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Gemeinderat, 54. Sitzung vom 25.11.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 42 von 57

 

Tierarten und werden auch auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft.

 

Und was hat das jetzt mit der Kundratstraße zu tun?, werden Sie sich vielleicht wundern. In der Kundratstraße gibt es sehr wohl ein Hamstervorkommen, und zwar ein gar nicht so kleines Hamstervorkommen. Da es keine aktuelle Kartierung von der MA 22 gibt – die wurde nämlich erst dann aktiv, als es jetzt eben um diese Flächenwidmung gegangen ist –, haben wir uns die Mühe gemacht, eine Kartierung außerhalb des Gebietes zu machen, denn in das Gebiet selbst durften wir nicht hinein. Für alle, die Kartierungen vielleicht nicht kennen: Man mäandert das Gebiet ab, schaut, wo die Baue sind, und rechnet dann hoch, wie viele Tiere dort sein könnten. Das hat eine Wissenschafterin gemacht, die sich mit den Hamstern tagtäglich an der Uni Wien beschäftigt. Es sind außerhalb des Gebietes schon einige Vorkommen der Hamster zu sehen, und innerhalb des Gebietes sind auch einige Hamstervorkommen zu beobachten. Es handelt sich um eine Population von zirka 700, 750 Tieren, die dort noch leben, die aber, wenn wir diese Flächenumwidmung machen und das Bauvorhaben, das dort jetzt geplant ist, dann durchgeführt wird, nicht mehr dort leben werden.

 

Es ist auch beim Wasserturm – wer die Gegend dort kennt – schon zu sehen, wie mit Populationen von Feldhamstern umgegangen wird. Die Großbaustelle beim Wasserturm ist so, dass es keinen einzigen Hamster dort mehr gibt. Da sind die Bagger aufgefahren, es wurde alles umgegraben. Dass die Hamster, die sich jetzt wahrscheinlich schon im Winterschlaf befinden, dort dann ausgebuddelt werden und das nicht überleben, liegt auf der Hand. Das heißt, in der Kundratstraße werden wir dieselbe Situation haben, dass die Hamster dort aussterben und wieder ein Gebiet in Wien hamsterfrei gemacht wurde, und ich glaube nicht, dass das in unserem Sinn sein kann.

 

Im Akt ist ja zuerst zur Umweltsituation beziehungsweise dann auch weiter hinten bei den Umwelterwägungen zu lesen gewesen – und das habe ich dann schon als eine Chuzpe empfunden, denn alle, die sich dort ja vielleicht auch öfter umtreiben, und auch die ÖBB wissen vom Hamstervorkommen –: Naturschutzrelevante Tier- und Pflanzenarten sind nicht dokumentiert.

 

Natürlich sind sie nicht dokumentiert, weil es seit 2002 keine aktuelle Kartierung von der MA 22 mehr gegeben hat. Es gibt Richtlinien, die besagen, wie oft ein Monitoring von bedrohten Tierarten stattfinden muss. Das gilt auch für Wien. Das ist, wenn sie stark bedroht sind, alle ein bis zwei Jahre, und wenn sie gefährdet sind, alle drei Jahre. Die letzte Kartierung war 2002. Das heißt, die MA 21B – und da mache ich gar keinen großen Vorwurf daraus –, die konnte das nicht wissen, denn die schaut, gibt es dort jetzt ein Vorkommen oder nicht. Es gab keine aktuelle Kartierung, also hat sie darauf hingewiesen, dass es offensichtlich keine naturschutzrelevanten Tier- oder Pflanzenarten gibt.

 

Es hat dann Einsprüche von den AnrainerInnen gegeben, die sich sehr wohl damit auseinandersetzen, die ja auch in ihrer Wohnumgebung sehen, dass sich dort Hamster aufhalten, die den Hamstern dort ja auch begegnen. Daraufhin hat die MA 21B die Umweltschutzabteilung eingeschaltet, und es gibt ja auch eine Stellungnahme dazu, in der sehr wohl jetzt ein Vorkommen bestätigt wurde. Das Vorkommen ist, wie gesagt, nicht so klein, denn es sind an die 750 Hamster, die dort zumindest noch leben.

 

Die MA 22 hat schon im Zusammenhang mit dem Eisring Süd, wo wir dasselbe Problem haben – da sind es aber 1 800 Hamster, die wir mit dem Umbau am Eisring Süd ihrem Schicksal überlassen –, Stellung genommen und hat damals, als es um den Eisring Süd und um die Feldhamster gegangen ist, festgehalten – und ich möchte aus der Aussendung von der MA 22 zitieren, denn die sagt ja deutlich, was hier zu tun ist, nämlich da steht: „Feldhamster stehen in Wien unter strengem Schutz. Im Wiener Naturschutzgesetz werden sie als streng geschützt geführt, auf der Roten Liste sind sie als gefährdet eingestuft. Im Wiener Naturschutzgesetz und in der Wiener Naturschutzverordnung sind daher zahlreiche Schutzmaßnahmen für den Hamster und seinen Lebensraum vorgesehen." – Hier in der Kundratstraße ist offensichtlich nichts dazu vorgesehen. – „Jeder geplante Eingriff in den Lebensraum von Hamstern muss von der Wiener Umweltschutzabteilung geprüft werden."

 

Das haben die jetzt gemacht. Sie haben festgehalten, es gibt dort ein Hamstervorkommen. Die Größe ist mir nicht bekannt. Ich weiß nicht, ob es wirklich kartiert wurde oder ob man nur, so wie wir es gemacht haben, geschätzt hat beziehungsweise eine Begehung gemacht hat.

 

Aber was passiert jetzt weiter? Wird es jetzt dort eine Bebauung geben? Wird auf den Hamster Rücksicht genommen werden oder nicht? Die AnrainerInnen und jene, die sich mit der Population der Hamster in Wien beschäftigen, befürchten, dass auf den Hamster keine Rücksicht genommen wird.

 

Die grüne Bezirksgruppe in Favoriten hat schon beantragt, dort eine Umweltprüfung durchzuführen, denn es ist klar, dass Umwidmungen erst dann vorgenommen werden dürfen, wenn sichergestellt ist, dass die etwaigen Hamsterpopulationen uneingeschränkt gesichert sind. Bis jetzt habe ich noch nicht gehört, wie sichergestellt werden soll, dass die Hamsterpopulation, wenn wir dort das Lehrlingsheim ausbauen, uneingeschränkt gesichert wird.

 

Alle Phantasien, die es ja immer wieder gibt, dass wir die Hamster umsiedeln, kann man ins Reich der Märchenträume verweisen, denn es gibt kein einziges Modell auf der ganzen Welt, wo Hamster jemals erfolgreich umgesiedelt wurden. Ich glaube nicht, dass Wien das erste Land sein wird, die erste Stadt sein wird, die das schafft, aber ich glaube auch nicht, dass das sinnvoll ist, denn wohin sollen wir sie denn übersiedeln. Es gibt den Eisring Süd nicht mehr, und auch in Rothneusiedl, wo es das dritte große Hamstervorkommen gibt, sind Bauvorhaben geplant.

 

Das heißt, wir haben hier ein massives Artenschutz

 

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