Gemeinderat,
52. Sitzung vom 30.10.2009, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 95
Wir haben die Dezentralisierung der MA 17 noch einmal versucht,
ganz konkret zu verorten und zu schauen, was braucht es, wie sind die
Grätzelspezifika da drinnen, und wir fördern Projekte – das tun wir immer, das
stimmt, da haben Sie Recht – für Vereine im Wert von 5 100 EUR, aber
für Einzelpersonen hat es die Möglichkeit bisher nicht gegeben zu sagen, das
ist eine gute Idee, das fördert den Dialog, das unterstützen wir auch. Und das
ist zum Beispiel das Neue daran.
Vielleicht ist es in dem Fall nicht so wichtig, immer nur die
Innovation voranzustellen, vielleicht geht es auch einfach oft um den Impuls.
Mich würde es freuen, wenn Sie mit Ihrer Erfahrung auch in Ihrer Community
Leute dazu bringen könnten mitzumachen bei dieser „Sei dabei"-Aktion,
Projekte zu setzen und eben im breiten Bündnis für Integration zu arbeiten.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Wir kommen nun zur
vierten und damit letzten Zusatzfrage in der Fragestunde. Sie wird von GR
Baxant gestellt. – Bitte.
GR Petr Baxant (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Frau Stadträtin, danke sehr für die
Beantwortung der 1. Frage.
Meine Zusatzfrage: Könnten Sie bitte einige ganz konkrete und bereits
realisierte Projekte skizzieren und beschreiben?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte.
Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Angesichts der
fortgeschrittenen Zeit vielleicht ganz knapp. Wir haben bis jetzt seit der
Präsentation 35 eingereichte Projekte, die eigentlich sehr, sehr
unterschiedlich sind. Sie sind im Bereich Sport zu Hause, im Bereich der
Nachbarschaft, Feste oder Verknüpfungen – sagen wir das jetzt einmal so –, es
sind ein paar kreative Projekte dabei, es sind Projekte mit Kindern dabei, und
es sind gemeinsame Ausflugsprojekte drinnen. Konkret machen Menschen gemeinsam
in einer Wohnhausanlage ein Nachbarschaftsfest oder es gibt in einem Garten ein
Mühle-Fest. Es gab im Monte Laa einen Tag der Sprache, wo ganz, ganz viele
verschiedene Sprachen gesprochen wurden, wo aber auch darauf hingewiesen wurde,
was der Vorteil einer hohen Sprachkompetenz ist. Es gibt Projekte, die im
Nachbarschaftsgarten zum Beispiel stattgefunden haben, wo es ein Mühle-Turnier
gegeben hat. Es gibt aber auch gemeinsames Kochen.
Was alle die Konzepte oder
alle Projekte miteinander haben, ist, dass sie eigentlich eine große Anzahl von
Bürgerinnen und Bürgern umschließen, das heißt, da waren auch Sachen dabei, wo
hundert Leute mitgemacht haben, im Gemeindebau zum Beispiel, und wo es wirklich
gelungen ist, Menschen mit und Menschen ohne Migrationshintergrund
zusammenzubringen. Und das ist vielleicht auch noch das Innovative an „Sei
dabei", dass wir es mit diesem Impuls wirklich schaffen, die Menschen in
den Dialog zu bringen – mit und ohne Migrationshintergrund. Viele
Integrationsprojekte bisher haben sich ja eigentlich immer ausschließlich an
die Migrations-Community gerichtet, aber mit dem gelingt es uns wirklich, in den
Dialog zu treten. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl:
Danke, Frau Stadträtin. Damit ist die Fragestunde beendet.
Wir kommen zur Aktuellen Stunde.
Der Klub der Sozialdemokratischen Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates
hat eine Aktuelle Stunde mit dem Thema „Rücksichtnahme und Respekt für ein
gutes Zusammenleben in Wien" verlangt. Das Verlangen wurde gemäß § 39
Abs 2 der Geschäftsordnung ordnungsgemäß beantragt.
Ich bitte nun den Erstredner, Herrn GR Hursky, die Aktuelle Stunde zu
eröffnen. Seine Zeit beträgt zehn Minuten.
GR Christian Hursky (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte
Kolleginnen und Kollegen!
Ja, Respekt und Einhaltung von Spielregeln
ist von allen notwendig, damit wir ein gemeinsames Zusammenleben fördern
können. Der Zugang zu diesem Thema ist natürlich ein völlig unterschiedlicher
von den verschiedensten Parteien, und ich möchte diesen Unterschied, den es
hier gibt, auch ein bisschen herausarbeiten.
Ich möchte einmal ein Beispiel bringen. Da
habe ich gleich eine Frage an meine Freunde von der Freiheitlichen Partei. Eine
Wohnhausanlage mit 24 Wohneinheiten. Sie gehen dort zu den Mistkübeln, Sie
finden im Papier den Restmüll, Sie finden dort, wo Gartensachen hineingehören,
Taschen mit Plastik und so weiter. Die Frage ist: Was würden Sie in diesem Fall
machen? Wo orten Sie in diesem Fall das Problem? (GR Mag Wolfgang Jung: Zu wenig Müllcontainer! – Weitere Zwischenrufe
bei der FPÖ.) Nein, es ist nicht in der richtigen Tonne. Also wo orten Sie
dann das Problem? (GR Mag Wolfgang Jung:
Kontrollieren Sie so genau den Müll?) Ja, manchmal ist es notwendig,
nachdem ich im Umweltausschuss bin, dass man sich ein bisschen umschaut, wo der
Dreck wirklich ist, aber man findet diese Sachen immer wieder.
Sehen Sie, es ist natürlich genau wieder
einmal eines: Sie wissen auf diese Sachen in Wahrheit keine Antwort. (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Durch
Sprachkenntnisse wahrscheinlich oder sicher. Ich kann Ihnen nur verraten, dort
wohnen 24 österreichische Familien, keine einzige mit einem
Migrationshintergrund. Der Einzige, der dort ein Vierteltschusch ist, das bin
ich. So schaut das nämlich aus! Das ist nämlich genau das Thema, dass Sie, wo
immer Sie hingehen, ständig versuchen, die Menschen auseinanderzuteilen. So
auch bei Ihrer gestrigen Präsentation, die Sie wieder gehabt haben zu dem
Thema, wo Sie glauben, Sie sind bei den Menschen in Wiener Wohnen unterwegs.
Was ist das Thema, mit dem Sie kommen? Dort ziehen zu viele Ausländer ein.
Das ist auch eine Sache,
die einmal grundsätzlich so nicht richtig ist, wie Sie es immer darstellen,
denn ich habe mir zum Beispiel nach der letzten Gemeinderats- und
Nationalratswahl meine Wahlsprengel sehr, sehr genau angeschaut. Und der
Sprengel, wo die meisten Ausländer drinnen sind oder jene, wo man glaubt, dass
sie Migrationshintergrund haben, hat maximal 17 Prozent
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