Gemeinderat,
53. Sitzung vom 24.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 62 von 101
hat. – Was das mit Steuergeld im Zusammenhang mit der
Kulturdebatte zu tun hat, kann ich wirklich nicht nachvollziehen! Wir können
einmal sagen: Das Naturhistorische Museum hat an und für sich nichts mit Kunst
und Kultur zu tun. Und es ist auch kein Wiener Museum, sondern es bekommt das
Geld vom Bund. Im Hinblick darauf, Herr Wolf, muss ich sagen: Absolute
Themenverfehlung! Es ist einfach schlechtes Kabarett, was Sie da liefern! (GR
Dr Wolfgang Aigner: Das ist gutes Kabarett!)
Man kann sich schon vorstellen, was von der Qualität Ihrer Reden zu
halten ist, wenn Sie einmal etwas Konkretes sagen. Sogar den Namen haben Sie
falsch zitiert. Es geht da nämlich um Matthias Losek und nicht um Matthias
Löckl, wenn wir überhaupt über jemanden reden wollen! Dass Sie nicht einmal die
Namen der Personen kennen, die Sie ansprechen wollen, zeigt uns deutlich, wie
Sie von der gesamten Thematik nun wirklich keine Ahnung haben!
Nach diesen Katastrophenreden der drei Oppositionsredner, die ich jetzt
verfolgt habe, ist es schwer, wieder zu Zahlen und Fakten zurückzukommen. Ich
werde es versuchen, muss aber doch zuerst noch etwas zurückweisen. Wenn Frau
Kollegin Ringler hier sagt, dass Kunstwerke verrotten, dann muss ich ganz
deutlich sagen: In Wien verrottet kein einziges Kunstwerk! Und wenn sie das im
Zusammenhang mit dem Wien Museum sagt, dann ist das Rufmord! Es ist wirklich
eine Schweinerei, dass sie so etwas überhaupt in den Mund nimmt! Während das Wien
Museum gigantische Erfolge mit der Großausstellung Wiens in Japan und mit der
Großausstellung „Der Kampf um die Stadt“ im Künstlerhaus feiert, stellt sich
Frau Ringler hierher und sagt, das ist eine Katastrophe, im Wien Museum
verrotten Kunstwerke! Das muss ich mit aller Entschiedenheit zurückweisen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Das funktioniert nach dem Modell: Ich stelle mich da her, immun bin ich
sowieso, sage irgendwas, das schiach klingt, und dann sage ich, ich fürchte
mich sehr davor! – Es ist zum Beispiel wirklich skurril, dass Kollegin
Ringler von der „Großbaustelle Wien Museum“ gesprochen hat! Ich weiß nicht, wo
die Großbaustelle Wien Museum ist! Das Museum feiert tolle Ausstellungserfolge
im Ausland und im Inland. Es ist legitim, wenn Herr Direktor Kos gemeinsam mit
dem Herrn Kulturstadtrat sagt, wir sollten überlegen, ob Wien und unter welchen
Bedingungen wir einen Zubau oder einen Neubau machen sollen. Das ist wirklich
die Aufgabe des Herrn Direktors und die Aufgabe des Herrn Kulturstadtrats, und
Sie sagen, das ist eine Großbaustelle. Ich weiß nicht, wo die Großbaustelle
ist! Das ist eine Erfindung der Opposition, und das muss man entschieden
zurückweisen!
Uns es ist natürlich kein Wahlkampf-Gag, sondern das ist ernsthafte
Politik! Das können Sie sich vielleicht nicht vorstellen, denn Sie denken
möglicherweise wirklich in Ihrer gesamten kulturpolitischen Betrachtungsweise
nur mehr bis zum Wahltermin, bis zur nächsten Wahl! Weil dann für Sie die
kulturpolitische Tätigkeit zu Ende ist. Das wird die Stadt gut verkraften
können! Aber der Kulturstadtrat wird auch nachher Kulturstadtrat sein, und der
denkt jetzt schon nach über die Zukunft des Wien Museums, und es ist richtig,
dass man das vor der Wahl anspricht und nicht nach der Wahl!
Und ich erinnere jetzt nur an einen ähnlichen Wahlkampf-Gag: Als der
Herr Bürgermeister im Jahr 2000 in einer ganz ähnlichen Situation gesagt hat,
ich habe die Vision, dass das Theater an der Wien in ein Opernhaus umgewandelt
wird, dann hätten wir damals auch sagen können, ein Wahlkampf-Gag! Na, was ist
aus dem Wahlkampf-Gag geworden? Der größte Erfolg der Wiener Kulturpolitik! Wir
haben das Theater an der Wien in das beste Opernhaus des Landes und in das
zweitbeste Opernhaus Europas umgewandelt! All das ist konkrete sozialdemokratische
Kulturpolitik und kein Wahlkampf-Gag! (Beifall bei der SPÖ.)
Ich komme zum Kulturbudget zurück, das eine einzige Erfolgsgeschichte
ist. Seit Andreas Mailath-Pokorny Kulturstadtrat ist, seit 2001, ist das
Kulturbudget um 45 Prozent gestiegen. Heuer wird das Budget, ausgehend von
diesem hohen Niveau, nochmals um 2,6 Prozent beziehungsweise um
6 Millionen EUR erhöht. Das ist ein einzigartiger Erfolg der Wiener
Kulturpolitik und eine gute Basis für die Erfolge der Kulturpolitik in den
nächsten Jahren!
Wenn Frau Kollegin Ringler zynisch sagt, dass das Geld nur in die
großen Institutionen fließt, dann muss ich sagen: Die Vereinigten Bühnen Wien,
die Wiener Symphoniker und die Wiener Festwochen – um nur drei Große zu
nennen – bekommen nächstes Jahr ganz genau dieselbe Subvention wie in den
letzten Jahren und keinen Cent mehr. Das heißt, das Geld, das zusätzlich im
Kulturbudget vorhanden ist, geht in viele kleine Kulturinitiativen, und das ist
die beste Initiative gegen die scheinheiligen Anträge, die Sie heute betreffend
soziale Lage der Künstlerinnen und Künstler in dieser Stadt stellen und die wir
ablehnen werden. (Beifall bei der SPÖ.)
Wien investiert auch in der Krise in seine Stärke, nämlich in Kunst und
Kultur. Kunst und Kultur ist – wie Renate Brauner gesagt hat – ein
identitätsstiftender Faktor in dieser Stadt und ein ganz wichtiger Teil der
Lebensqualität. Sie wissen: Wien ist die Stadt mit der höchsten Lebensqualität
in der Welt, und da spielen Kunst und Kultur eine wichtige Rolle. Ich weiß, dass
Sie das nicht gern hören, weil das natürlich nicht Ihrer Meinung entspricht.
Aber so ist es! Kunst und Kultur sind sehr wichtig für die Erfolge im Tourismus
sowie im Kongresstourismus.
Zwei Drittel aller Touristen und Touristinnen kommen wegen Kunst und
Kultur nach Wien, und bei den Kongresstouristen ist dieser Trend noch stärker,
weil für sie ein hochqualitatives, vielfältiges Kunst- und Kulturangebot eine
wichtige Frage ist, ein Kriterium ist, wohin sie mit Tourismusveranstaltungen,
Großkongressen gehen.
Wien ist einzigartig auf diesem Gebiet. Wien ist die
einzige Stadt, die das Kulturbudget in diesem Maße gesteigert hat. Es kommen
nicht nur viele Touristinnen und Touristen nach Wien, sondern es kommen auch
viele Delegationen aus anderen Städten und Regionen und fragen uns: Wie macht
ihr das mit der Steigerung
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