Gemeinderat,
58. Sitzung vom 25.03.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 46
den Wiener Wohn- und Pflegeheimen in eine neue Zukunft wollen und nicht
das Spital fortschreiben wollen. Es wird heute an der Art und Weise, wie Sie
mit diesem Beschluss- und Resolutionsantrag umgehen, abzulesen sein, ob Sie
wirklich ernst machen, weg vom Spital, weg von der entmündigenden Aufbewahrung
alter Menschen, weg von der Übermedikalisierung, hin zur Selbstbestimmung und
Lebensqualität.
Ich stelle daher den Beschluss- und Resolutionsantrag, Frau StRin
Wehsely wird aufgefordert, den Paradigmenwechsel hin zu einem Geriatriekonzept,
das die Selbstbestimmung und Lebensqualität der BewohnerInnen ins Zentrum
stellt, in den Einrichtungen der TU 4 sicherzustellen, die drohende Fortschreibung
einer medikalisierten Pflege in der TU 4 durch den Abbau der herrschenden
Spitalsstrukturen hintanzuhalten, die rechtlichen und konzeptiven Vorgaben der
TU 4 so zu gestalten, dass die Widmung der neuen Pflegewohnhäuser nicht
nach dem Wiener Krankenanstaltengesetz, sondern nach dem Wiener Wohn- und
Pflegeheimgesetz erfolgen muss. In formeller Hinsicht beantrage ich die
sofortige Abstimmung des Antrages. - Danke schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Zum Wort ist niemand
mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das
Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Marianne Klicka: Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Kollegin Pilz!
Der Paradigmenwechsel in der Geriatrie und die Zukunft in der Geriatrie
haben in Wien schon lange begonnen. Das können wir an den zahlreichen
Projekten, die jetzt schon existieren, und an den Investitionsprojekten, die in
Bau sind, deutlich sehen.
Das Geriatriezentrum Süd, das nach diesem Modell bereits seit Jahren
geführt wird, zeigt sehr deutlich, dass auch bei medikalisierter Pflege, bei
ärztlicher Betreuung ein sehr wohnliches Ambiente geschaffen werden kann.
Außerdem möchte ich dazusagen, dass bereits vor 135 Jahren das Haus der
Barmherzigkeit errichtet wurde und auch damals bereits die Medizin dort Eingang
gefunden hat. Es war die Geburtsstunde der Geriatrie, die dann in Wien mit den
Wiener Konzepten fortgeführt wurde.
In einer Sonderkrankenanstalt, so wie es nach dem Krankenanstaltengesetz
heißt, einer Pflegeanstalt für chronisch kranke Menschen nach dem
Krankenanstaltengesetz, ist damit gewährleistet, dass die Senioren und die
Seniorinnen - Sie sprechen in Ihrem Antrag selbst von multimorbiden alten
Menschen, die dort versorgt werden sollen - aufwärts von der Pflegestufe 4
bis Pflegestufe 7, auch in Teams von Pflegerinnen und Pflegern und Ärzten
die notwendige Versorgung finden werden. Es herrscht dort Teamwork in der
interdisziplinären Zusammenarbeit. Dieses Teamwork sichert auch den reibungslosen
Ablauf an der Nahtstelle zwischen Pflege und Medizin.
Eine Langzeitversorgung, so wie sie sich in den letzten Jahren auch im
Geriatriezentrum Am Wienerwald zügig entwickelt und fortentwickelt hat, auch
damals schon mit einer poliklinischen Betreuung, mit Ambulatorien, wird auch in
Zukunft in Wien notwendig sein und wird in hohem und qualitativ hohem Ausmaß in
den Ambulatorien durchgeführt werden können.
Die Forderung, jene Menschen in Ambulatorien der öffentlichen
Krankenhäuser, sei es in das AKH oder in unsere Akutkrankenhäuser, zu bringen,
ist für mich eine utopische Forderung, denn wir wissen alle sehr genau, dass
die Ambulatorien schon jetzt überfüllt sind, dass die Wartezeiten sehr lange
sind und nicht zuletzt, dass es noch immer keinen Lehrstuhl für Geriatrie gibt
und keine umfassende geriatrische Ausbildung bei allen Ärzten, ob Fachärzten,
niedergelassenen Ärzten, Allgemeinmedizinern, besteht. Das liegt an der
Studienverordnung und an den Universitäten, die diese geriatrische Ausbildung
noch immer nicht umfassend in die Medizinerausbildung aufgenommen haben.
Wir sind daher sehr stolz darauf, dass wir dieses umfassende Angebot
den älteren Wienern und Wienerinnen anbieten können. Sie selbst können sich
vorstellen, wenn eine Patientin im Rollstuhl sitzt, die möglicherweise seit
50 Jahren bei keiner gynäkologischen Untersuchung war, dass das in einer
Ambulanz eines Krankenhauses gar nicht möglich ist, geschweige denn, dass die
niedergelassenen Ärzte dafür ausgestattet sind.
Wir werden dieses Konzept, das ein sehr hervorragendes und europaweit
anerkannt ist, weiterhin im Sinne der Wienerinnen und Wiener und für die
ganzheitliche Versorgung umsetzen. - Herzlichen Dank. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Wir kommen nun zur
Abstimmung. Ein Gegen- oder Abänderungsantrag wurde nicht gestellt.
Ich bitte daher jene Damen und Herren des Gemeinderates, die dem Antrag
der Berichterstatterin zustimmen wollen, die Hand zu erheben. - Dies ist mit den
Stimmen der ÖVP, der FPÖ und der SPÖ mehrheitlich so beschlossen.
Wir kommen nun zur Abstimmung über die Beschluss- und
Resolutionsanträge der GRÜNEN.
Der erste Beschluss- und Resolutionsantrag betrifft den Neubau
zentraler Ambulanzen. Hier wurde die sofortige Abstimmung beantragt. Wer diesem
Antrag die Zustimmung erteilt, den bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Das
sind die GRÜNEN und damit die Minderheit. Der Antrag ist abgelehnt.
Der zweite Antrag ist ebenfalls von den GRÜNEN bezüglich Paradigmenwechsel
in den Geriatriezentren des Wiener Krankenanstaltenverbundes. Auch hier wurde
die sofortige Abstimmung des Antrages beantragt. Wer diesem Antrag zustimmt,
den ersuche ich um ein Zeichen mit der Hand. - Dies ist mit den Stimmen der
GRÜNEN und der ÖVP, ist die Minderheit und daher abgelehnt.
Es gelangt nunmehr Postnummer 45 der
Tagesordnung zur Verhandlung. Sie betrifft die Lieferung von
Beleuchtungskörpern und Zubehör für diverse Objekte der Stadt Wien. Zum Wort
ist niemand gemeldet. Daher
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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