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Gemeinderat, 61. Sitzung vom 29.06.2010, Wörtliches Protokoll  -  Seite 9 von 110

 

es jetzt ein bis maximal zwei Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter pro Bezirk gibt, dass in dieser homöopathischen Dosis unterm Strich überhaupt nichts heraus kommen kann. Ich bringe daher einen weiteren Beschlussantrag ein:

 

„Der Gemeinderat beschließt als Ziel für den Vollausbau der Schulsozialarbeit in Wien, dass maximal jeweils vier Schulstandorte über ein Zweier-Team an SchulsozialarbeiterInnen verfügen sollen. Das ist aber schon das Maximum. Bei großen Schulen wird auch das zu wenig sein.

 

Bitte um die sofortige Abstimmung dieses Antrages.“

 

Bevor ich zur Ganztagsschule noch ein paar Worte und zwei Anträge einbringen möchte, möchte ich noch etwas zur Innovation sagen. Wir brauchen eine Innovation der Pädagogik in Wien. In sehr vielen Schulen ist es nach wie vor so, auch in den Volksschulen, dass der Frontalunterricht an der Tagesordnung ist. Es ist nach wie vor so, dass Mehrstufenklassen, Reformpädagogik, Montessori, Jenaplan, und so weiter, und so fort, an den wenigsten Schulen tatsächlich in die Praxis umgesetzt werden. Manchmal steht es als Türschild noch drauf, aber was drinnen ist, ist wieder ein anderes Kapitel.

 

Da, denke ich, hätten Sie die Möglichkeit, auf dem Gebiet der Weiterbildung der Lehrerinnen und Lehrer einzugreifen und Angebote zu machen, sodass man sich zum Beispiel die Montessori-Ausbildung nicht selbst um viel Geld finanzieren muss, sondern dass man das angeboten bekommt, weil Wien will, dass es Reformpädagogik an den Wiener Schulen gibt. Dieser politische Wille fehlt mir bei Ihnen und den möchte ich in Zukunft sehen.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Jetzt zum Abschluss noch ein paar Worte zu den Ganztagsschulen. Es wäre für die Eltern sehr fein, wüssten sie, wo in den nächsten Jahren in ihrem Bezirk Ganztagsschulen sein werden. Ich halte es also für an der Zeit, dass man das den Eltern einmal mitteilt, damit sie wissen, auf was sie sich einstellen können.

 

Diesbezüglich bringe ich einen Antrag ein, dass eine Liste veröffentlicht werden soll, die darüber Auskunft gibt, ab welchem Schuljahr wo ein Angebot gemacht wird von Seiten der Stadt für eine Ganztagsschule. - In formeller Hinsicht bitte ich um die sofortige Abstimmung.

 

Was weiters fehlt bei den ganztägigen Schulen, ist, dass wir Qualität anbieten. Es geht nicht darum, dass die Kinder untergebracht und aufbewahrt werden, sondern es geht darum, Lebensqualität zu bieten und zwar sowohl den Schülerinnen und Schülern als auch den Lehrerinnen und Lehrern. Es muss daher räumliche und personelle Mindeststandards geben. Auch diesbezüglich müssen die Eltern wissen, was erwartet mein Kind, wenn es an diesem Standort eine Ganztagsschule besuchen wird. Das, was derzeit manchmal an ganztätig geführten Schulen stattfindet, ist den Kindern nicht zumutbar und auch den Lehrerinnen und Lehrern nicht. Das ist eine räumliche Beengtheit und ein Eingesperrtsein, das nicht tolerabel ist.

 

Auch in diesem Punkt bringe ich einen Beschlussantrag ein, dass es räumliche und personelle Mindeststandards geben muss und dass die Eltern das auch erfahren müssen und dass man auch sagen muss, welche Umbaumaßnahmen sind in den nächsten Jahren geplant. Da meine ich nicht das wildwüchsige Aufstellen von Containern da und dort und da und dort. Das ist keine Lösung, ist keine Problemlösung, außer es ist eine vorübergehende Maßnahme, dann ist es schon eine Problemlösung. Aber als Maßnahme für die Zukunft ist es nicht tolerabel. - Auch in diesem Punkt beantrage ich die sofortige Abstimmung des Antrages.

 

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die Frau Abg Ludwig-Faymann hat gestern in ihrer Rede gesagt: „Wir wollen eine Schule, wo alle gleichen Zugang zur Bildung haben und wir wollen eine Stadt, wo alle Kinder glücklich sind.“ Um das umzusetzen, haben Sie noch sehr, sehr viel zu tun. Der Weg ist weit und vor allem der Punkt, wo es um Gleichberechtigung und Chancengerechtigkeit geht, da fordere ich Sie auf, in den nächsten fünf Jahren, in der nächsten Legislaturperiode das Ziel der Chancengerechtigkeit zu erreichen. Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Aigner. Ich erteile es ihm.

 

9.48.52

GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren! Von meiner Seite einen Guten Morgen!

 

Ich kann bei vielen Dingen, die die Frau Kollegin Jerusalem jetzt angezogen hat, durchaus ihre Analyse teilen, muss aber schon sagen, mit welcher Coolness hier der Rassismusvorwurf erhoben worden ist, der gar nicht auf sonderlichen Widerspruch gekommen und gestoßen ist, das hat mich eigentlich schon sehr erschüttert.

 

Frau Kollegin Jerusalem! Es ist doch kein Rassismus, wenn man verlangt, dass jemand, der die Unterrichtssprache überhaupt nicht beherrscht, zuerst einmal die Unterrichtssprache in einer Vorschule lernt, um dann wie auf einer Beschleunigungsspur sich in den Regelunterricht einzuklinken. Dass hat doch wahrlich mit Rassismus nichts zu tun, ganz im Gegenteil. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.) Hier soll genau die von Ihnen angemahnte und eingemahnte Chancengerechtigkeit hergestellt werden. Weil einfach die Kinder in den Regelunterricht zu setzen, so nach dem Motto „die werden schon irgendwann einmal dem Unterricht folgen können“ und dann wird ein Sprachenkauderwelsch erzeugt, das ist eigentlich genau eine Chancenungleichheit. Mit der Maßnahme der Vorschule möchte man dem entgegenwirken, dass dieser Zustand möglichst kurz dauert und dass man sich dann rasch und ordentlich in den Unterricht einklinkt. Im Übrigen kann man auch in der Vorschule neben den Deutschkenntnissen schon sehr wohl auch andere Inhalte transportieren.

 

Da wird ja nicht nur die Sprache gelernt. Also von Rassismus sind wir hier Gott sei Dank Lichtjahre entfernt. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Im Allgemeinen muss man den Bildungsbereich in einem sehr umfassenden Licht sehen. Der Kindergarten ist eine Bildungseinrichtung und es ist gut und wichtig,

 

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