Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 72 von 101
diesem Fall, wie auch in allen anderen Fällen sagen, es hat das
Parteibuch keine Rolle gespielt. Ich weiß bis zum heutigen Tage nicht, und es
interessiert mich auch überhaupt nicht, welches, und ob Matthias Losek ein
Parteibuch hat. Und Sie werden es auch nicht glauben, dass es nicht unbedingt
meine Idee war, dass Matthias Losek dorthin geht, weil ich bedaure das sehr, er
ist ein hervorragender Mitarbeiter, sondern in der Tat ist die Leitung von Wien
Modern von selber auf mich zugekommen und hat gemeint, sie würden gerne
Matthias Losek haben, und zwar nicht nur, weil er bei mir ist, sondern weil er
als Leiter eines Festivals, was Sie verschweigen, hervorragende Arbeit
geleistet hat.
Dieses zur Klarstellung, weil ich meine, dass sich Mitarbeiter hier
nicht persönlich wehren können, aber man sollte ihnen zumindest die Gelegenheit
geben.
Meine Damen und Herren, dieses Budget ist, wie ich meine, ein sehr
gutes für die Kultur in Wien und ich bitte daher um Ihre Zustimmung. Danke
sehr. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zur Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft liegt
keine Wortmeldung mehr vor.
Wir kommen nun zur Beratung der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend,
Information und Sport. Als erster Redner zum Wort gemeldet ist Herr GR Mag
Jung.
GR Mag Wolfgang Jung (Klub der Wiener Freiheitlichen):
Frau Vorsitzende! Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Ich habe es heute schon einige Male gehört, vielleicht hören wir es in
den nächsten zwei Tagen noch einige Male: „Wien ist die lebenswerteste Stadt in
Europa, in der Welt, im Universum.“ (GR
Siegi Lindenmayr: Ja, genau!) Ja, das haben wir einige Male gehört. Für wen
ist es die lebenswerteste Stadt und über wen wurde die Studie gemacht, Herr
Kollege, das wissen Sie ganz genau. Mit ausländischen Managern, die im
19. Bezirk wohnen in der Gegend, für die Jugendlichen in Wien ... (GR
Siegi Lindenmayr: Ja, genau!) Ja, richtig, bitte, das haben Sie selbst so
verkündet, Herr Kollege Lindenmayr. Die Jugend in Wien hat da leider von der
Stadt in vielen Bereichen ein anderes Bild. In den letzten 10 Jahren haben
Sie in diesem Bereich abgewirtschaftet. Wir haben explodierende Zahlen bei der
Gewalt durch und unter Jugendlichen, und das können auch Sie nicht bestreiten,
auch wenn Sie die Hände unterm Tisch ringen. Wir haben eine Kriminalität bei
Jugendlichen in Wien, die stark steigend ist, Herr Kollege Lindenmayr. 2008 gab
es 2 028 ermittelte jugendliche Täter unter 14 Jahren. 2 028 Täter unter
14 Jahren in Ihrer Stadt, die Sie zumindest als solche immer beanspruchen,
nämlich dann, wenn es gut geht. Wenn es schlecht ausschaut, dann verleugnen sie
die Realitäten.
In der Altersgruppe von 14 bis 19 gab es einen Anstieg, Frau Kollegin,
von 6 426 auf 7 724, und das in einem Jahr. (GRin Mag Sybille
Straubinger: Das stimmt ja überhaupt nicht!) Das ist die reale Situation!
Wien, die lebenswerteste Stadt!
Jetzt frage ich Sie, Frau Kollegin, weil Sie sich gerade so aufgeregt
haben: Was glauben Sie, warum Ihre Wählerzahlen so zurückgehen? Weil die Wiener
Ihre Form, Wien zu führen, so lebenswert finden? Oder deswegen, weil sie
draufkommen, dass Sie in der Führung dieser Stadt versagt haben? Das ist
nämlich die Realität!
Warum nicht zuletzt in der Jugendpolitik? Wir haben vor nicht allzu
langer Zeit einen Wechsel im Stadtrat bekommen, weil man eine Stadträtin
ablösen musste, weil sie völlig versagt hat, weil sie nichts als Pleiten, Pech
und Pannen geliefert hat! Frau Laska, MOD, Master Of Desaster, das sie uns
geliefert hat, vom Prater, von Mongon, von der Glücksspielsituation im Prater,
den USA-Reisen mit dem Pleitemanager des Prater-Vorplatzes,
Geldverschleuderung, Einnahmenüberschätzung bei der Europameisterschaft und so
weiter. Schließlich ist es sogar Ihnen zuviel geworden und Sie haben sie in
Frühpension geschickt, nachdem der Bürgermeister noch nicht lange vorher
behauptet hat, er geht mit dieser Regierungsmannschaft in die nächste Wahl.
Wie schaut es in der eigentlichen Jugendarbeit aus? Kein Geld, zu
wenige Hortplätze, zu wenig und schlecht bezahltes Personal. Oder wollen Sie
das vielleicht auch leugnen? Vorige Woche waren die KindergärtnerInnen zum
zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit auf der Straße, und das ist wirklich keine
Personengruppe, die von vornherein uns zuzurechnen gewesen wäre. (GR Heinz Vettermann: Das ist immer noch
keine!) Es ist ihnen einfach zu viel geworden, was Sie ihnen zumuten. Hier
singen Sie ein Loblied auf die heile Welt der Wiener Jugendarbeit und draußen
demonstrieren die Betroffenen, die Mitarbeiter, die Sie doch sonst hier immer
so loben!
Wir haben Schulkinder, die ihre Lehrer nicht verstehen, wir haben das
PISA-Desaster, wir haben Containerklassen, Gewalt in den Schulen und wir haben
eine steigende Jugendarbeitslosigkeit, und das ist alles eine Realität, die Sie
nicht leugnen können. Und was tun Sie? Sie fördern zahllose Kleinstvereine und
obskure Zwergerlprojekte. Sie fördern sie dann, wenn die Ausrichtung genügend
links ist. So kann man auf diese Art und Weise zumindest teilweise oder in
einigen Bereichen sogar ganztags bezahlte Funktionäre an die SPÖ binden,
nahestehende Druckereien mit den Aufträgen für Hochglanzblätter versorgen und
Aktivitäten vorgaukeln, die in der Wirklichkeit der Wiener Jugendlichen überhaupt
nicht vorkommen.
Ich werde Ihnen einige Beispiele aus dem Kontrollamtsbericht bringen:
Fangen wir mit dem Freien Radio oder Radio Orange
an. Acht Personen hauptamtlich beziehungsweise teilzeitbeschäftigt. Das
Kontrollamt bestätigt, chaotische Organisation, Überschuldung, mehrfach
drohender Konkurs, Insolvenz, statutenwidrige Vorgangsweise, keine
Generalversammlung, keine dokumentierte Wahl von Rechnungsprüfern. (GRin Barbara Novak: Das war vorher!) Aber
rund 300 000 EUR war Ihnen das im Jahr wert. Acht bezahlte
Mitarbeiter, pro Tag im Durchschnitt, 56, glaube ich, Hörer in diesem
Radiobereich. 63 Hörer
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular