Gemeinderat,
54. Sitzung vom 25.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 57
(Beginn um 9.01 Uhr.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Meine sehr geschätzten
Kolleginnen und Kollegen! Tag drei des Gemeinderats ist eröffnet.
Entschuldigt für die heutige Sitzung während des gesamten Tages ist GR
DDr Schock, entschuldigt für Teile dieses Tages sind einzelne Gemeinderätinnen
und Gemeinderäte.
Besonders möchte ich darauf hinweisen, weil es für den Sitzungsablauf
dann auch wichtig ist, dass die Frau Amtsf StRin Frauenberger von
11.30 Uhr bis 12 Uhr und der Herr Amtsf StR Dr Mailath-Pokorny von
10.30 Uhr bis 14.30 Uhr entschuldigt sind.
Bevor wir zur Fragestunde kommen, möchte ich auch auf eine Aktion
hinweisen - und das ist auch der Grund, warum StRin Frauenberger entschuldigt
ist -, die heute um 11.30 Uhr hinter dem Rathaus stattfindet und Sie
finden ja auf Ihren Plätzen auch diese Hinweise. Es geht darum, dass die UNO
vor Jahren schon beschlossen und gebeten hat, dass am 25. November der
„Tag der internationalen Solidarität mit Beseitigung der Gewalt gegen Frauen“
ausgerufen wurde. Und genau um dieses geht es heute hier. Leider hat dieses
Thema auch heute an Aktualität nichts verloren und deshalb werden möglichst
viele Gemeinderätinnen und Gemeinderäte heute um 11.30 Uhr auch bei dieser
Aktion „Ich pfeif auf Gewalt" dabei sein und ich bitte auch um
Entschuldigung, wir haben das auch in der Präsidialkonferenz entsprechend
besprochen, dass beim Schwerpunkt-Verhandlungsgegenstand nicht alle
Gemeinderätinnen und Gemeinderäte hier im Saal anwesend sein werden.
Nur auf dieses wollte ich hinweisen, weil dieses Thema so aktuell ist
und das Eintreten gegen Gewalt von Männern gegen Frauen, aber auch gegen
Kinder, von großer Bedeutung ist.
Wir kommen nun zur Fragestunde.
Die 1. Frage (FSP - 04815-2009/0001 - KFP/GM) wurde von
Herrn GR Dr Helmut Günther gestellt und ist an die Frau amtsführende Stadträtin
der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke
gerichtet. (Bei den Wiener Linien scheint es einen Betrugsskandal mit einem
Schaden von rund 155 000 EUR zu geben. Jahrelang unbemerkt haben
Werkstättenleiter und Bedienstete von Zulieferern die Wiener Linien
systematisch hintergangen, indem ein schwungvoller Handel mit Waren der Firma
betrieben wurde. Eine diesbezügliche Anklageschrift ist bereits fertig. Welche
Maßnahmen werden Sie setzen, damit Betrug verhindert bzw. schnellstens
aufgedeckt wird?)
VBgmin Mag Renate Brauner: Einen schönen guten Morgen,
sehr geehrte Damen und Herren!
Bei der Frage, um die ich hier vom Herrn Kollegen Günther gefragt
werde, handelt es sich um einen vermuteten, muss ich der Korrektheit halber
sagen, denn die Prozesse sind noch nicht beendet, Betrug bei den Wiener Linien,
in den sowohl Bedienstete der Wiener Linien als auch Bedienstete von privaten
Unternehmungen verwickelt waren. Ein äußerst, äußerst bedauerlicher Vorfall,
von dem ich allerdings nicht erkennen kann, dass er eine Angelegenheit der
Gemeindeverwaltung ist, denn eigentlich sind wir hier nur dazu befugt, über
Angelegenheiten der Gemeindeverwaltung zu diskutieren.
Ich habe mich natürlich trotzdem über den Fall informieren lassen,
möchte aber schon sehr deutlich sagen, dass es sich hier um einen bedauerlichen
Vorfall handelt, wie er in vielen Unternehmungen leider manchmal,
glücklicherweise selten, vorkommt, weil eben, wo Menschen arbeiten, auch
Fehler, schwere Fehlverhalten vorkommen. Das ist, wie gesagt, nun wirklich
keine politische Angelegenheit der Gemeindeverwaltung, sondern Fehlverhalten,
wie es leider in Unternehmungen privater, öffentlicher und sonstiger Natur
vorkommen kann.
Das ist mir schon wichtig, das im Vorhinein zu betonen, weil ich denke,
dass wir uns eigentlich schon an die Regeln, die uns unsere Rahmenbedingungen
hier geben, halten sollten. Nichtsdestotrotz habe ich mich natürlich über
diesen Fall jetzt ein bisschen genauer informieren lassen, der, wie gesagt,
sehr bedauerlich ist. Ich möchte in dem Zusammenhang auch anmerken, dass er
drei Jahre zurückliegt und vom Unternehmen selbst aufgedeckt wurde. Es wurden
logischerweise alle Schritte sofort gesetzt: Anzeige bei der
Staatsanwaltschaft, Einleitung eines Disziplinarverfahrens, Suspendierung der
betroffenen Mitarbeiter auf der einen Seite und auf der anderen Seite hat die
Führungsebene der Wiener Linien das getan, was jeder Unternehmer, jede
Unternehmensleitung in so einem Fall tut, sie hat auch Organisationsänderungen
eingeleitet, die die Materialwirtschaft, denn dort hat sich dieses Problem
abgespielt, herausgelöst und einen eigenen Bereich für die Beschaffung
organisiert hat, noch strenger, als es schon vorher war. Das Vier-Augen-Prinzip
wurde eingeführt, eine moderne Analyse-Software, wie ich mir berichten habe
lassen, und die Einsetzung eines eigenen Materiallogistikcontrollers, damit
noch höhere Transparenz und noch verstärktere Kontrolle vorhanden sind.
Ich denke, so bedauerlich dieser Fall ist und durch nichts zu
beschönigen ist, so hat doch die Tatsache, dass er vom Unternehmen selber
aufgedeckt wurde, gezeigt, dass es ein internes Kontrollsystem gibt. Ich
befürchte, wir werden in keinem Bereich, weder öffentlicher noch privater
Natur, dafür sorgen können, dass wir zu 100 Prozent ausschließen können -
immerhin reden wir hier von über 8 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
bei den Wiener Linien -, dass es zu Fehlverhalten von Menschen kommt. Die
Tatsache aber, wie gesagt, dass es das Unternehmen selber aufgedeckt hat,
zeigt, dass es sehr wohl interne Kontrollsysteme gegeben hat, wiewohl sie jetzt
optimiert wurden. Es gibt nichts Schlechtes, was nicht auch eine gute Seite
hat, dass man auf die Art und Weise draufkommt, was man noch besser machen kann
und ich denke, das Management hat in seiner Verantwortung hier auch korrekt
gehandelt, indem es eben sowohl die Anzeige an die Staatsanwaltschaft als auch
die Disziplinarmaßnahmen als auch die strukturellen Veränderungen vorgenommen
hat.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die
1. Zusatzfrage wird von GR Dr Günther gestellt.
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