Gemeinderat,
53. Sitzung vom 23.11.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 116 von 122
Aus dem „2. Armuts- und Reichtumsbericht für Österreich",
herausgegeben von der Österreichischen Gesellschaft für Politikberatung und
Politikentwicklung – das ist klein geschrieben, und ich habe 12 Dioptrien
-, Präsident: Rudi Schicker.
So einen Bericht möchten wir in Wien auch haben! Drei Bundesländer
machen das. Da kann man dann vieles über die Armut herauslesen: Da weiß man dann
besser, als man es jetzt weiß, woher das kommt. Man weiß, welche Instrumente
man verwenden soll. - Der Rudi Schicker macht das für ganz Österreich. Ich
hätte das gerne so, wie es drei andere Bundesländer machen, nämlich Kärnten,
Tirol und Niederösterreich, auch für Wien. Wir werden heute einen
entsprechenden Antrag einbringen.
Was man noch machen kann, ist natürlich – damit es den Leuten, die
jetzt aktuell in Not sind, auch hilft -, nicht nur über Langzeitprojekte zu
reden, sondern die Sozialzentren mit genügend Personal auszustatten. Dort
reißen sich viele Leute buchstäblich die vier Buchstaben auf und rennen und
rennen und kommen hinten und vorne nicht nach. Wir bringen daher einen Antrag
betreffend Aufstockung des Personals in den Sozialzentren ein.
Und damit wir auch von ein paar armen Leuten reden, die in der Stadt
existieren und die von der großen Politik vergessen werden: Das „Datum"
hat in der aktuellen Ausgabe eine Covergeschichte über Glücksspiel gemacht. Die
wollten eigentlich eine Geschichte über Jugendliche in Favoriten schreiben.
Dann waren sie dort und haben mit vielen jungen Leuten geredet, und dabei sind
sie draufgekommen, die spielen fast alle. 15-, 16-, 17-Jährige - die dürften
laut Gesetz nicht spielen - sind überall drinnen in diesen Klitschen, in diesen
kleinen Eingängen.
Das Kleine Glücksspiel, das schon lange keines mehr ist, wirft viel
Geld ab. Und es gibt Bewegung in der Sozialdemokratie: Im 15. Bezirk sagt
der Bezirksvorsteher, es gefällt ihm nicht, und er sagt das auch noch in den
Medien - in „Datum" selber, in dieser Zeitschrift. Die Bezirksvorsteherin
aus dem 10. Bezirk, Mospointner – zitiert -: Sie will das Glücksspiel
nicht. - In Kärnten marschiert der stellvertretende Vorsitzende der
Sozialdemokratie hinaus und sagt: Ich brauche das alles nicht. - Und Heinz
Schaden, Bürgermeister in Salzburg, hat gesagt: Ich nehme auch kein Geld aus
dem Drogenhandel.
Und genauso sehe ich das hier auch. Wir bringen Anträge betreffend das
Kleine Glücksspiel ein. Zum einen hätten wir gerne ein Verbot, aber was wir
jedenfalls gerne hätten, ist, dass das versprochene Geld endlich fließt. Es hat
einmal geheißen, 2006, die Stadt wird Geld bereitstellen für die
Spielsuchthilfe. Bis jetzt kriegen die keinen Cent! Die kriegen nur Geld von
der Novomatic ...
Vorsitzender GR Godwin Schuster (unterbrechend):
Bitte zum Schlusssatz zu kommen.
StR David Ellensohn (fortsetzend): ... und
von den Casinos. Die Stadt Wien nimmt 60 Millionen EUR aus dem
Kleinen Glücksspiel ein und stellt nicht einen einzigen Euro für Prävention zur
Verfügung. Das hätte ich gerne geändert. Auch dafür wird heute ein Antrag
eingebracht. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächste zum Wort
gemeldet ist Frau GRin Mörk. Ich erteile es ihr.
GRin Gabriele Mörk (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Frau
Stadträtin! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Es sind die Schwachen, die einen starken Staat brauchen – vor allem in
wirtschaftlich turbulenten Zeiten mehr denn je. Deshalb ist eben Sozialpolitik
eine Kernaufgabe des Staates, und die Sozialdemokratie und vor allem auch die
Wiener Stadtregierung stehen zu diesem Grundsatz. (Beifall bei der SPÖ.)
Für das Sozialbudget wurde im heurigen Jahr erstmals deutlich mehr als
1 Milliarde EUR bereitgestellt, und für das nächste Jahr wird dies um
zusätzlich 70 Millionen EUR erhöht.
Die Umsetzung der bedarfsorientierten Mindestsicherung als Meilenstein
in der Armutssicherung wird in Wien unter Federführung der MA 24 bereits
seit März 2009 vorbereitet. Die bedarfsorientierte Mindestsicherung soll
voraussichtlich mit September des nächsten Jahres in Kraft treten. Dies
erfordert nicht nur legistische, sondern auch organisatorische Veränderungen.
Bereits seit September 2009 läuft das Modellprojekt „Step 2 Job"
in Floridsdorf, das die MA 24 in Zusammenarbeit mit dem WAFF, der
MA 40 und dem AMS Wien entwickelt hat. Durch dieses Projekt soll der
Zugang für BezieherInnen, die keine Leistung vom Arbeitsmarktservice beziehen,
zu arbeitsintegrativen Maßnahmen und Arbeitsvermittlung erweitert
beziehungsweise verbessert werden. Mit der Einführung der bedarfsorientierten
Mindestsicherung ist geplant, dieses Projekt Wien-weit auszudehnen.
Durch die bedarfsorientierte Mindestsicherung sollen für alle
Anspruchsberechtigten in ganz Österreich dieselben Mindeststandards
sichergestellt, das Leistungsniveau gesichert und das soziale Netz verdichtet
werden. Darüber hinaus erfolgt auch die Einbeziehung der BezieherInnen der
bedarfsorientierten Mindestsicherung in die gesetzliche Krankenversicherung.
Der von vielen als stigmatisierend empfundene Sozialhilfekrankenschein wird
durch die E-Card ersetzt werden.
Ab Jänner 2010 wird flächendeckend in allen Sozialzentren die
Organisationsänderung umgesetzt. Ziel dieser Änderung ist es, neben dem Ausbau
der Servicequalität - wie unbürokratischer Zugang, Antragstellung ohne
Terminwartezeiten, rasche Soforthilfe für Notfälle, Neupositionierung der
Sozialarbeit mit einem optimalen Einsatz der Ressourcen -, die Organisation auf
die Einführung der bedarfsorientierten Mindestsicherung vorzubereiten.
Ein weiterer Schwerpunkt wird sein, die Gruppe der
SozialhilfebezieherInnen und deren Erwerbspotenzial näher und differenzierter
zu beschreiben, um passgenaue Förderungsmaßnahmen zu entwickeln und die
betroffenen Menschen wieder in Beschäftigung zu bringen. Denn Arbeit, meine
sehr geehrten Damen und
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