Gemeinderat, 7. Sitzung vom 29.04.2011, Wörtliches Protokoll - Seite 10 von 69
Sehr geehrter Herr Ebinger! Das ist nichts, was sozusagen einmal hier stattfindet, wenn junge Menschen auf der Tribüne sind, sondern es werden ganz konkret in einer ganz engen Kooperation mit dem Arbeitsmarktservice, mit dem WAFF auf der einen Seite Menschen ausgebildet, auf der anderen Seite – und Sie wissen das ja – gibt es kein Bundesland, das im Bereich der Pflege und Betreuung so viel an Ausbildungsleistung erbringt wie die Stadt Wien.
Die Ausbildungsleistung ist das eine. Das Wichtige ist – Sie sagen, es ist eine Wortklauberei, es ist keine Wortklauberei, sondern es ist ein ganz wesentlicher Unterschied –, dass Menschen, die im hohen Alter sind, eben nicht nur Pflege brauchen, sondern andere Systeme der Betreuung brauchen. Deshalb muss unser Hauptanliegen darin liegen, dass Menschen, auch hochbetagte Menschen, möglichst spät oder gar nicht pflegebedürftig werden – und dazu kann man sehr viel tun, ich sage nur das Stichwort Sturzprophylaxe, das ist etwas, was ganz besonders notwendig ist – und dass wir eben ein Pflegenetzwerk in dieser Stadt haben, das vom stationären über den teilstationären Bereich bis hin zum ambulanten Bereich reicht und in dem ein kleines Puzzlesteinchen auch die 24-Stunden-Betreuung ist. Es ist wichtig, dass wir das haben, aber nicht nur haben und sagen, damit ist es erledigt, sondern wichtig ist auch, dass wir das ständig verändern, verbessern und ausbauen.
Ich möchte jetzt in Anbetracht der Schonung Ihrer Zeit nicht das Wiener Geriatriekonzept referieren, das in weiten Teilen einstimmig von diesem Haus beschlossen worden ist.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die 2. Zusatzfrage wird von GR Hursky gestellt. – Bitte.
GR Christian Hursky (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Sie haben bereits begonnen, einige Dinge im Bereich der Pflegeausbildung anzusprechen. Was leistet Wien hier ganz genau in diesem Bereich? Ich glaube, das ist gerade für die jungen Menschen wirklich von Interesse, weil auch sie Eltern, Großeltern haben, und ich glaube, es ist, wenn sie so einen Beruf ergreifen, auch wichtig, dass sie wissen, was sie erwartet.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Herr Gemeinderat!
Da gibt es eine Vielfalt der Möglichkeiten an Ausbildungen und auch eine Vielfalt der Möglichkeiten der Förderung in der Stadt. Im Grunde ist es so, dass Pflege und Betreuung Berufe sind, die gesetzlich an sich sehr streng geregelt sind und wo man für die Ausübung dieses Berufes, nämlich des Berufes der Betreuung oder der Pflege von alten Menschen eine Ausbildung braucht.
Da gibt es unterschiedliche Ausbildungen. Das reicht von der Ausbildung zum Heimhelfer, zur Heimhelferin, die rund dreieinhalb Monate dauert, bis zur Ausbildung zur diplomierten Krankenschwester oder zum diplomierten Krankenpfleger, die drei Jahre dauert.
Vielleicht hier auch nur einige Dimensionen, wie das in Wien ausschaut: Rund 17 500 Beschäftigte arbeiten im Bereich der Gemeinde Wien im Pflegebereich, sowohl im mobilen als auch im ambulanten Bereich und sowohl im Bereich der Pflege von alten Menschen als auch in der Pflege von behinderten Menschen. Davon sind rund 90 Prozent Frauen, 70 Prozent sind zwischen 40 und 60 Jahre – das heißt, liebe junge Jungendliche, die ihr heute da seid, ihr seid die Zukunft, da werden viele Arbeitsplätze in Zukunft auch für euch da sein –, mehr als 35 Prozent der Menschen, die in der Pflege und Betreuung arbeiten, sind Wienerinnen und Wiener mit Migrationshintergrund – das heißt, hätten wir die Wienerinnen und Wiener nicht, deren Eltern vielleicht nicht in Wien geboren sind, könnten wir alle Pflegeeinrichtungen, aber auch die ambulante Betreuung zusperren, das heißt, ihr seid noch einmal hier auch die Zukunft in dieser Stadt –, und wir haben im Wiener Krankenanstaltenverbund 2 100 Ausbildungsplätze im Bereich der Pflege. Die Stadt Wien ist damit der größte Ausbildner im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege. Wir haben Schulen in der Stadt Wien, die für diesen Beruf ausbilden, das sind die Schulen des Krankenanstaltenverbundes. Und es gibt noch etwas – das ist im Gegensatz zu dem, was jetzt in eurem Berufsleben ist –: Wenn man sich dafür entscheidet, Krankenschwester oder Krankenpfleger zu werden, bekommt man auch ein Taschengeld. Das heißt, man wird eigentlich bezahlt dafür, dass man in die Schule geht, 14 Mal im Jahr gibt es dafür ein Taschengeld. Das ist sozusagen der eine Bereich. Wenn man sich dafür entscheidet, kann man, wenn man 16 Jahre alt geworden ist, im 17. Lebensjahr diese Ausbildung machen.
Darüber hinaus gibt es aber viele Kooperationen mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, aber auch mit dem AMS, wo es darum geht, Berufsumsteiger zu gewinnen, und rund 800 bis 1 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben jedes Jahr die Chance, diese Ausbildung auch anzunehmen. Alleine im Jahr 2010 – das sage ich auch, um hier die gefragten Bemühungen darzustellen – wurden vom WAFF rund 5 000 Interessenten und Interessentinnen über den Zugang zu Pflegeberufen informiert, 700 Personen sind ausgewählt worden und haben dann auch einen sicheren Arbeitsplatz. Das ist eigentlich derzeit die einzige zumindest mir bekannte Ausbildung, wo man in dem Moment, wo man die Ausbildung beginnt, schon mit Sicherheit weiß, dass man nach dieser Ausbildung auch bei einem Berufsumstieg einen festen Arbeitsplatz hat.
Darüber hinaus geht es aber auch darum, in anderen Bereichen auszubilden. Da möchte ich den Bereich der Behindertenfachbetreuung, der Altenfachbetreuung erwähnen, wo die Wiener Schule für Sozialberufe ins Leben gerufen worden ist, um genau für diesen Bereich hier auch zusätzlich auszubilden. Um auch hier eine Dimension zu nennen – das als Antwort auf die Frage: Was macht die Stadt Wien? –, nur einen kleinen Puzzlestein daraus. Die Kosten für ein Jahr der Ausbildung für die Gesundheits- und Krankenpflegeschulen der Stadt Wien liegen bei rund 36 Millionen EUR, die wir jährlich investieren, um auch zukünftig genug Pflegepersonal zu haben.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die 3.
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