Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 77 von 93
können, gegen eine bessere ersetzt werden kann. Aber ich verstehe
nicht, warum jemand wie Sie oder ich bei dem Einkommen, das wir haben, genauso
eine Sicherheitstür gefördert bekommt, weil wir uns die selber leisten können
und das sollen wir auch gefälligst tun. (GR Mag Wolfgang Jung: Ich habe sie
mir selbst bezahlt! Aber wie möchten Sie das machen? Mit dem Steuerbescheid?) Ich
finde es daneben, sehr viel Geld der Stadt Wien in die Hand zu nehmen, um Leute
wie mich dann mit Flugzettel aufzuklären, so wie es jetzt gerade in meiner
Gegend ist. (GR Mag Wolfgang Jung: Da kann man darüber reden, diskutieren,
aber das wird kompliziert!) So einmal im Monat habe ich schon den nächsten
Menschen, der gerade versucht, gute Geschäfte mit Sicherheitstüren zu machen,
der mich dankenswerter und freundlicher Weise darauf hinweist, dass ich mir
sozusagen eine geschenkte Sicherheitstür besorgen kann, wenn ich möchte, weil
so und so ... (GR Mag Wolfgang Jung: 400 EUR! 3 000 kostet
sie!) Mein Gott na, wir können halt auch ein bisschen zuspitzen lassen, von
mir aus. (GR Mag Wolfgang Jung: Von mir aus, Sie haben eh zu zwei Drittel
recht! Wir widersprechen eh nicht!) Jedenfalls ich kann mir ja eine
günstige, sehr günstige Sicherheitstür leisten, weil mir ja die Stadt Wien, wo
ich doch so arm bin, ja auch ein paar hundert Euro dazu schenkt, und das finde
ich falsch. Wenn wir Geld investieren, dann in andere sinnvolle Maßnahmen.
Damit möchte ich ganz kurz noch auf den nächsten Bereich zu sprechen
kommen, wo wir ein Sicherheitsproblem haben, das ernst zu nehmen ist und das im
Steigen ist. Das hat mit Verbrechen gegen Leib und Leben zu tun, wenn wir schon
über echte Kriminalität (GR Mag Wolfgang Jung: 22 000!) sprechen,
und wir wissen, ich hoffe, Sie wissen es auch, dass die überwiegende Anzahl der
Delikte in diesem Bereich in Wien innerhalb der Familie oder innerhalb des
familiären und Freundesumfeldes verübt wird und hier - das heißt, nix Banden,
nixi, nixi Ausländer, nix Flüchtlinge, nix, nix ... (GR Mag Wolfgang
Jung: Schlagen Sie am Montag die Zeitung auf!) Nein, denn wenn mit fremder
Staatsbürgerschaft, dann ebenfalls innerhalb der Familie und untereinander.
Folglich gibt es keinerlei Grund, warum wir jetzt zwischen In- und Ausländer
mit Wohnsitz Wien und Wiener Familien unterscheiden sollten. (GR Mag
Wolfgang Jung: Bei der Prävention muss man schon unterscheiden!) Noch
einmal: Bei der Prävention muss man das auch nicht tun. Wir müssen das tun, was
zu tun ist, nämlich jene Vereine unterstützen, die in der Prävention tätig
sind, die investieren, die auch hinterher die Opfer betreuen. Sie wissen auch,
dass die Opfer überwiegend Frauen und Kinder sind. Und damit bin ich zum Teil
bei der Debatte, die wir bereits heute am Vormittag geführt haben und die
einmal mehr ganz klar zur Sprache bringt: Wer unterstützt Frauenvereine, die in
diesem Bereich tätig sind? Wer unterstützt Interventionsstellen gegen Gewalt in
der Familie, die in diesem Bereich tätig sind? Wer unterstützt Frauenhäuser,
die in diesem Bereich tätig sind, und wer tut es nicht? Wer setzt Frauen und
Kinder daher einem weit höheren Risiko aus, erschlagen zu werden, erstochen,
erwürgt, ermordet zu werden, misshandelt zu werden, tot oder behindert fürs
Leben zu sein? Wenn Sie über Kriminalität diskutieren möchten, dann blenden Sie
bitte diesen Bereich nicht aus, denn er kam ja bei dieser ganzen Suada der
Dinge, die Sie hier angeführt haben, leider nicht vor. (Aufregung bei GR Mag
Wolfgang Jung.)
Weil meine Zeit jetzt zu
Ende ist und ich daher einen wichtigen Antrag aus meiner Sicht einbringen
möchte, werde ich jetzt aufhören. Es gäbe noch einiges im Bereich „Gewalt unter
Jugendlichen“ zu sagen. Aber wie gesagt, die drei Minuten, die mir übrig
bleiben, will ich einem Thema widmen, das uns alle in den letzten Tagen in der
Stadt bewegt hat, und das hat mit jenem jungen 27-jährigen Polizisten zu tun,
der angeschossen wurde und wo es eine Zeit lang unklar war, ob er überhaupt
überleben wird. Nun wissen wir, dass er Gott sei Dank überleben wird, aber es
ist nach wie vor unklar, ob er verletzt bleibt, also behindert bleibt und ob er
überhaupt wieder fähig sein wird, seinen Dienst wieder aufzunehmen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, was ich mit Staunen bei meinen
Recherchen rund um diese Thematik herausgefunden habe ist, dass junge Beamte -
übrigens gilt das genauso für junge Feuerwehrleute -, die im Dienst schwerst
verletzt werden und danach nicht berufsfähig sind, den Rest des Lebens
eigentlich nur mehr mit der Mindestpension verbringen müssen. Es hat eine
Besserung der Regelung gegeben. Es werden zum Beispiel jetzt bei der Polizei
zehn Jahre dazugerechnet, aber das reicht bei einem 27-Jährigen nicht aus. Ein
27-Jähriger mit zwei Kindern würde den Rest des Lebens nur mehr mit der
Mindestpension verbringen müssen. Das finde ich unfair. Also ich finde es
unfair. Ich finde, dass das dringend repariert werden muss und ich finde auch,
dass es unsere Pflicht ist, dafür zu sorgen, dass dann für solche Fälle, die
Gott sei Dank eh nicht sehr oft vorkommen, für diejenigen, die es trifft, auch
sichergestellt werden kann, dass sie eine entsprechende anständige Pension
beziehen können, dass sie ein Leben in Würde führen können, dass ihre Kinder
nicht in bitterer Armut aufwachsen müssen und dass sie in Gottes Namen nicht
auf Charity-Veranstaltungen angewiesen sind, denn die gibt es schon.
Ich finde es schon etwas daneben, wenn wir alle
unser schickes Kleidchen anziehen können und halt einfach kameragerecht zeigen
können, wie spendabel und mildtätig wir sind, wo es eigentlich Aufgabe des
Staates ist, dafür zu sorgen, dass diese Familien eben nicht auf Charity
angewiesen sind. Deshalb bringe ich diesen Antrag ein. Er hat zwei Aspekte: Ich
rege an, dass hier ein Fonds geschaffen wird, aus dem für solche Fälle eine
Ausgleichszulage, eine Sonderausgleichszulage bezogen werden kann, die es auch
ermöglicht, einmal mehr nicht in Armut leben zu müssen, sondern die Pension zu
beziehen, die einem eigentlich zustünde. Ich bin der Ansicht, dass so ein Fonds
von Ländern und Bund gespeist werden sollte und beantrage, dass wir
dementsprechend einerseits einmal ein Bekenntnis dazu leisten,
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