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Gemeinderat, 53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll  -  Seite 81 von 101

 

nur 16 Prozent der Kinder mit Eltern mit Pflichtschulabschluss. Ich gehe nicht davon aus, dass die dümmer sind. Die Wahrscheinlichkeit, eine höhere Bildung zu erreichen, ist für Kinder aus sozial besser gestellten Schichten sechsmal so hoch als für Kinder aus sozial schwächeren Schichten. Das, meine Damen und Herren, ist der größte bildungspolitische Missstand unserer Zeit. Wir SozialdemokratInnen werden mit unserem Einsatz nicht aufhören, eher dieser Missstand beseitigt ist und wir sagen können, dass, egal wie reich die Eltern sind, alle in unserem Land die gleichen Chancen auf Bildung haben! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Es gibt auch noch andere Probleme. Ich habe leider nicht unendlich Zeit. Die AkademikerInnenquote ist heute zum Beispiel noch gar nicht erwähnt worden, obwohl wir eine Bildungsdebatte führen. Platz 16 in der EU. Es gibt also viel zu tun. Erstaunlich finde ich, dass diese doch recht naheliegende Einsicht nicht omnipräsent ist. Das beste Beispiel, Herr Kollege Aigner, ist die menschgewordene Ignoranz in der Person der zum Glück der Geschichte angehörenden Bildungsministerin Gehrer. Auf die mittelmäßigen PISA-Ergebnisse, die Sie auch heruntergespielt haben, hatte sie keine besondere Antwort, auch nicht für die Unterschiede nach sozialen Backgrounds, außer dass die Eltern halt besser auf ihre Kinder aufpassen und dass die Kinder ein bisschen weniger Partys feiern sollen. Leider ist das nicht alles Geschichte, weil es gibt zum Beispiel den aktuellen ÖVP-Wien-Obmann und Wissenschaftsminister, der auf die AkademikerInnenquoten, die erschreckend niedrig sind, keine andere Antwort hat, als eben nicht Qualitätsverbesserungen, sondern Zugangsbeschränkungen durchzusetzen.

 

Zum Glück hat der Aufholprozess begonnen. Es tut sich viel, und zwar seit Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten Verantwortung in der Bundesregierung zeigen, seit Claudia Schmied Verantwortung in dieser Bundesregierung für den Bildungsbereich hat. Ich erinnere an die Klassenzahlen, die auf 25 gesenkt werden. Ich erinnere an mehr Ressourcen für Berufsschulen, an das Projekt „Tagesbetreuung neu", das heuer beginnt. Ich erinnere an das Projekt „Lehre mit Matura" und so weiter, natürlich auch an die Neue Mittelschule. Jetzt kommen wir zum Thema. Die gibt es seit September 2009 an 244 Standorten in Österreich, 21 davon in Wien. Damit sind wir mitten bei den Vorhaben, die wir in Wien umsetzen wollen.

 

Im Budget 2010 zeigt sich, welchen Schwerpunkt Bildung hat. Es sind 1,6 Milliarden EUR, die in den Bildungsbereich fließen. Das allein ist ein Beleg dafür, dass Wien in der Bildung die Nase vorn hat. Fangen wir bei der Mittelschule an. Ich habe es erwähnt, in Wien gibt es 21 Mittelschulstandorte. Anders als in Österreich gesamt haben sich viele AHS dafür entschieden, dieses Modell zu wählen. Der Andrang ist riesig. Ganz offensichtlich ist es nicht so, wie der Kollege Aigner gesagt hat, dass es gegen den Willen aller Beteiligten durchgesetzt wurde. Zumindest die Eltern und Kinder, die eigentlich viel mehr Neue Mittelschulen bräuchten, als es gibt, zeigen das Gegenteil, und das mit gutem Grund. Es ist ein Schulmodell, das ermöglichen würde, dass es eben nicht notwendig ist, dass Kinder im Alter von neun Jahren entscheiden müssen, welchen Bildungsweg sie gehen. Es ist ein Schulmodell, das ermöglicht, dass die Stärken der verschiedenen Schularten optimal miteinander verbunden werden können, nämlich individuelle Förderung im Vordergrund statt früher Selektion.

 

Ich bin selbst Vater einer Tochter in der vierten Volksschulklasse und weiß daher, wie stark der Druck auf Kinder und Familien in dieser Zeit ist. Ich finde nicht, dass die Einzigen, die man im Zusammenhang mit Bildung fragen muss, Lehrerinnen und Lehrer sind. Ich finde, man muss natürlich auch Lehrerinnen und Lehrer fragen, aber nonchalant drüberzugehen, dass Kinder auch eine Meinung in diesem Bereich haben, finde ich recht spannend. Ich habe in den letzten Wochen auch einige Schulen besuchen müssen. Wir überlegen uns gerade, welche weiterführende Schule unsere Tochter besucht. Ich kann auch im Vergleich nicht erkennen, was schlecht daran sein soll, wenn in einer Schulklasse ein zweiter Lehrer oder eine zweite Lehrerin in jedem Fach steht. Ich kann, mit Verlaub, nicht erkennen, was schlecht daran sein soll, dass diese zusätzlichen Ressourcen auch Kindern zur Verfügung stehen sollen, die einen Dreier im Volksschulzeugnis haben. Ich halte diese Blockade im Bereich der Neuen Mittelschule schlicht und einfach für ein Relikt aus einer lange vergangenen Zeit, die Menschen aus einer anderen Herkunftsfamilie als die der hohen Bildungsschicht - wir haben die Unterschiede gehört - den Zugang zu einer guten Bildung verwehren möchte. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Erst letzte Woche hatte ich ein Gespräch mit einem Biologielehrer. Also ich spreche zum Beispiel auch mit Lehrern. Dieser hat sich in seiner Schule gegen den Umbau zu einer Neuen Mittelschule ausgesprochen, und zwar vehement. Nun ist er vollends von den besseren Möglichkeiten überzeugt, die ihm als Lehrer zur Verfügung stehen. Dieser Mann hat es erkannt. Vielleicht erkennt der Kollege Aigner auch noch, die Wiener Mittelschule ist das Modell der Zukunft und es muss unser Ziel sein, dass sie flächendeckend umgesetzt wird. Doch es gibt nach wie vor zwei Parteien hier, die das verhindern. Erst letzte Woche wurde der Vorschlag von Claudia Schmied - heute ist er noch einmal erneuert worden -, die Prozentgrenze aufzuheben, von ÖVP-Chef Pröll abgeblockt. Hören Sie doch auf mit Ihrer Blockadepolitik! Hören Sie auf internationale Expertinnen und Experten, aber auch im eigenen Land! Ein kurzer Blick zur Industriellenvereinigung wäre zum Beispiel in dem Zusammenhang gar nicht so schlecht. Es wird Zeit, dass Sie aufhören, einem Teil der Kinder die Chancen zu verwehren, die alle Kinder verdienen! (GR Dr Wolfgang Aigner: Die Gesamtschule hat die schlechtesten Ergebnisse, sagen die Experten!)

 

Was sind weitere Schwerpunkte im Bildungsbereich? Der Bildungscampus Monte Laa wurde gerade eröffnet, ein großer Schritt, der neue Standards setzt, der Lernen und Freizeit näher zusammenrückt. Weil ich gerade bei

 

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