mit Herrn Vilimsky
reden soll, damit Herr Vilimsky von seiner Aussage Abstand nimmt
beziehungsweise seine Aussagen korrigiert.
Was
macht Herr Lasar bei einem Volk, das – unter Anführungszeichen – kulturfern
ist? Geht er davon aus, dass die kulturferne Nation etwas von Friedensverhandlungen
verstehen wird? Ich rufe Sie also auf, ihre Linie dazu zu überdenken
beziehungsweise sich zu überlegen, ob Sie überhaupt eine einheitliche Linie
haben.
Letztendlich
möchte ich wieder zu dem Projekt zurückkommen. Dieses Projekt verdient unsere
Zustimmung und Unterstützung. Ich wünsche mir, dass dieses Projekt, das dazu
gedacht ist, in den Pflichtschulen verwirklicht zu werden, auch weiterhin in
unserem Bildungssystem Fuß fasst. Ich sage, Integration kommt langsam tatsächlich
in unserem Bildungssystem an. Das ist gut so, weil es verdeutlicht, dass wir,
egal, wie wir politisch und ideologisch zueinander stehen, im Wirtschafsleben,
im Alltagsleben aufeinander angewiesen sind. Wir sind aufeinander angewiesen,
wir können nicht ohne einander, weil einfach die Durchmischung in der
Gesellschaft, im Arbeitsprozess, im Bildungssystem, im Gesundheitswesen von uns
eben eine Zusammenarbeit erfordert.
Daher
bitte ich Sie noch einmal: Hören Sie auf mit Pauschalisierungen, damit das
Zusammenleben in Wien leichter und besser wird! – Danke schön. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzende
GRin Dr Sigrid Pilz: Zu einer
tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Irschik gemeldet. Ich erteile ihm
das Wort.
GR Wolfgang Irschik (Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke, Frau Vorsitzende!
Kollege
Akkilic, bitte, mich zu zitieren und nicht zu interpretieren! Sie haben interpretiert.
Ich bin auf die Wortmeldung des Kollegen Chorherr eingegangen, der davon
gesprochen hat, dass In- und Ausländer mit dem Fahrrad fahren, das sei gesund,
gut und so weiter. Darauf habe ich repliziert: Ja, es gibt In- und Ausländer,
die mit dem Fahrrad fahren, manche vielleicht mit Fremdrädern und nicht mit dem
eigenen. Herr Kollege, bitte zitieren! Sie interpretieren, das ist eigentlich
auch eine Pauschalisierung. (GR Senol
Akkilic: Das war eine tatsächliche Bestätigung!)
Vorsitzende
GRin Dr Sigrid Pilz: Zu Wort
gemeldet ist Herr GR Gerhard Haslinger. Ich erteile es ihm.
GR Gerhard Haslinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Vorsitzende! Hoher Gemeinderat!
Nach
den Ausführungen des Herrn Akkilic könnte man fast glauben, Migration wäre
heute ein Schwerpunktthema. Es geht um eine Subvention von 14 600 EUR –
damit auch die anderen wissen, worum es in Wirklichkeit geht.
Ich
verrate kein Geheimnis, dass wir dieser Subvention nicht zustimmen können, und
möchte Ihnen die Rechtfertigung dafür nicht schuldig bleiben.
Es
geht um das Projekt „Migration on tour" des Demokratiezentrums Wien. Es
ist ein Projekt, das sehr aufwendig ausgearbeitet und erstellt wurde. Wenn man
sich das genau ansieht, stellt man aber fest, dass es auf der einen Seite
aufklärt – da gebe ich Ihnen schon recht –, auf der anderen Seite ist
es aber doch sehr tendenziös meinungsbildend und hat Anschauungen zum Inhalt,
die wir nicht teilen. Somit können wir dem auch nicht zustimmen.
Das
Demokratiezentrum ist ein Verein. Dieser Verein hat ein Projekt entwickelt.
Jeder soll machen, was er will, aber jetzt geht es darum, dass öffentliches
Geld diesen Verein unterstützen soll, und da müssen wir eindeutig dagegen sein.
Was uns besonders stört, ist, dass darin von Österreich als Einwanderungsland
gesprochen wird. Das wird so als Faktum hingestellt und dann den jungen Menschen
in dieser Form nähergebracht. Wir sind der Meinung, dass Österreich kein
Einwanderungsland ist, und das aus unterschiedlichsten Gründen.
Wenn
man sich dann ansieht: Es gibt 14 Stationen, und zum Schluss gibt es immer
Beispiele oder Gedankenexperimente, wie man es nennt. Da steht dann: „Stell dir
vor, jemandem würde es gelingen, weltweit jeder Person zu verbieten, ihren Geburtsort
zu verlassen. Welche Auswirkungen würde das nach sich ziehen?" Damit wird
unterschwellig angedeutet: Pass auf, da kommt jetzt jemand, der Böses mit dir
vorhat!
Oder
beim Punkt Asyl: „Du hast sicherlich schon etwas über das ‚humanitäre
Bleiberecht' gehört. Informiere dich darüber!"
Und
dann beim Thema Staatsbürgerschaft heißt es: „Der Erhalt der Staatsbürgerschaft
unterstützt die Integration. Sollte daher der Erwerb der Staatsbürgerschaft
nicht erleichtert werden? Was sagst du dazu?"
Die
Ursachen der Migration, wie sie entstanden ist, kann man mit Fakten und Belegen
herzeigen, das ist klar. Nur dann so unterschwellig so Dinge einfließen zu lassen
wie: Na, wäre das nicht schön? Schau einmal nach! Ist das nicht gut? –
Dafür sind wir nicht!
Das
Projekt ist bisher ohne Subventionen ausgekommen und war für die höheren
Schulen gedacht. Jetzt möchte man das auch in den Hauptschulen, den Kooperativen
Mittelschulen und den berufsbildenden Pflichtschulen vorstellen, und dazu
benötigt man eben Geld. Doch wenn auf die Adressaten dieser Ausstellung so eingewirkt
wird, können wir dem nicht zustimmen. – Danke.
Vorsitzende
GRin Dr Sigrid Pilz: Zu Wort
gemeldet ist Herr GR Mag Werner-Lobo. Ich erteile es ihm.
GR Mag Klaus Werner-Lobo (Grüner Klub im Rat
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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