Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 93
von enormem Stress. Es gibt enorm viele
Polizisten, die vom Burn-out-Syndrom betroffen sind.
Leider ist es in Wien so, dass die
Polizisten, die gute Arbeit machen, zu 60 Prozent mit Aufgaben betraut
sind, die eigentlich in den Gemeindevollzug gehören. Sie werden also für
artfremde Tätigkeiten herangezogen. Es gibt zwar einige Einheiten in Wien, die
ihre Arbeit auch gut machen, die Blaukappler, Weißkappler, Schwarzkappler,
„Night Watcher“, es macht jeder für sich selbst die Arbeit gut. Die Frage ist
nur, ob diese Einheiten richtig strukturiert sind und ob sie effektiv arbeiten
können. Eigentlich wäre es viel besser, das freiheitliche Modell der
Sicherheitswacht endlich umzusetzen, damit dieser Häupl'sche Kapperlsalat
vereinheitlicht werden kann, damit die Leute gemeinschaftlich auftreten und
damit auch der Bürger sich auskennt. (Beifall bei der FPÖ.)
All
diese unsere Anträge - auch jene der ÖVP von heute - haben Sie immer abgelehnt,
Sie werden sie wahrscheinlich auch heute ablehnen. Dabei ist es dringend
notwendig - um eben eine Kontrolle zur Einhaltung der Hausordnung zu
garantieren, Beförderungsbedingungen, da gibt es Naturschutzgesetz,
Parkometergesetz -, alles zu vereinheitlichen unter einem Sicherheitsstadtrat,
der einzusetzen wäre. Das gibt es ja in Linz auch, einen FPÖler - nehmen Sie sich daran ein
Beispiel! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Die Kompetenzen: Ermahnen, Strafen, Anzeigen, also alles das, was
wichtig wäre, um auch Ordnung zu schaffen. Und die Ausstattung - wir haben es
ja schon im Juli diskutiert -: Für die Ausstattung wäre die einheitliche
Uniform wichtig - nicht verschiedenste Kapperln, sondern eine einheitliche
Uniform -, ein Pfefferspray, Funkgeräte für die wichtige Direktverbindung zur
Polizei, das wäre ganz wichtig. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Und
beritten! Ich finde, beritten sollte auch sein!)
Ja, das kann man natürlich auch machen. Aber da gibt es eine eigene
Einheit bei der Polizei. Danke für die gute Idee, aber es liegt bei Ihnen, das
umzusetzen. Warum haben Sie es noch nicht getan? (Beifall bei der FPÖ. -
Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Unsere Anträge liegen auf jeden Fall schon seit Langem auf dem Tisch,
wir warten eigentlich nur, und die Anträge selbst harren der Umsetzung. Es gibt
viele Städte, auch schon in Österreich, in denen ähnliche Projekte schon längst
umgesetzt wurden, zum Beispiel Vorarlberg, wo das als Erfolgsmodell bezeichnet
wird, oder jetzt in Linz, wo eben, wie gesagt, ein freiheitlicher Stadtrat bis
September so eine Sicherheitswacht auf die Beine stellt. Da haben Sie von der
SPÖ auch zugestimmt! Das Konzept wird bis September erarbeitet; ab September
werden diese Leute auf der Straße agieren und für mehr Sicherheit sorgen.
Oder in Graz zum Beispiel gibt es seit 2008 die Ordnungshüter. Da haben
auch Sie von der SPÖ zugestimmt. Sie exekutieren so auch das steirische
Landes-Sicherheitsgesetz - das Gleiche könnte man auch in Wien mit dem Wiener
Landes-Sicherheitsgesetz machen -: Alkoholverbot am Hauptplatz, Fahrradverbot
im Stadtpark, Verwaltungsstrafen von bis zu 30 EUR können ausgesprochen
werden. Es gab übrigens ein ziemlich zähes Ringen darüber, ob es in Graz zu
einer Stadtwache kommen soll oder nicht, aber nicht, weil die SPÖ dagegen war,
sondern weil sich die beiden Parteien darüber gestritten haben, wer eigentlich
der Urvater der Idee ist.
In Wirklichkeit gibt es also auch viele Gruppierungen in der SPÖ, die
irgendwo in Österreich diese Idee sehr gut finden. Ich hoffe, Sie werden sich
daran ein Beispiel nehmen. Jetzt will ja der Grazer Bürgermeister sogar die
Ordnungswache in Graz verdoppeln, weil er genau weiß: Es ist ein Bedarf
vorhanden, es ist notwendig. (Bgm
Dr Michael Häupl: Ja, von drei auf sechs!) Es sind etwas mehr, in Wien
bräuchte man sowieso viel mehr. Der Bedarf ist da, weil die Polizei entlastet
werden muss und weil auch eine sichtbare Präsenz von solchen Ordnungshütern
wichtig ist, eben auch zur Hebung des subjektiven Sicherheitsgefühls.
Das wäre eigentlich logisch, und das würde jeder verstehen. Aber in
Wien schaut es leider anders aus, da legen Sie, verehrter Bürgermeister, sich
quer! Das können Sie aber leider niemandem mehr erklären, das versteht auch
keiner mehr. (Bgm Dr Michael Häupl:
O ja! Jeder außer Ihnen!) Der Ball liegt ganz klar bei Ihnen. Warum
funktioniert das in Linz mit einer SPÖ-Zustimmung, warum funktioniert das in
Graz mit einer SPÖ-Zustimmung (Bgm Dr Michael Häupl: Was? Dort ist eine
schwarz-grüne Regierung!), und warum geht das in Wien nicht?
So eine Sicherheitswacht wäre zum Beispiel auch ein Thema für eine
echte Volksbefragung mit wirklich wichtigen Themen im Februar gewesen. Das wäre
ein Thema gewesen; wenn Sie es schon nicht per se umsetzen, fragen Sie doch die
Bürger! Das wäre ein ernst zu nehmendes Thema gewesen - nicht so wie die Themen
jetzt -, dass man darüber diskutieren kann, ob die Bürger für eine Schaffung
eines Wiener Sicherheitswachtgesetzes sind oder nicht. Das wäre, glaube ich,
eine Frage gewesen, die wahrscheinlich auch die Wahlbeteiligung oder die
Beteiligung an dieser Volksbefragung immens gehoben hätte. Statt dessen
plakatieren Sie „Einhaltung der Hausordnung" in Ihren Stehphrasen, die
Ihnen mittlerweile auch keiner mehr abnimmt.
Das Bettelunwesen nimmt auch überhand, darüber haben wir schon viel
Worte verloren. Wir wissen ganz genau, es gibt eine Bettelmafia in Wien, es ist
fast jeder Bettler Mitglied so einer osteuropäischen Bettelmafia, die hier
organisiert vorgeht. Sie sind nicht so hilfsbedürftig, wie sie tun, sondern es
ist so, dass im Endeffekt das Mafia-Oberhaupt kassiert und die Leute auf der
Straße belästigt werden. Auch hier zum Beispiel könnte die Sicherheitswacht
eingesetzt werden, um ein generelles Bettelverbot zu exekutieren. Die Polizei
sagt, wenn man sie fragt, eindeutig eines: Wir können gar nicht gegen die
Bettelmafia vorgehen, weil uns die Handhabe fehlt; man könnte gegen die
Bettelei in Wien nur vorgehen, wenn es ein generelles Bettelverbot in Wien
gäbe.
Das rote Wien tut leider nichts oder wenig,
anscheinend besteht aus Ihrer Sicht kein Bedarf. Aber der Ärger
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular