Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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über
eine Abstimmung über die A23, und er hat auch nichts gesagt über eine
Abstimmung über die Lobauautobahn. Das hat er nicht gesagt, sondern er hat klar
gesagt: Das brauchen wir unbedingt, und weil wir das brauchen, ziehen wir das
durch!
Interessant!
Das war ein Widerspruch, und zwar heute nicht der einzige! Man könnte natürlich
auch sagen: Das eigene Hemd ist einem immer näher als der Rock anderer. Wenn
man weiß, wo Kollege Mahdalik wohnt und wie er immer ins Rathaus fährt, nämlich
nicht mit den Öffis, sondern mit dem Auto, dann weiß man auch, dass er von dort
wahrscheinlich schneller auf einer neuen Autobahn hinein kommt als vielleicht
mit der U2 oder der S80 oder in Zukunft mit dem 26er oder dem 25er. Er hat vor
kurzer Zeit noch gar nicht gewusst, dass es eine Schnellbahn gibt, die nach
Deutsch Wagram fährt! (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Aha!)
Der
öffentliche Verkehr ist ihm wahrscheinlich zu öffentlich, da kennen ihn
wahrscheinlich alle, weil er ein bekannter Mann in der Stadt ist. Und weil er
so ein bekannter Mann ist, fährt er lieber mit dem Auto hier herein, und weil
ihm quasi sein Auto näher ist als der Rock aller anderen oder das Interesse der
Umwelt. Das hätte er gern, und zwar am besten eine Autobahn von der Haustüre
bis in die Felderstraße, denn dann braucht er nur mehr mit dem Lift hinauffahren.
Wunderbar! Genau das hat er drauf!
Zweiter
Punkt: Alternativen, um das Mobilitätsverhalten irgendwie zu verbessern –
etwa mit Angeboten wie in anderen Städten, in Rom, in Zürich, aber auch in deutschen
Städten, etwa Carsharing-Angebote an der Oberfläche –, sieht er nicht,
denn er braucht das Auto aus familiären und beruflichen Gründen. – Die
familiären Gründe kann ich nicht beurteilen. Das mit den beruflichen Gründen
glaube ich nicht, denn es besteht in Wirklichkeit ein gut ausgebautes
öffentliches Verkehrssystem, vielleicht nicht des
Aber –
und das ist ganz wichtig – er beziehungsweise die FPÖ sind dagegen, dass
diese Carsharing-Plätze an die Oberfläche kommen sollen. – Na, wohin denn
sonst? In der Garage sieht sie niemand, daher haben wir uns gemeinsam
entschlossen, das an der Oberfläche zu machen. Kollege Hora wird dann noch
einen gemeinsamen Antrag stellen.
Noch
einmal: Es ist uns wichtig, das Mobilitätsverhalten sukzessiv in eine Richtung
zu bringen, dass klar ist, dass es nicht um den Besitz des Autos geht, sondern
dass man in Wirklichkeit entscheiden kann, ob man mit dem Öffi, mit dem Rad,
mit dem Auto fährt, zu Fuß geht oder mit einem Auto fährt, das man sich an der
Oberfläche ausborgen kann. Das ist in Wirklichkeit Carsharing, das ist die
Position. In Zürich erfolgt immerhin 1 Prozent der Fahrten schon mit
Carsharing. Das ist ein wichtiger Punkt. Das werden wir vorantreiben,
diesbezüglich wird die Stadt durchaus Vorreiterin sein und ein ordentliches
System zusammenbringen. – Das ist einmal ein Punkt.
Der
zweite Punkt ist in Wirklichkeit die Geschichte mit der
Parkraumbewirtschaftung. Das gefällt Kollegen Mahdalik, der FPÖ oder der ÖVP
gar nicht wirklich, obwohl interessanterweise, was die ÖVP betrifft, Frau
Bezirksvorsteherin Mickel aus dem 8. Bezirk auf die Frage, ob dort darüber
abgestimmt werden soll, dass Parkraumbewirtschaftung abgeschafft wird oder
nicht, ganz cool gesagt hat, nein, keine Abstimmung! – Denn was geschieht,
wenn Parkraumbewirtschaftung in der Josefstadt aufgehoben wird? – Dann
dürfen wieder alle in der Josefstadt parken! – Das war natürlich eine
nicht uninteressante Auskunft. Ja, genau. Das ist der Punkt!
Wenn
man sich die Kordon-Studie anschaut – die eh lange genug gedauert hat,
aber sie ist gut geworden –, dann findet man heraus, dass seit den 90er
Jahren ein paar Hunderttausend Leute mehr täglich mit dem Auto nach Wien hereinfahren
und in Wien die Parkplätze sozusagen verstellen. Normalerweise sagt die FPÖ darauf –
heute haben sie es aber gar nicht gesagt –: Das Parkpickerl ist gut für
die Wiener, aber es muss gratis sein. – Gratis heißt in Wirklichkeit, dass
ich mir ein Auto nehme und draußen abstelle und diesen öffentlichen Raum sonst
niemand benützen kann. Das bedeutet also Privatisierung, ganz einfach!
Wir
glauben, dass man, wenn man den öffentlichen Raum benutzt, dafür eine Gebühr
entrichten soll, und das ist das Parkpickerl. 135 EUR pro Jahr ist ganz wenig.
Jede Garage kostet pro Monat viel mehr als das, was man dafür ausgibt. Das muss
man sich nur ausrechnen. Volksgaragentarife, ich meine, jetzt habe ich keinen
Garagenplatz ... (GR Mag Dietbert Kowarik: Die Radfahrer nutzen auch
den öffentlichen Raum! Sollen sie auch etwas dafür zahlen?) Ja, ja: Die Radfahrer
nutzen den öffentlichen Raum, aber die Autos haben 80 Prozent des öffentlichen
Raums längst unter die Räder genommen, Herr Vorsitzender! (Zwischenrufe bei
der FPÖ.) Geschrei aus der rechten Ecke interessiert mich mäßig bis gar
nicht!
Also
noch einmal: Schauen wir weiter!
Interessanter
ist in Wirklichkeit das, was die FPÖ zur BürgerInnenbeteiligung und zur
direkten Demokratie sagt. Dabei wird immer etwas verwechselt! Abgeordnete der
FPÖ sagen zum Beispiel: Wir werden gemeinsam mit der FPÖ irgendetwas machen.
Kollege Mahdalik war einmal ganz sauer. Da gab es eine kleine Veranstaltung der
S80-Gegner beziehungsweise – wie man genau sagen muss – der Lobau-Stations-Befürworter,
und damals hat er vorgeschlagen, dass die GRÜNEN, die ÖVP und vielleicht auch
noch Herr Bezirksvorsteher Scheed unter der Führung des Kollegen Mahdalik mit
den ÖBB Tacheles reden. – Er hat sich echt aufgeblasen, fast geplatzt wäre
er, so riesig und mächtig ist er geworden, unser Kollege Mahdalik! Und er war
dann sauer, weil ich gesagt habe: Nein! Unter einer FPÖ-Führung nie! Dann hat
Frau Mahdalik dort ein bisschen raisonniert, aber das haben wir alle
ausgehalten!
Man
muss sich einmal überlegen, warum die ÖBB dort sind, wo sie sind. In dieser
Zeit gab es lauter – ich betone das – FPÖ-Infrastrukturminister. Ich
sage jetzt nur einen Satz, denn sonst kommt das wieder dauernd: Unter Schwarz-Blau
sind die ÖBB wirklich den Bach
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