Gemeinderat,
56. Sitzung vom 27.01.2010, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 93
Begründung Hetze vorkommt, wenn in der Begründung einmal mehr
auseinanderdividiert wird zwischen uns und jenen, die anders sind, die alles
falsch machen und die parieren und sich ändern müssen, damit sie würdig und
wert sind, einmal aufgenommen zu werden, wenn Sie aber gleichzeitig behaupten,
dass das Integration wäre, dann wird die Idee, die von Haus aus in einem
anderen Kontext vielleicht gar nicht so schlecht wäre, leider mitunter perfid. –
Darum geht es!
Die Idee, dass Zuwanderer und Zuwanderinnen zu einem baldigen
Zeitpunkt, nachdem sie eingewandert sind, willkommen geheißen werden, zunächst
von der Stadt auch Begleitung und Orientierung angeboten bekommen und darüber
hinaus in einem symbolischen Akt feierlich mit einer Unterschrift bezeugen, die
österreichische Verfassung und Rechtsordnung zu respektieren, hat auch etwas
Schönes! Das ist ein allerallererster Akt, der bedeutet: Sei willkommen! Du
kannst dazu gehören! Und man bezeugt mit der eigenen Unterschrift umgekehrt ja
auch, dass man dazu gehören möchte. Das kann – noch einmal – etwas Schönes
sein. Es kann ein erster Integrationsschritt sein. Das kann etwas bedeuten.
Menschen mögen Rituale, und kleine Rituale bedeuten auch etwas für diejenigen,
die gerade beginnen, sich in einer neuen Gesellschaft zu orientieren.
Aber vor diesem Hintergrund, in Anbetracht der Art, wie Sie das in Hass
einbetten, und mit all den Unterstellungen und der Hetze, die damit einhergeht,
ist es uns einfach unmöglich, diesem Antrag zuzustimmen. Und es macht es auch
unmöglich, auf einer nüchternen Ebene über diesen Vorschlag beziehungsweise
diesen Vorstoß zu diskutieren. Das ist schade, denn es zeigt einmal mehr, dass
es Ihnen nicht darum geht, tatsächlich Integrationspolitik zu machen, sondern
dass es Ihnen ganz einfach darum geht, noch einen Antrag und noch einen Antrag
und noch einen Antrag einzubringen, was die Gelegenheit bietet, einmal mehr zu
spalten, zu hetzen und auseinanderzudividieren.
Ich kann Ihnen sagen: Sie werden sicherlich keine einzige Frau dazu
bringen, das Kopftuch abzulegen, indem Sie ständig gegen Frauen hetzen, die ein
Kopftuch tragen, und sie diskriminieren. Sie werden keinen einzigen Menschen
dazu bringen, sein Herz zu öffnen und Fortschritte dabei zu machen, sich in
einer neuen Heimat zurechtzufinden, indem Sie ständig auseinanderdividieren.
Und Sie werden keinem einzigen Wiener Kind jemals Gutes tun, indem Sie ständig
auch noch die Kinder in heimische und fremde auseinanderdividieren!
Sie haben nach wie vor nicht verstanden, was Integrationspolitik ist.
Und ich hoffe und gehe davon aus, dass die Wienerinnen und Wiener bei den
kommenden Wahlen im Oktober 2010 jenen Weg mehrheitlich bestätigen werden, der
bedeutet, dass wir in Wien nicht hetzen und nicht spalten, sondern alle
gemeinsam ein Bekenntnis zu dieser Stadt ablegen und klarmachen, dass uns Wien
am Herzen liegt und dass wir die Zukunft der Stadt gemeinsam und respektvoll
gestalten wollen. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Bevor ich der nächsten
Rednerin das Wort gebe, möchte ich ein paar persönliche Worte sagen.
Nachdem das meine erste Vorsitzführung ist, möchte ich mich für das
große Vertrauen, das ich hier im Haus erhalten habe, recht herzlich bedanken!
Ich sage auch zu denjenigen, die mich nicht gewählt haben: Ich werde
alles dazu tun, dass wir hier eine sehr gute Vertrauensbasis aufbauen
beziehungsweise weiter ausbauen. Es ist eine sehr große Freude und eine hohe
Auszeichnung für mich, dass ich hier im Vorsitz sein darf, und ich darf Ihnen
versichern: Auch wenn ich vielleicht in der Debatte manchmal das eine oder
andere hitzige Wort verwende, strebe ich hier vom Vorsitz her eine objektive,
unparteiische Vorsitzführung an, und ich hoffe und bin mir sicher, dass wir
eine gute Zusammenarbeit haben werden. (Allgemeiner Beifall.)
Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau StRin Ing Leeb. Ich erteile es
ihr.
StRin Ing Isabella Leeb:
Sehr geehrter Herr Neo-Vorsitzender! Auch von mir alles Gute! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Wir haben heute schon wieder sehr viel zum Thema Integration gehört.
Ich möchte in meinem Redebeitrag auf die von SPÖ und ÖVP auf Bundesebene beschlossene Einführung
oder Installation eines Nationalen Aktionsplanes eingehen. Dieser Nationale
Aktionsplan auf Bundesebene soll
integrationspolitische Maßnahmen und Initiativen unterstützen und koordinieren.
Es werden drei Kernthemen angesprochen: Erstens geht es um das Thema
deutsche Sprache, zu dem sich die Bundesregierung einstimmig bekennt. Das
zweite Thema ist die Akzeptanz der österreichischen Rechtsordnung und der
dahinter stehenden Werte und Normen, und die dritte Kernaussage ist, dass all
diese Maßnahmen primär dezentral umgesetzt werden sollen. Das ist an sich ein
sehr guter Ansatz, denn was in Osttirol gilt, gilt noch lange nicht in Wien,
und was im Waldviertel Gültigkeit hat, muss in Kärnten nicht zutreffen. Der
Nationale Integrationsplan ist übrigens – am Rande erwähnt – auch im
Koalitionsabkommen vereinbart. Schauen wir uns also an, was die SPÖ in Wien
dazu zu sagen hat!
Vergangene Woche hat es eine ganz merkwürdige Situation gegeben.
Innerhalb von fünf Minuten hat es zwei interessante Presseaussendungen gegeben.
Die erste kam von der SPÖ-Stadträtin Frauenberger, die reflexartig sofort über
diesen Integrationsmaßnahmenplan hergefallen ist. Die zweite Aussage kam von
der SPÖ-Umweltintegrationssprecherin. Ich darf aus dieser Aussendung zitieren:
„Für eine gelungene Integration im Arbeitsmarkt, aber auch im alltäglichen
Leben ist es absolut essentiell, über Basiskenntnisse der deutschen Sprache zu
verfügen.“
Zeitgleich sieht das offenbar die Wiener SPÖ völlig anders.
Frauenberger bezeichnet in ihrer Aussendung den Aktionsplan als „unausgegoren und
schwammig“. Und zum Thema Sprachkenntnisse meint sie wörtlich: „Das ist in
Wahrheit Augenauswischerei.“
Meine Damen und Herren von der SPÖ! Vielleicht
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