Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 93
dementsprechend zu leben,
und daher dürfen sowohl Frauen als auch Männer auf Grund ihrer Religion nicht
von der Mandatsausübung ausgeschlossen werden.
Sehr geehrte Damen und Herren! Nun auch zur Integrationspolitik, die
wir in Wien seit mehr als 15 Jahren erfolgreich gestalten. Wir legen in Wien,
wie gesagt, seit mehr als 15 Jahren auf dieses Thema einen Schwerpunkt. Wir
haben klare politische Zuständigkeiten in diesem Bundesland, wir haben ein
fundiertes und wissenschaftlich abgesichertes Integrationskonzept, das wir
ständig auch evaluieren, nachbewerten und den Gegebenheiten anpassen. Wir haben
eine eigene Fachabteilung, betreiben breit gefächerte, effiziente Projekte und
setzen entsprechende Maßnahmen.
Einige dieser Projekte und Maßnahmen werden heute zur Beschlussfassung
vorgelegt, bei denen der Schwerpunkt natürlich auf dem Erwerb der
Deutschkenntnisse liegt. In diesem Zusammenhang möchte ich eine nicht ganz
richtige Darstellung korrigieren: Die Vereine bilden nicht selbst in Deutsch
aus, sondern es werden nur anerkannte Bildungsträger mit den Deutschkursen
beauftragt. Das heißt, es gibt keine Deutschkurse in Moscheen und in Vereinen,
sondern es werden nur Deutschkurse von anerkannten Bildungsinstitutionen
gefördert. Das heißt, ein Schwerpunkt ist die Erlernung der Sprache. Das ist
der Schlüssel im Umgang mit dem Integrationskonzept, das wir in den letzten
Jahren auch weiterentwickelt haben, und ich denke, der Erfolg gibt uns recht:
Wir leisten hier sehr gute Arbeit!
Ich möchte auch auf die Kritik von Frau Kollegin Leeb an der
Presseaussendung von StRin Frauenberger hinweisen. Wenn die Regierungsvorlage
als Beitrag am Beginn einer Diskussion über Integrationsmaßnahmen steht, dann
sind wir in Wien gerne bereit, daran teilzunehmen! Aber es kann nicht sein,
dass eine Regierungsvorlage ohne Einbeziehung der Bundesländer, der Gemeinden
und der Trägerorganisationen, das heißt, der NGOs, verabschiedet wird, ohne
inhaltlich entsprechend erörtert worden zu sein! Ich möchte auch erwähnen, dass
ich nicht ganz akzeptieren kann, dass man die Auffassung vertritt, dass der
Bund die Rahmenbedingungen vorgibt und die Bundesländer das zu akzeptieren und
umzusetzen haben. Das ist vielleicht die Vorgangsweise der Innenministerin, wie
man in Eberau gesehen hat und jetzt beim NAP sieht. Es wird etwas unter dem
Motto „friss oder stirb“ vorgegeben, und alle haben das zu akzeptieren. Das
wird Wien aber nicht tun! (Beifall bei der SPÖ.)
Ein Konzept, das durch Nichteinbindung jener geprägt ist, die die
Integrationspolitik tatsächlich verwirklichen und leben und die
Integrationspolitik mit den Menschen gemeinsam entwickeln, wird nicht
funktionieren! Daher haben die Gemeinde und auch Dritte, also auch die NGOs,
ihren Beitrag zu leisten. Man muss sich aber auch die Zeit nehmen und sich
damit auseinandersetzen und eine entsprechende Diskussion führen. Man kann
nicht nur einfach etwas hinschreiben, ohne Zeitfaktor und Qualitätskriterien zu
nennen und eine inhaltliche Aufbereitung vorzunehmen. Es genügt nicht, nur
hinzuschreiben, dass derjenige, der zu uns kommen will, die deutsche Sprache
beherrschen muss, ohne zu hinterfragen, ob in den Ländern, aus welchen die
Menschen kommen, die Möglichkeit besteht, die Sprache zu lernen, und ob es dort
einen gleichwertigen Zugang der Menschen zum Spracherwerb gibt. (StRin
Ing Isabella Leeb: Sagen Sie das Faymann!)
Wenn man einfach nur sagt, dass das der Angelpunkt und der Schlüssel
zur Integrationspolitik ist, dann ist das meiner Meinung nach – da nehme
ich sehr wohl die Worte der Stadträtin in den Mund – eine
Augenauswischerei. Mit dieser Forderung ist sehr viel verbunden, und daher
lehnen wir als Wiener SPÖ das auch ab. Bei uns soll das aber nicht etwa
Kärntner Dimensionen annehmen. Vielmehr wollen wir tatsächlich an der
Diskussion teilnehmen. Wir wollen uns mit diesem Thema auseinandersetzen und
diesem Thema stellen, wir wollen gemeinsam mit den anderen Bundesländern
dementsprechend arbeiten. Die Bundesministerin kann aber nicht sagen, ihr habt
das zu akzeptieren und zu verwirklichen. Das ist nicht die richtige
Vorgangsweise! Das weisen wir zurück.
Übrigens hat das nicht nur Wien gesagt. Bei der Tagung der
Landesamtsdirektion im Herbst wurde von allen neun Bundesländern einheitlich
gesagt, dass man das so nicht akzeptieren könne. Seit diesem Zeitpunkt wurden
die Länder, die Städte und die Gemeinden gar nicht mehr einbezogen. Man kann
das so oder so diskutieren, aber ich denke, diese Vorgangsweise muss der
Öffentlichkeit bekannt gemacht werden, und das möchte ich jetzt für die Stadt
Wien tun.
Die Stadt Wien hat zum Beispiel mit dem Projekt „Start Wien“ für
ZuwanderInnen begleitende Maßnahmen gesetzt. Wir geben in persönlichen
Gesprächen in 19 verschiedenen Sprachen zum Beispiel klare Informationen
darüber, wie das österreichische Rechtsgefüge ausschaut, wie das
österreichische Arbeitsrecht ausschaut, welche Möglichkeiten der Weiterbildung
wir haben und welche Möglichkeiten des Spracherwerbs bei welchen Kenntnissen
bestehen. In der Integrationsvereinbarung gibt es den Hinweis, dass für alle
Menschen, die nach Österreich und in unsere Stadt kommen – no na
net! – die österreichische Rechtsordnung gilt. Dazu bedarf es keiner
Sondervereinbarungen. Man hat sich an das hier geltende Recht zu halten, und es
wird auch dementsprechend geahndet.
Wir geben zum Thema Wohnen und zu den Regeln für das Zusammenleben
entsprechende Informationen, all das geschieht. Der Nationale Aktionsplan
listet eine Reihe von Maßnahmen auf, und ein großer Teil dieser Maßnahmen ist
in Wien nicht erst heuer Thema, sondern schon seit weit mehr als
15 Jahren! Wir haben in den 90er Jahren den Integrationsfonds gebildet.
Seit 2004 haben wir eine eigene Abteilung, nämlich die Magistratsabteilung 17,
die sich diesem Thema widmet. Es gibt also nichts Neues, was Wien nicht schon
vor allen anderen Bundesländern verwirklicht hätte. Wir nehmen dieses Thema
ernst, und wir verwirklichen das auch.
Wenn es um das Erlernen der deutschen Sprache
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular